Von einer Ent-Scheidung des deutschen Volkes

Holocaust-Gedenktag. Zitate, Sprüche, Dokumente

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27.01.2013/16 Schwat 5773

Zum Gedenken und Nachdenken:

„Das Zeichen der Beschneidung halte ich dabei für so bedeutungsvoll, dass ich überzeugt bin, dies allein werde das Volk für immer erhalten. Ja, wenn die Grundsätze ihrer Religion ihren Sinn nicht verweichlichen, so möchte ich ohne weiteres glauben, dass sie einmal bei gegebener Gelegenheit, wie ja die menschlichen Dinge dem Wechsel unterworfen sind, ihr Reich wieder aufrichten und dass Gott sie von neuem auserwählt. (...) Wollte schließlich jemand die Meinung verteidigen, dass die Juden aus diesem oder jenem Grund von Gott in Ewigkeit auserwählt seien, so will ich ihm nicht widersprechen, wenn er nur festhält, dass diese Auserwählung, mag sie zun zeitlich oder ewig sein, soweit sie bloß den Juden eigen ist, sich nur auf ihr Reich und auf leibliche Annehmlichkeiten bezogen hat (denn nur hierin kann ein Volk sich vom anderen unterscheiden), dass sich aber hinsichtlich des Verstandes und der wahren Tugend kein Volk vom anderen unterscheidet und deshalb auch in dieser Hinsicht keines vor dem anderen von Gott auserwählt ist.“

„Dass aber der Haß der Völker sie (die Juden) in erster Linie erhält, das hat schon die Erfahrung gelehrt.“

[Baruch Spinoza, Theologisch-politischer Traktat, 1670]

„Auch des jüdischen Geistes letzte Offenbarung über Leben und Tod, das, was Spinoza darüber lehrte, hat nichts mit jener krankhaften atomistischen Unsterblichkeit gemein, welche das einige Leben bald spiritualistisch, bald materialistisch in Staub auflöst, und das egoistische 'jeder für sich' zum höchsten Religions- und Moralprinzip erhebt. Kein Volk ist von diesem Egoismus weiter entfernt als das jüdische. Bei den Juden hatte stets der Grundsatz der solidarischen Verantwortlichkeit seine volle Geltung. In den S p r ü c h e n d e r V ä t e r wird sogar jene bürgerliche Moral des 'jeder für sich' als gemeinsames Laster gebrandmarkt. Bei Spinoza, wie bei allen jüdischen Heiligen (sic!), steht das Individuelle nicht als etwas Apartes dem Gemeinschaftlichen gegenüber. - Die Ewigkeit fängt, nach Spinoza, nicht erst an, wenn wir gestorben sind; sie ist, wie Gott, stets gegenwärtig."

„Fahren sie [gemeint sind die deutschen Eliten] dagegen fort, sich selbst und dem deutschen Volke falsche Vorspiegelungen von der Macht und Herrlichkeit des 'deutschen Schwertes' vorzugaukeln, dann werden sie auf die alte, kaum noch zu tilgende Schuld noch eine neue häufen, der Reaktion in die Hände arbeiten und in deren Verderben ganz Deutschland mit hineinziehen.“

[Moses Hess, Rom und Jerusalem. Die letzte Nationalitätenfrage, 1862]

[Es wäre] "vielleicht nützlich und billig [...], die antisemitischen Schreihälse des Landes zu verweisen."

[Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, 1886]

„Ob solches geschieht oder nicht geschieht, das hängt allein daran, ob wir als geschichtlich-geistiges Volk uns selbst noch und wieder wollen— oder ob wir uns nicht mehr wollen. Jeder einzelne entscheidet darüber mit, auch dann und gerade dann, wenn er vor dieser Entscheidung ausweicht. Aber wir wollen, daß unser Volk seinen geschichtlichen Auftrag erfüllt. Wir wollen uns selbst. Denn die junge und jüngste Kraft des Volkes, die über uns schon hinweggreift, hat darüber bereits entschieden.“

[Martin Heidegger „Rektoratsrede“: Die Selbstbehauptung der deutschen Universität, 1933]

„I. Vermerk: Betrifft: Technische Abänderungen an den im Betrieb eingesetzten und an den sich in Herstellung befindlichen Spezialwagen. [...] 3.) Die Verbindungsschläuche zwischen Auspuff und Wagen rosten des öfteren durch, da sie im Innern durch anfallende Flüssigkeiten zerfressen werden. Um dieses zu vermeiden, ist der Einfüllstutzen nunmehr so zu verlegen, daß eine Einführung von oben nach unten erfolgt. Dadurch wird ein Einfliessen von Flüssigkeiten vermieden. [...] 4.) Um eine handliche Säuberung des Fahrzeuges vornehmen zu können, ist der Boden in der Mitte mit einer dicht verschließbaren Abflußöffnung zu versehen. Der Abflußdeckel mit etwa 200 bis 300 mm erhält einen Syphonkrümmer, sodaß dünne Flüssigkeit auch währen des Betriebes ablaufen kann. Zur Vermeidung von Verstopfungen ist der Krümmer oben mit einem Sieb zu versehen. Dicker Schmutz kann bei der Reinigung des Wagens durch die große Abflußöffnung fortgespült werden. Der Boden des Fahrzeuges ist zur Abflußöffnung leicht zu neigen. Hierdurch soll erreicht werden, daß alle Flüssigkeiten unmittelbar zur Mitte abfliessen. Ein Eindringen der Flüssigkeiten in die Röhren wird somit weitgehendst unterbunden. 5.) Die bisher angebrachten Beobachtungsfenster können entfallen, da sie praktisch nie benutzt werden. Bei der Fertigung weiterer Fahrzeuge wird durch den Fortfall der Fenster mit Bezug auf die schwierige Anbringung und dichte Abschließung derselben erhebliche Arbeitszeit eingespart.“

[Aus einer technischen Anweisung an die Sodomka LKW-Fabrik zum Bau der „Gaswagen“: II. Gruppenleiter II D, SS-Obersturmbannführer Rauffmit der Bitte um Kenntnisnahme und Entscheidung vorgelegt.I.A. Just, Ju 4/6. wa, 1942]

http://www.das-polen-magazin.de/wp-content/uploads/2009/12/Auschwitz.jpg

„Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit, auch ein ganz schweres Kapitel erwähnen. Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie darüber reden. [...] „Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. - "Das jüdische Volk wird ausgerottet", sagt ein jeder Parteigenosse, "ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir." Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude. Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden die meisten wissen, was es heisst, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei - abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen - anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte [...].“

[Heinrich Himmler an die SS, 04.10.1943]

„Indem Israel den Messias kreuzigte, hat es seine Erwählung verworfen. [...] Die Erwählung Israels ist durch und seit Christus auf die Kirche aus allen Völkern, aus Juden und Heiden übergegangen.“

[EKD, 1948]

„Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben, kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen. [...] Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.“

[Zweites Vatikanisches Konzil, 1965]

„Aus den geschicht­lichen Verschlingungen ist der Tod als solcher, oder als biologisches Urphänomen, nicht herauszuschälen; dazu ist das Individuum, das die Erfahrung des Todes trägt, viel zu sehr historische Kategorie. Der Satz, der Tod sei immer dasselbe, ist so abstrakt wie unwahr; die Gestalt, in der das Bewusstsein mit dem Tod sich abfindet, variiert samt den konkreten Bedingungen, wie einer stirbt, bis in die Physis hinein. Neues Grauen hat der Tod in den Lagern: seit Auschwitz heißt den Tod fürchten, Schlimmeres fürchten als den Tod.“

[Theodor W. Adorno, Negative Dialektik, 1966]

„Die SS hat alles Mögliche getan, um die Spuren der Vernichtung zu verwischen, Oberstes Gebot war, dass keinerlei Hinweise zurückbleiben durften. Man organisiert Transporte, fährt fort zu vergasen und zu verbrennen, während die Front sich auf wenige Kilometer den Lagern nähert und die Wehrmacht auf alles angewiesen ist, was an Menschen und Material noch übrig war. Es sollte eine ‚Endlösung’ sein, die ‚Judenfrage’ ein für allemal beantwortet werden. Man durfte nicht auf halbem Wege stehen bleiben, denn es galt, dem Endlosen, dem nicht enden Wollenden ein Ende zu setzen…..“

[Jean-François Lyotard, Heidegger und «die Juden» 1988]

„Die Abteilung der SS-Führung, die mit der Vernichtung der europäischen Juden befasst war, hieß offiziell Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) [...] Von der Abscheulichkeit ihrer Aufgabe [...] abgesehen, ähnelten die Maßnahmen der Abteilung in formaler Hinsicht [...], denen ‚normaler’, geplanter und durchorganisierter Maßnahmen in Verwaltung oder Wirtschaft. [...] Zu keinem Zeitpunkt ihrer langen qualvollen Volstreckung geriet die Endlösung in Widerspruch zu den Grundsätzen der Rationalität. In keiner Phase kollidierte die ‚Endlösung’ mit dem rationalistischen Credo effizienter, optimaler Zielverwirklichung. Im Gegenteil, der Holocaust entprang genuin rationalistischen Überlegungen und wurde von einer Bürokratrie in Reinkultur produziert. Die Menschehit hat Massaker, Pogrome und Massenmorde in der Nähe des Genozids erlebt, die ohne moderne bürokratische Unterstützung, ohne deren administrativ-technische Möglichkeiten und rational begründete Organisationsstrukturen vollzogen wurden. Der Holocaust war ohne eine solche Bürokratie jedoch undenkbar. Er ist keineswegs das irrationale hervorbrechen nicht überwundener Relikte prämoderner Barbarei. Der Holocaust ist ein legitimer Bewohner im Haus der Moderne.“

[Zygmunt Bauman, Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, 1992]

"Es war NIE in Deutschland normal (im Sinne von "es entspricht der Norm") Jungen zu beschneiden und es war und ist nie natürlich, weil es unserem naturgegebenen Mitleid und unserem elterlichen Beschützerinstikt zutiefst zuwider ist gesunde Kinder zu verletzen. [...] Wenn eine Änderung nicht von oben möglich ist, dann aber von unten bzw. aus der Mitte. Ich glaube, dass das viele gemeinsam schaffen können."

[Aus der „der Freitag-Community“, Dezember 2012]

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Geschrieben von

Robert Zion

Gruenen-Politiker, Publizist

Robert Zion

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