Das Genie nimmt sich, was es braucht

Genussverstärker Der apokalyptische Enthusiast Bob Dylan schreibt (k)eine Chronik seines Lebens
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Erst auf Seite 299 erwähnt Bob Dylan den französischen Symbolisten Rimbaud, dessen "Je est un autre" ihm immer schon eingeleuchtet hatte, spätestens seit dem Zeitpunkt, als aus dem aus Hibbing im amerikanischen Minnesota stammenden Robert Allen Zimmerman Bob Dylan wurde.

Dylans Entschluss, seine Autobiografie im Stile einer Chronik zu verfassen, überrascht. Der große Anonymus und Meister der Maskeraden schlüpft in die Rolle dessen, der nur die Wahrheit sagen und schreiben will, nur sie und nichts als sie, obwohl er doch darum weiß, dass es "die" Wahrheit gar nicht gibt. Beim ersten Lesen entsteht also die Impression der schnörkellosen Direktheit, der metaphernfreien Unmittelbarkeit, ja manchmal (sozusagen dylanttantischen) Simplizität, die jegli