Der Charme des Musealen

Brecht und Schiller in Hamburg "Der gute Mensch von Sezuan" und "Maria Stuart" als Negativ-Beispiele dafür, dass die Aktualität des Theaters nicht in neuen Inhalten, sondern in entsprechenden Formen besteht
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Normalerweise läuft der Hase im Theater so: Wenn sich der Vorhang hebt, beginnt das Stück. Im Hamburger Schauspielhaus war es am letzten Freitag andersrum. Als sich der Vorhang hob, war das Stück zu Ende. Da waren aber erst fünf von 180 Minuten rum.

Auf dem Programm stand Bertolt Brechts Der gute Mensch von Sezuan, eine Parabel über die Schwierigkeit, unter den ökonomischen Bedingungen des Kapitalismus "gut zu sein und doch zu leben". Schon mit vollem Bauch gleicht dieses Unterfangen der Quadratur des Kreises. In Sezuan jedoch herrscht bittere Armut, und da auch in der chinesischen Provinz vor der Moral das Fressen kommt, müssen die Menschen daran scheitern. Dieses Scheitern zeichnet das Stück in zehn Bildern und einem Vorspiel nach, doch statt einer