Die Bundesfußball Weltmeisterschafswahl

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Eben las ich das Blog
Bauernopfer sucht Frau und das erinnerte mich an eine Satire, die ich zur Fußballweltmeisterschaft geschrieben hatte, eine Zukunfts-Vision:

Die ganze Idee ging auf die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zurück, deren Regierung im Jahre 2010 durch die Fußballweltmeisterschaft gerettet wurde.

Sie konnte damals einer drohenden Regierungskrise durch eine Geschäfts-Reise nach Südafrika entgehen, und sammelte sportliche Sympathiepunkte in den Stadien, direkt in den Umzieh-Kabinen der Nationalmannschaft.

Weil beide Ereignisse alle vier Jahre stattfinden, kam Merkel auf den Einfall, die Fußballweltmeisterschaft und die Bundestagswahlen in Zukunft zusammenzulegen. Dadurch würden in der post-demokratischen Spielphase enorme Synergien freigesetzt, hieß es Im Kanzleramt.

Auch die Bundes-Länder wollten nicht nachstehen: Der Verein Bayern München wurde mit der CSU-Parteizentrale zusammen gelegt und die Grünen in Bremen übernahmen den FC Werder; die in Hamburg den FC St. Pauli.

In Köln ging man noch einen Schritt weiter.

Das Haus Pascha, größtes Bordell Europas, die städtische Müllabfuhr und der erste FC Köln wurden mit dem Energiekonzern Rheinenergie zu einem SPD- und CDU-freundlichen Konzern zusammengefügt.
Das Koalitions-Konsortium organisierte auf dem Köln-Bonner Flughafen alle Direktflüge zum den jeweiligen Fußballweltmeisterschaften. Das Haus Pascha stellte in den Fliegern Wahlhelferinnen bereit. Der Wähler konnte dort sein Votum direkt in den Schlitz der von den Helferinnen durchgeschobenen Wahlurnen stecken. So spare man Energie und enorme Kosten bei der Briefwahl, hieß es von Seiten Rheinenergie.

Alle Abgeordneten bekamen natürlich Freiflüge zu den Austragungsorten. Die Kosten für diese Maßnahme wurden an der Plakatwerbung eingespart; denn in den Fußballstadien ließen sich die Wahlparolen der Parteien leicht und gezielt verbreiten. Und es fehlte nicht an fußballerischen Wahlversprechen:

Wählt SPD für den Sieg der Nationalmannschaft

Christlich, Demokratisch Und... Doppelpass

Grün der Rasen, grün ist die Zukunft

Die Linke steht nie im Abseits

Freistehend Direkt Peng...
Tooooor!

Wie immer lieferten die Liberalen die besten Wahlsprüche, weil sie die meisten Werbetexter/innen in ihren Reihen hatten.

Es war nicht einmal eine Verfassungsänderung erforderlich, sondern es gab nur Terminverschiebungen und Absprachen mit den Parteispitzen, so dass diese ihren Wahlkampf in die Stadien verlegten. Der Rest war reine Fußballdiplomatie.

Diese Aktion fand entsprechende Sponsoren, namentlich die deutschen Großbrauereien.

Bitburger für die CDU, Veltins und Warsteiner für die SPD, Oettinger für die CSU und Hasseröder für die Linke.
Die Grüne Partei wurde von Bionade gesponsert, während die FDP ganz auf Getränkewerbung verzichtete und allein auf die Unterstützung der Ferdinand Porsche AG setzte.

Auf diese Weise konnten Parteien in den Stadien auftreten, ohne dass in den Austragungsländern der Eindruck von einem deutschen Wahlkampf entstand.

Heute Bit, morgen fit,
übermorgen CDU und...
Weltmeister

Die Party geht weiter mit Veltins
und dem sozialdemokratischen Team

Gerechtigkeit im Sport
und Thüringer Bier
die Deutsche Linke
ist permanent hier!

Oettingen/Bayern wählt CSU und Deutschland
trinkt sich preiswert zur Weltmeisterschaft

Weiß siegen, schwarz pfeifen, grün trinken

Wer mit dem rechten Fuß
Gas gibt, der gewinnt.
Wer Porsche fährt, wählt FDP.

So etwa lauteten jetzt die dezenten Sprüche an den Grasnarben der Stadien.

Im Gegenzug bekam der deutsche Fußballbund das Vorschlag-Recht für den Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, der aber nach wie vor von der Bundesversammlung gewählt wird.

Auch hierzu war keine Änderung des Grundgesetzes von 1949 erforderlich.

Monday, July 5, 2010
kritlit.de
Die Bundesfußball Weltmeisterschaftswahl (Satire)

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Geschrieben von

Rob Kenius

Rob Kenius ist Diplom-Physiker und freier Autor. Er lebt selbständig, verfasst politische Bücher und betreibt die systemkritische Webseite kritlit.de

Während des Studiums, mit Schwerpunkt auf theoretischer Physik, begann Rob Kenius für die Studentenzeitung aachener prisma zu schreiben und wurde deren Chefredakteur. Nach dem Diplom gelang ihm der Start als wissenschaftlicher Journalist beim WDR-Fernsehen und er betreute dort eine Sendereihe über Akustik. Die Hierarchie der Sendeanstalt war nicht seine Welt. Er verließ die akademische Laufbahn und eröffnete einen Musik-Club in Köln. Mit diesen Erfahrungen stieg er ins Musikgeschäft ein und blieb 25 Jahre lang selbständiger Medienkaufmann. Er hörte nie auf zu schreiben und interessierte sich mit wachsender Lebenserfahrung mehr und mehr für Politik. Als das Musikgeschäft im Internet unterging, wurde er freier Autor mit Schwerpunkt auf Systemkritik und Finanzwirtschaft. Bücher: Neustart mit Direkter Digitaler Demokratie 2017, Überleben im Überfluss 2018, Leben im Geldüberfluss 2019, Geld stinkt zum Himmel 2021. Seit mehr als 10 Jahren veröffentlicht er Artikel und Essays auf Internet-Portalen und betreibt die eigene Webseite kritlit.de

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