Pausengeflüster

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion


Manchmal kommt es mir so vor, als wären wären wir in einem Theater, das Politiker aufführen, um im Gespräch zu bleiben. Das Stück, das aufgeführt wird heißt "Eurokrise". Eine Krise des Euro würde eintreten, wenn Deutschland aus der Euro-Zone austritt. Davon ist aber nie die Rede.

Außer Theater ist nicht viel passiert: Die Griechen machen weiter, die Banken machen weiter und die Politiker reden weiter darüber. Und weil Politiker von einer Eurokrise reden, haben "die Märkte" es genutzt, um die Zinsen der Euro-Zone hoch zu treiben. In Krisenzeiten steigen die Zinsen. Logo.

Aber wo bleibt der Schluss des Stücks? Frau Merkel sollte endlich mal vor das Publikum treten und sagen: Ich habe den Euro gerettet. Die Krise ist vorbei. Wählt mich wieder. Ab nächster Woche spielen wir "Frieden gegen den Iran." Wenn sie das nicht bald tut, wird sie als Langweilerin und nicht als Retterin wahrgenommen.

Für Staats-Akteur Sarkozy gilt das Gleiche. Sie könnten es gemeinsam machen. Wie Kohl und Mitterand, Händchen halten und sich als Helden der deutsch-französischen Freundschaft feiern lassen. Die Presse wartet auf ein visuelles Finale.

Ich habe aber die Befürchtung, dass nach einer Weihnachtspause das gleiche Stück wieder auf den Spielplan kommt und ohne Show Down weiter geht. Und je länger es gespielt wird, desto mehr kostet es. Es sind nicht nur die Nebenkosten, die Eurogipfel und Krisentreffen. Auch die Hauptschuld steigt.

Die Chance eines bühnen-wirksamen Staatsbankrotts mit Schuldenschnitt (englisch Haircut) ist vertan. Alle mitverantwortlichen Finanzjongleure haben die faulen Papiere längst zum vollen Preis abgestoßen an die öffentlichen Hände, die grüne Rettungsschirme mit Hebeln in den Händen halten, und an die EZB.

Dafür müssen wir dann alle aufkommen, weil wir Bürger der Zone sind.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Rob Kenius

Rob Kenius ist Diplom-Physiker und freier Autor. Er lebt selbständig, verfasst politische Bücher und betreibt die systemkritische Webseite kritlit.de

Während des Studiums, mit Schwerpunkt auf theoretischer Physik, begann Rob Kenius für die Studentenzeitung aachener prisma zu schreiben und wurde deren Chefredakteur. Nach dem Diplom gelang ihm der Start als wissenschaftlicher Journalist beim WDR-Fernsehen und er betreute dort eine Sendereihe über Akustik. Die Hierarchie der Sendeanstalt war nicht seine Welt. Er verließ die akademische Laufbahn und eröffnete einen Musik-Club in Köln. Mit diesen Erfahrungen stieg er ins Musikgeschäft ein und blieb 25 Jahre lang selbständiger Medienkaufmann. Er hörte nie auf zu schreiben und interessierte sich mit wachsender Lebenserfahrung mehr und mehr für Politik. Als das Musikgeschäft im Internet unterging, wurde er freier Autor mit Schwerpunkt auf Systemkritik und Finanzwirtschaft. Bücher: Neustart mit Direkter Digitaler Demokratie 2017, Überleben im Überfluss 2018, Leben im Geldüberfluss 2019, Geld stinkt zum Himmel 2021. Seit mehr als 10 Jahren veröffentlicht er Artikel und Essays auf Internet-Portalen und betreibt die eigene Webseite kritlit.de

Rob Kenius

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden