Das politische Aquarium

Politik Nicht Politik-, es ist ein Politikerverdruss, der besonders in Wahlkampfzeiten um sich greifen kann.

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Von Politikern erwarten potentielle Wähler Angebote. Was aber, wenn lediglich Luftblasen aufsteigen, mit einer Geräuschhaftigkeit, die sich von außen unschwer als Blubbern interpretieren ließe. Politiker werden gemacht, von Parteien, doch wenn auch sie, als innere Schwärme, bloß darauf aus sind, erfolgversprechende Blubberer zu küren, damit sie schamlos ihre Mäuler an den Glasscheiben reiben?

Es ist Wahlkampf, ließe sich einwenden - doch werden Lösungen präsentiert, z.B. in Bezug auf den demografischen Wandel und die Rente? Die Lebensarbeitszeit formell zu verlängern, nur weil die Leute älter werden, wird relativ viele Menschen in die Altersarmut entlassen. Wer braucht im Arbeitsleben 67-, 69- oder gar 71-jährige? Allenfalls für ein ehrenamtliches Engagment in betriebsinternen Kindergärten. Und viele ältere Mitbürger könnten auch gar nicht, aus gesundheitlichen Gründen!

Oder die fehlende Legitimät europäischer Entscheidungen? Wofür wählen und bezahlen wir ein europäisches Parlament, das zwar eifrig debbatiert, doch nichts zu sagen hat. Klar, Frankreich und Deutschland wollen sich die Macht nicht aus den Händen nehmen lassen, auch müssen sie den einen oder anderen ‘von außen’ dulden, aus welchem ‘Partnerland’ auch immer, von einer demokratischen Verfasstheit kann jedoch keine Rede sein. Europa ist auf dem besten Wege, ein totalitäres System zu werden.

Wer zahlt, erhält sich die Macht. Das ist Politik mit der Faust, paternalistisch orientiert, die sich in Europa vermutlich nicht lange durchhalten lassen wird. Der Neo-Nationalismus, der sich über die Euro-Kritik längst angebahnt hat, rüttelt bereits an allem, auch an der zugrundeliegenden europäischen Idee, die einst Frieden sichern sollte.

Aber zurück zur deutschen Idylle, in der gerne unterschlagen wird, wie miserabel es um den Osten und das Ruhrgebiet bestellt ist, wirtschaftlich und im Hinblick auf die Kommunen. Wenn der Politik nichts einfällt, ja wofür wurde sie gewählt? Es ist diese Einfallslosigkeit, Einfältigkeit, die die Politik in wichtigen Fragen beherrscht und von relativ vielen Institutionen (Wirtschaftsinstituten, Stiftungen) gestützt wird, im Namen überkommender Konzepte, Rezepte, deren pragmatische Relevanz man verabsolutiert.

Das Wasser aus dem Aquarium zu lassen, wäre freilich auch nur eine einfältige Lösung, aber weshalb verschwinden jene Mäuler nicht, begnügen sich in einer Grotte mit Rente und Ehrenamt, anstatt schamlos mit ihrem Geblubber zu protzen?

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Geschrieben von

R.M.

Anmerkungen über Politik und 'Kultur'.

R.M.

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