Moral schweigt mal

Literatur Die Kurzgeschichten von Ana Schnabl sind so nah am Leben, dass es beinahe ein bisschen weh tut
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2020

Man fühlt sich ertappt, wenn man sich in die literarische Welt von Ana Schnabl begibt: ob beim Seitensprung nach einer Betriebsfeier oder die Aufregung beim ersten Treffen mit den Eltern des Geliebten. Die 1985 in Ljubljana geborene Autorin, die wohl zu den besten in Slowenien gehört, vermag es, Szenen zu entwerfen, die vertraut und zugleich abschreckend wirken. In ihrem nun auf Deutsch erschienenen Buch Grün wie ich dich liebe grün sind zehn Kurzgeschichten versammelt, die den Alltag und das dazugehörige menschliche Chaos einfangen. Im vergangenen Jahr erhielt sie für diesen Erstling den kroatischen Edo-Budiša-Preis für junge Literaten.

Hart ist in der Erzählung „Das Kind“ die Auseinandersetzung einer jungen Mutter mit sich selbst. S