http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ef/Dharavi_slum%2C_Mumbai%2C_India_-_20081220.jpg/640px-Dharavi_slum%2C_Mumbai%2C_India_-_20081220.jpgAls Schröder die Bildung der Kommission “Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt” initiierte, gab es nicht nur eine hohe Arbeitslosigkeit (ca. 4 Millionen), wurden nicht nur die offiziellen Zahlen der Bundesanstalt als ‘geschönt’ angezweifelt, auch die regionalen Wirtschaftspolitiken waren überwiegend gescheitert, die einen Aufschwung hätten bringen sollen. Dieses Scheitern betraf vor allem die neuen Bundesländer und das Ruhrgebiet. Hier nun der dritte Teil, nach Fragen über ‘Evolution’ und ‘Entwicklung bzw. Zerfall’.
Die Planungen der Kommission bezogen sich nicht auf neue wirtschaftspolitische Ansätze, sondern auf neue Verwaltungsstrukturen, Maßnahmen und Sanktionen, die das Verhältnis von Bundesverwaltung und Kommunen als auch von Verwaltung und Arbeitslosen neu gestalteten. Doch anstatt das wirtschaftspolitische Versagen einzugestehen und einen fairen Umgang anzustreben, setzte Schröder mit “Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft” einen Prozess in Gang, der in irreführender Weise moralisch ausgerichtet war, statt politisch. Alternativ wäre es möglich gewesen, das Thema Teilzeitarbeit in die Gesellschaft zu tragen, damit ein Verfahren, mit dem die Niederlande gute Erfahrungen gemacht hatte, wenn auch unter anderen Voraussetzungen. In Deutschland waren und sind Regionen von Arbeitslosigkeit betroffen. Inwieweit man ihnen – sei es auch primär durch Entlastung, bedingt durch Abwanderungen von Menschen -, mit einer republikweiten Möglichkeit zur Teilzeitarbeit hätte helfen können, wäre gesondert zu ermitteln gewesen.
Die erlangte Perspektivlosigkeit hatte ich im Sommer 2013 als Abschied von der Wirtschaftspolitik bezeichnet. Leichte Verbesserungen der Situation sind inzwischen in einigen Gebieten des Osten zu verzeichnen (2013), im Ruhrgebiet ist sie weitgehend ausweglos geblieben. Es wäre vielleicht an der Zeit, anstatt über Regionalplanung oder Kultur-Events, die vorzüglich zur Ablenkung taugen, mal über Wirtschaftspolitik im Ruhrgebiet zu sprechen, vielleicht sogar im Rahmen eines Symposions, ausgerichtet von der ‘Metropole Ruhr’. Dies würde zusätzlich für Aufmerksamkeit sorgen können, unter Beteiligung von Wirtschaft, Forschung und Politik. Sollen tatsächlich Arbeitsplätze entstehen, wäre es fair gegenüber den hiesigen Bürgern, das Thema öffentlich anzugehen. Lediglich ein regionales Prekariat zu erschaffen, zu dem übrigens auch die Kommunen gehören, einen regionalen Slum, war eventuell nicht beste Idee!
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Bei den Ruhrbaronen hat sich eine Diskussion entzündet, den Link möchte ich nicht vorenthalten.
Der Beitrag entstand für die Ruhrbarone.
Kommentare 5
@R.M.
Das mit den Symposium ist doch mal eine gute Idee ! Besonders hervorheben möchte ich auch, dass sie aus meiner Persektive als an der Kultur so sehr Interssierter doch fein säuberlich auseinanderhalten was das Ruhrgebiet in der Wirtschaft und in der Kultur braucht.
Ich habe dabei gemerkt, dass ich auch in den Denkfehler verfalle , zu meinen, dass das Ding mit den Kultur-Event schon Alles für den Ruhrpott wäre. Es stimmt total, dass er mehr braucht.
Das ist sauberes Denken, was Sie hier bieten!
Auch sonst stimme ich Ihnen vollkommen zu. Ein vorzüglicher Text. Für die Ruhrbarone fehlt mir angesichts der morgigen Frühschicht jetzt leider die Zeit, aber ich gucke da bestimmt mal rein. Das scheint ja wirklich eine heiße Diskussion zu sein.
Lieber Gruß
poor on ruhr
Danke Poor on Ruhr. Ja, die Diskussion ist spannend, zumal sie auf eine mögliche Rolle des RVR hinausläuft, der einzigen Institution, die ruhrgebietsweit tätig ist, aller dings nur im Bereich Regionalplanung. Die Frage ist, ob im Bereich Planung des RVR ein separates 'Paper' zur Wirtschaftspolitik der Region erstellt werden kann und wird ...
Lieben Gruß
R.M.
Im Ruhrgebiet ist falsch gelaufen, was in UK bereits in Glasgow, Liverpool und Manchester nicht funktioniert hat. "Malocher" schaffen nur selten den Sprung in eine Dienstleistungs- und Eventgesellschaft, selbst dann, wenn darin alle ein Auskommen (einen Job) finden würden.
Im Ruhrgebiet genau wie in den deindustrialisierten Regionen in UK läuft ein ähnliches Programm, das auf die biologische Lösung des Problems setzt. So etwas ist unwürdig.
Danke J.Taylor. Der Vergleich mit ehemaligen industriellen Zentren in UK ist möglich, wenn auch nicht ganz einfach zu bewerkstelligen, weil das Ruhrgebiet nicht bloß eine Stadt, sondern eine ganze Region mit ca. 5,3 Millionen Menschen umfasst. Es gab Anstrengungen, doch die waren nicht marktgerecht. Als man auf z.B. HighTech setzte, unter Einbezug der hiesigen Uni- und Forschungslandschaft, war "Silicon Saxony" (in Sachsen) bereits entstanden. Man kam zu spät ;-)
Für ehemalige Arbeiter aus der Schwerindustrie bliebe jedoch auch bei einem Erfolg nur die 'biologische Lösung'. Nun wird sie voraussichtlich eine ganze Region betreffen.
@R.M.
Die Regionalplanung ist da ganz sicher zu wenig. Eine Instituionalisierung der gemeinsamen Wirtschaftspolitik für das Ruhrgebiet wäre sicher auch insofern gut, dass dieses von ihnen auch zu recht kritisierte "Rumwurschteln " für sich so erschwert würde.
Dann wäre auch eine stärkere Verzahnung der IHK´s der Städte und Regionen geboten.
Lieber Gruss
poor on ruhr