Respekt vor den KandidatInnen und der Basis!

Grüne Urwahl Die Urwahl hat die Partei gestärkt und ein gutes Stück vorran gebracht

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Auch mich hat das Ergebnis der Urwahl meiner Partei zu den beiden SpitzenkandidatInnen für die nächste Bundestagswahl zunächst überrascht. Doch musste ich nicht lange nachdenken, um zu verstehen, welch eine kluge Entscheidung die Parteibasis getroffen hat. Dass diese klug sei, wird ja in der medialen Öffentlichkeit in der Regel nicht so gesehen.

Die Entscheidung, die die Basis für die Partei hiermit getroffen hat, heißt: Die Bundestagswahl 2013 gewinnen und Schwarz-Gelb vollständig ablösen zu wollen. Denn die Grüne Partei ist ein plurales Konstrukt. Wahlerfolge sind immer nur möglich, wenn dieser Pluralität im Programm, bei den Personalentscheidungen und in der Öffentlichkeit auch Rechnung getragen wird.

Das neue Spitzenduo repräsentiert so gesehen nicht nur Mann und Frau und die beiden Flügel, ebenso west- und ostdeutsche Grüne, junge und erfahrene Gesichter, linke und wertkonservative Strömungen und nicht zuletzt mit der Ökologie und dem Sozialen die beiden Kernkompetenzen der Partei.

So ist diese Urwahl nicht nur eine erstaunliche Revitalisierung basisdemokratischer Parteikultur, von der Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke (eigentlich eine dritte Gewinnerin dieses Prozesses) perfekt organisiert und medial auch gegenüber den anderen Parteien offensiv in Anschlag gebracht, sie ist ebenso eine eindeutige Botschaft an die anderen Parteien (man denke nur an die 3 „Wahlberechtigten“ in der SPD oder an den Umgangsstil der Piraten untereinander). Und sie ist auch eine Lehre für Grüne Landesverbände.

Im Hamburger Landesverband etwa dominierten zunächst ökosozialistische Männer, dann schwarz-grün orientierte Frauen jeweils zu ungunsten der sensiblen Grünen Paritäten und damit auch des Erfolgs. Heute steht der Hamburger Landesverband gemessen an den Grünen Potenzialen in der Stadt darum auch nicht gut da.

Dem Respekt vor der Parteibasis muss ebenso viel Respekt vor den KandidatInnen beiseite gestellt werden. Wer antritt, will gewinnen, kann aber auch verlieren. Doch haben auch die VerliererInnen in Wirklichkeit gewonnen. Indem sie mitgeholfen haben der Demokratie auch in der innerparteilichen Kultur in Deutschland ihre Würde zurückzugeben.

Ein wichtiger Tag für meine Partei. Und ein sehr guter.

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Geschrieben von

Robert Zion

Gruenen-Politiker, Publizist

Robert Zion

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