Sarkozys Tripolis-deal

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Was heißt hier "Geheimdokumente", welche die französische Presse jetzt

über Sarkozys Mauschelei mit dem ehemaligen libyschen Diktator Gadhafi

veröffentlichen will? Daß die "Vermittlung" Frankreichs bei der Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern aus libyscher Haft 2007 nicht der Humanität des französichen Präsidenten sondern dessen Gespühr für lukrative deals zu danken war, ist gewiß kein Geheimnis. Nicht umsonst hatte die französische Opposition die damalige Gattin des Präsidenten Cecilia Sarkozy aufgefordert, vor einem Untersuchungsausschuß über die mysteriösen Geschäfte auszusagen, welche die " Vermittlungsmission" begleitet hätten. Zur Erinnerung: 5 bulgarische Medizinschwestern waren zusammen mit einem palästinensischen Arzt 8 Jahre von Gadhafi in libyschen Gefängnissen gefoltert worden, wegen angeblich absichtlicher Infizierung von 400 libyschen Kindern mit dem HIV-Virus. Als unter internationalem Druck und einer pressewirksam zur maßgeblichen "Retterin" stilisierten französischen Präsidentengattin die Medizinschwestern am 24.7.2007 in ihre Heimat zurückreisen durften, traf sich Sarkozy bereits am Folgetag mit Gadhafi in Tripolis. Die Planung der beiden Herren soll die Finanzierung einer nuklearen Meerwasser-Entsalzungsanlage durch Paris beinhaltet haben (von Gadhafi bis dahin vergeblich von Rußland, China und Südkorea erbeten), französische Hilfe beim Bau eines Atomkraftwerks, Frankreichs Unterstützung bei den libyschen Forschungen nach Uran in der Sahara, die Lieferung von Militärausrüstung, Antipanzerabwehrraketen für 230 Millione Euro und Radio-Kommunikationssysteme für 175 Millionen Euro sowie der Kauf von 21 Airbussen und 14 französischen Kampfjets.

Im November 2007 reiste der libysche Diktator sogar zu einem 5-tägigen triumphalen Staatsbesuch nach Paris. Der zum gleichen Zeitpunkt geplante Besuch der bulgarischen Medizinschwestern in Paris mußte deshalb verschoben werden. Wie wenig die französische Politik tatsächich an den ehemaligen Geiseln des libyschen Führers interessiert war, zeigt der Umgang mit dem palästinensischen Doktor Ashraf al Hajuj, der nach seiner Rückkehr ebenfalls in Sofia lebte. Als zur offiziellen Feier in Paris am Jahrestag der "Befreiung " alle 5 Medizinschwestern aus Bulgarien anreisten, fehlte der Palästinenser. Offizielle Begründung: man habe kein Ticket mehr für ihn bekommen.

Inoffiziell ließ man ihm ausrichten, seine Klage vor dem UN-Menschenrechtsausschuss gegen Gadhafi sei nicht im Sinne der Pariser Diplomatie und gefährde zudem die Sicherheit anderer Gastarbeiter in Libyen..

Weniger Glück hatte Sarkozy indes, den Dank der Bulgaren zu versilbern.

Die hatten sich zunächst bereit erklärt, 2 Korvetten zu je 249 Millionen Euro von der französischen Firma Armaris zu kaufen. Doch das Geschäft platzte. Kein Geld mehr in der Kasse, begründete die bulgarische Regierung die Stornierung. Der Preis sei viel zu hoch.

Bleibt die Frage, warum Sarkozy dann bei der Bombardierung Libyens

ohne Zögern Frankreichs Teilnahme zusicherte. Vielleicht, weil sich gerade

dadurch die fragwürdigen Kontakte zu einem Diktator als "international übliche Geschäftsbeziehungen" reinwaschen ließen.

-

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden