Zwiegespräche mit mir

Einsamkeit Ivo Andrić litt unter Schlaflosigkeit. „Insomnia. Nachtgedanken“ versammelt Notizen aus sechs Jahrzehnten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2020

Abends, wenn die Nacht den Tag ablöst, werden kleine Kinder ins Bett gebracht, damit sie schlafen. Diese erlernte Gewohnheit kann schnell zur Qual werden, wenn die Ruhe nicht gefunden wird, weil der Schlaf nicht eintritt und die Gedanken kreisen. Dann öffnet sich ein Tor zur Seele, wodurch ein Blick auf Verdrängtes, Vergessenes und Wünsche möglich wird. Sich dem zu stellen, kann mitunter nicht weniger quälend sein, als der Versuch, endlich Ruhe zu finden.

„Wer nicht schlafen kann, ist einsam und abgeschieden von der gesamten Welt mit all ihren Menschen und Geschöpfen“, notierte der jugoslawische Schriftsteller Ivo Andrić zu einer seiner zahlreichen durchwachten Nächte. Eine Auswahl der Aufzeichnungen des Literaturnobelpreisträger