Eine deutsche Angst

Arbeit am Mythos Inflation macht vielen Menschen Sorgen. Hierzulande aber entspringt die Angst vor der Geldentwertung einem doppelten Trauma. Ein Plädoyer für dessen Überwindung
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Die Zeit der Hyperinflation in den zwanziger Jahren ist lange vorbei, aber noch immer ist sie in Deutschland ein nationales Trauma. Fast jeder hat einen Ur-Opa, der damals ruiniert wurde. Und man erzählt sich die seltsamsten Geschichten. Etwa die, dass es üblich war, sich in der Kneipe zwei Biere gleichzeitig zu bestellen – weil, während man das eine austrank, schon der Preis für das nächste angestiegen wäre. Oder die Geschichte von der alten Frau, die ihr Geld in einer Schubkarre heimfuhr, diese einen Augenblick unbeaufsichtigt ließ – worauf ihr Diebe die schöne Schubkarre gestohlen, das wertlose Papiergeld aber zurückgelassen hatten. Für 1.000 Mark bekam man im Sommer 1923 gerade einmal vier Schrippen.

Inflation gilt in Deutsch