Untertänigst leben

Sterbehilfe Professionelle Sterbehilfe ist nun verboten - ein Lehrstück aus der Pseudo-Demokratie.

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Mal wieder ein schwarzer Freitag der Demokratie. Die im Deutschen Bundestag versammelte Volksvertretung hat mal wieder ein Gesetz gegen das Volk gemacht. Ein Gesetz, welches die Mehrheit nicht wollte (was mehr als genug kommuniziert wurde). Aber auch ein Gesetz, das sich selbst eine Mehrheit nicht hätte geben dürfen - weil es ohne jede Not in einen der privatesten, persönlichsten Bereiche der angeblich ach so freien Bürger in diesem Land eingreift.

Das neue Gesetz verbietet professionelle Hilfe beim Sterben. Es zwingt die Lebensmüden zum Learning by doing - mit Strick, Hochhaus, ICE, Reiseapotheke und Badewanne.

Der selbstbestimmte Tod hat keine Lobby. Und wenn er eine hätte, wäre sie eine Mücke gegen das elefantöse Gesundheitswesen - längst ersoffen im Sabber der ethischen Besserwisser, die dieses Land und seine humanoiden Hirne über viele Monate eingekleistert haben, allen voran beamtete Pfarrer höchster Besoldungsstufe, die auf ein Votum ihrer Finanziers ebenso selbstverständlich verzichtet haben wie Politiker auf eines ihrer Mandanten. Wer noch nicht vollends frustriert war ob der realen Mitbestimmungsmöglichkeiten in Deutschland, der kann es jetzt sein.

Denn das Ergebnis war ja von Anfang an klar, es brauchte keine öffentlichen, wirklich pluralen Debatten, damit uns die Medien prophezeien konnten, welcher Gesetzentwurf "die größten Chancen" im Parlament hat. Zeitungsartikel, Magazinreportagen, Talkshows und Podiumsgespräche - alles nur E(r)gotherapie, Stützen der Oligarchie, ABM für Selbstdenker. Letztlich ging es doch nur um eines: der Bürger hat nicht aus der Reihe zu tanzen! Er hat zu funktionieren - als frühpädagogisierter Hosenscheißer, als Schüler, Arbeiter, Konsumsenior oder Palliativkunde. Man lebt in einem Sozialsystem schließlich nicht zum Spaß. Da sind sich die Führer von Politik, Wirtschaft und Kirchen selbstredend einig, getragen von der Binsenweisheit: Nur ein medizinisch noch für lebend erklärter Untertan ist ein guter Untertan.

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