Wie haben sich die Medien im Ukraine-Krieg verändert?

Medientheorie Russlands Angriff auf die Ukraine war ein einschneidendes Ereignis. Seitdem haben sich auch in der deutschen Medienlandschaft die Grenzen des Sagbaren verschoben. Das Overton-Fenster erklärt diese Diskursverschiebung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2022
Gibt es ein „russisches Narrativ“? In Deutschland ersetzt dieses Pseudoargument sachliche Auseinandersetzungen
Gibt es ein „russisches Narrativ“? In Deutschland ersetzt dieses Pseudoargument sachliche Auseinandersetzungen

Foto: Alexey Furman/Getty Images

Kaum jemand würde sich an den 2003 verstorbenen amerikanischen Juristen Joseph Overton erinnern, gäbe es nicht das nach ihm benannte Fenster. Es definiert das Feld, auf das sich eine Position zubewegen muss, um mehrheitsfähig zu werden. Dafür entwarf Overton eine vertikale Skala, die einer Ansicht einen bestimmten Wert zuweist: unthinkable, radical, sensible (sinnvoll), popular und schließlich in der Mitte policy, also die als normal empfundene, praktizierte Politik. Als Vizepräsident eines neo-liberalen Thinktanks hatte Overton zwar vor allem eine marktwirtschaftliche Agenda im Blick, doch inzwischen hat sich der Begriff aus diesem Zusammenhang gelöst und gilt, etwa in der Soziologie, als Rahmen, der die Grenzen des Sagbaren absteckt.

Das Overton-Fenster