Lachhaft

Linksbündig Guido Knopp erkennt in Tom Cruise Joseph Goebbels

Parallel zu Andrew Mortons Enthüllungsbuch über Tom Cruise und Scientology provozieren hierzulande nun auch alte Videos auf Youtube bemerkenswerte Reaktionen. Besonders alarmierend klang gerade erst Professor Guido Knopp - er lehrt Journalistik in Weilheim-Bierbronnen -, der in Bild am Sonntag eine bedenkliche Parallele zog: Tom Cruise erinnere in einem von Scientology produzierten Video stark an Joseph Goebbels. Wie aufmerksame Zuschauer Knopps nämlich aus dem Fernsehen wissen, hatte der Propagandaminister der Nazis seinem begeisterten Publikum 1943 eine verhängnisvolle Frage zugerufen: "Wollt ihr den totalen Krieg?" Was aber tut Tom Cruise auf dem zwei Jahre alten und zum sekteninternen Gebrauch produzierten Video? Während einer Scientology-Versammlung steht er hinter einem altarähnlichen Rednerpult mit Marmorplatte und kündet seiner Gemeinde mit ruhiger Stimme von einer historischen Situation, in der es darauf ankomme, dabei zu sein und das richtige zu tun. Dieser Satz aber ließ Knopp den Atem stocken: "Was meint ihr - wollen wir diesen Ort säubern (clean this place up)?" Es folgen begeisterte Zustimmungsrufe aus dem Publikum - offenbar wollen hier alle diesen Ort säubern. Schließlich dreht Cruise sich zu David Miscavige, dem Sektenchef, um und macht einen Witz: "Dann liegt es wohl bei dir." Allgemeines Gelächter. This place - da hat Knopp wohl völlig Recht - heißt an dieser Stelle "die ganze Welt". So viel ist bekannt: Scientology missioniert weltweit. Auch der entscheidende Begriff - clean - erklärt sich aus dem Programm der Organisation. Der scientologische Ursprungsmythos erzählt davon, dass die Erde einst von Abgesandten des außerirdischen Herrschers Xenu heimgesucht worden ist, die seitdem gewissermaßen als dämonischer Dreck auf der menschlichen Seele kleben. Die innere Reinigung (cleaning), die die Sekte ihren Mitgliedern verspricht, soll diesen Dreck lösen, dadurch zu Befreiung und Erleuchtung, vor allem aber zu wirtschaftlichem Erfolg führen. Ist diese Bauernfängergeschichte aus der Feder des Science-Fiction-Autors Ron L. Hubbard nun der Wiedergänger des nationalsozialistischen Weltherrschafts- und Ausrottungsprogramms? Steht Scientology bereits mit einem Bein in Auschwitz? Lieber Herr Professor Knopp - lassen Sie sich doch bitte eines Besseren belehren, und wenn Sie dazu nur einen kurzen Blick in Ihre eigenen ZDF-Dokus werfen wollen! Andererseits muss man wissen, dass Knopp gerade selbst einen Stauffenberg-Zweiteiler in der Mache hat, für den er bereits heute Werbung macht. Klarer Fall: Cruise als Stauffenberg in Valkyrie - da unterstellt der Professor einen Infiltrationsversuch der Sekte und verweist wirklich Geschichtsinteressierte stattdessen aufs eigene Qualitätsprodukt. Virales Marketing nennt man das - nur, dass Knopp hier keineswegs bloß in eigener Sache unterwegs ist. Scientology behauptet ja in atemberaubender Dreistigkeit, in Deutschland verfolgt zu werden wie einst die Juden. Äußerungen wie die von Günther Beckstein, der die Indoktrinationsstätten der Sekte einmal mit den Konzentrationslagern der Nazis verglichen hatte, passen da bestens ins Konzept.

Youtube-Konsumenten sollten sich bei der Durchsicht anderer Tom-Cruise-Videos (Werbefilme der Sekte oder Auftritte bei David Letterman oder Oprah Winfrey) auf etwas anderes konzentrieren. Befremdlich und faszinierend zugleich ist nämlich das manische Lachen des Schauspielers, das immer wieder durchbricht und bis zur hysterischen Ekstase führen kann. Ist das, wie vielleicht beim Dalai Lama, das Lachen eines vom Glauben Beseelten? Oder ist es vielmehr das Lachen eines Staubsaugervertreters, der genau weiß, dass er sein Produkt an Leute verscherbelt, die nichts zu Lachen haben und auch demnächst nichts zu Lachen haben werden? So oder so ziehen wir den Hut vor dem dämonischen Talent eines Schauspielers. Vielleicht ja demnächst auf der Leinwand zu sehen als Joseph Goebbels.

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