1958: Das Jahr der Proteste

Zeitgeschichte Als das Kabinett Adenauer die Bundeswehr mit Kernwaffen ausstatten will, löst das Widerstand quer durch alle Bevölkerungsschichten aus – selbst die „Bild“ sagt „Nein“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2018
Das Ende war nah: Apokalyptische Marschierer in Hannover
Das Ende war nah: Apokalyptische Marschierer in Hannover

Foto: Getty Images

Nicht 1968, sondern 1958 war in Westdeutschland das Jahr der Demonstrationen. In diesen zwölf Monaten wurden mehr Menschen für Demonstrationen, Kundgebungen und Streiks mobilisiert als zehn Jahre später. Dafür gab es zwei Gründe. Erstens hatten CDU/CSU im September 1957 eine absolute Mehrheit errungen, mit der sie forsch das Projekt einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr angingen. Damit forderte die Regierung Adenauer die Oppositionsparteien FDP und SPD heraus, vor allem jedoch Abertausende von Staatsbürgern, die in der atomaren Aufrüstung einen Verrat an der pazifistischen Imprägnierung des Grundgesetzes von 1949 sahen. Zweitens war die Sensibilität der Bevölkerung gegenüber nuklearer Rüstung keine spezifisch deutsche Erscheinu