1972: Na, dann Prost

Zeitgeschichte Heute dominiert die kritische Sichtweise auf das Leben Otto von Bismarcks. Das war nicht immer so. Den Umschwung brachte eine Geschichte vom Schnapsbrennen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2015

Das Bild Otto von Bismarcks, der am 1. April vor 200 Jahren geboren wurde, war viele Jahrzehnte lang stabil auf Verherrlichung und Heroisierung getrimmt. Die erste Bismarck-Biografie erschien noch zu Lebzeiten des Kanzlers 1894 und stammte vom völlig zu Recht vergessenen Hans Blum, einem Sohn des zu Unrecht vergessenen 48er-Revolutionärs Robert Blum, der am 9. November 1848 in Wien hingerichtet wurde. In der letzten großen Bismarck-Biografie Lothar Galls aus dem Jahr 1980 wurde der pathetisch-heroische Jargon dann endlich auf Nüchternheit umgestellt. Galls Fazit: „Nichts, gar nichts ist von dem geblieben, was Bismarck“ von 1862 bis 1890 politisch erreicht hatte.

Die Stimmung war allerdings schon vorher gekippt. Dabei fand die Demontage des Bismarck-Mythos auf