Star Trek Kommunismus braucht kein Geld mehr. Auch Marx hat das als das Merkmal von Kommunismus gesehen. Gibt es einen Überfluss, dann muss man keine Verteilungssysteme wie Kapitalismus oder Sozialismus haben, denn ökonomische Systeme sind nur dazu da um Mangel zu verteilen. Die einen glauben, dass man Mangel gerecht verteilen muss (Sozialismus) und die anderen glauben, dass man Mangel nach Leistung verteilen muss in einem ausgeklügelten System, was Leistung ad absurdum führt (Kapitalismus). Im Kommunismus, der höchsten Stufe der Zivilisation, gibt es aber keinen Mangel und braucht entsprechend auch kein ökonomisches System mehr, was Mangel verwaltet und verteilt.
Wenn wir also einen Star Trek Kommunismus schaffen wollen, dann müssen wir das System dazu zwingen Mangel zu überwinden und Überfluss schaffen. Mancher wird denken, dass wir dieses mittlerweile schon haben, denn wir haben eine Überproduktion durch den fortgeschrittenen Kapitalismus, was auch in vielen Bereichen zu einer Deflation führt. Ja das trifft zu, aber bezieht sich nur auf den Massenkonsum-Markt auf minderwertigem technologischen Standard durch Monopolbildung. Es gaukelt uns vor, dass wir Mangel überwunden haben durch Konsum. Es ist aber das Gegenteil der Fall, denn Mangel existiert weiterhin und verfestigt Kapital in seiner Machtposition. Wir werden später sehen, wieso. Wachstumskritik setzt beim Massenkonsum an und zeigt auf, dass wir damit unsere Natur zerstören. Das ist berechtigt und auch richtig bezogen auf den Massenkonsummarkt, aber greift zu kurz und lenkt ab von einem anderen Problem. Die wesentlichen Schlüsselressourcen werden nach wie vor als Mangelprodukte erhalten - Künstlich und aufgrund technologischer Zurückhaltung/Vorenthaltung. Zum anderen werden existenzielle Schlüsselressourcen zur Ware, die ubiquitär zur Verfügung stehen und verknappt sie durch das System selbst, indem sie zur Ware gemacht werden.
Was ist der Grund dafür?
Ein Kapitalismus kann nur durch Mangel und Mehrwert von verknappten Gütern überleben und sich so Monopolstellungen erschaffen, die in Konzernen mündet für die Produktion auf dem Massenmarkt. Konzerne werden nur das produzieren, was sie mit einer Profitlogik aus dem Mehrwert heraus auf dem Massenmarkt verkaufen können. Dafür brauchen sie Schlüsselressourcen, die künstlich verknappt gehalten werden und nur ihnen zur Verfügung stehen, da sie über das nötige Kapital verfügen, um sich diese Schlüsselressourcen zu sichern.
Eine Schlüsselressource ist Energie, die grundlegend für Wohlstand notwendig ist. Jede Technologie basiert auf Energie. Jede Produktion basiert auf Energie. Jeder zivilisatorische Fortschritt basiert auf Energie. Energie ist der Schlüssel für jede Form von Entwicklung. Diese Ressource wird gehütet und nicht frei gegeben als eine Überflussressource.
Energiegewinnung wurde seit Jahrhunderten gleichgesetzt mit fossilen Rohstoffen. Mit der Dampfmaschine haben wir die industrielle Revolution bekommen, basierend auf Kohle, die uns eine Massenproduktion ermöglichte. Maschinen, die uns ermöglichen Massenproduktion für einen Massenmarkt bei einem hohen Profit aus dem Mehrwert zu schaffen, verbrauchen viel Energie, was nur das Kapital in der Lage war/ist als verknapptes Gut zu finanzieren - so auch die industrielle Technologie durch Maschinen, die durch die Energie betrieben werden.
Heute sind wir auf dem Weg uns von fossilen Energieträgern zu trennen und ersetzen Stück für Stück diese durch erneuerbare Energie. Ein Fortschritt, der aber nicht ausreicht. Wir haben wieder eine Monopolbildung durch Verknappung, denn wir ersetzen nur fossile Energieträger, aber erzeugen keinen Überfluss. Wenn wir einen Überfluss an Energie erzeugen würden, dann wäre es nicht möglich Monopole/Oligopole der Energieversorgung und Energienutzung zu erhalten und damit das System zu verfestigen. Das Kapital drängt also darauf weiterhin die Ressource Energie knapp zu halten und weiterhin mit einer Mehrwertlogik fü
Worum es gehen muss, ist nicht nur die Schaffung von ausreichend Energie, sondern ein Überfluss an Energie und gleichzeitig auch eine Autarkie. Die Unabhängigkeit von Energieproduktion für den individuellen Haushalt ist heute schon möglich und muss ausgebaut werden.
Arbeit und Produktion
Ein grundsätzlicher Denkfehler ist heute Arbeit im Kollektivismus. Arbeit wird aber in Zukunft nicht mehr in der Produktion benötigt werden. Bisher glaubte man für die Herausbildung von Gemeinschaften ist der Prozess der Arbeit, die sich immer unter konkreten Produktionsverhältnissen vollzieht, ihre Teilung und Kooperation, von ausschlaggebender Bedeutung. Die Arbeit und die untrennbar mit ihr verbunden gesellschaftlichen Verhältnisse prägen entscheidend das gesellschaftliche Wesen des Menschen denn „das menschliche Wesen kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.“ (Marx/Engels, Bd.3, S.534)
Heute schon und in Zukunft noch viel mehr wird aber die Arbeit in der Produktion keine Rolle mehr spielen. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden dann andere sein, als noch zu Zeiten der Industrialisierung.
Der Grundbaustein einer Volkswirtschaft für Wertschöpfung liegt in der Produktion, was aber in Zukunft unabhängig von Arbeit gewährleistet sein wird. Es wird also nur noch Arbeit in Dienstleistungen geben, die Volkswirtschaftliche kaum reale Wertschöpfung erzeugen.
Produktion wird in Zukunft mit einem 3 D Drucker geschehen, sei es im Industriellen Format oder auch Zuhause. Auch hier ist mit Hilfe der Energieautarkie eine umfassendere Autarkie möglich.
Natürlich wird das Kapital immer Wege suchen auch hier Profit zu machen und irgend eine Dienstleistung anzubieten versuchen, die dann eine Abhängigkeit erzeugt. Doch sollte man von vornherein diese Winkelzüge erkennen und verhindern. Das gleiche hat sich schon angekündigt bei Elektroautos indem man eine Infrastruktur schaffen wollte durch austauschbare Batterien, statt Ladevorgängen. Neuerdings versucht man eine Infrastruktur zu schaffen von den Stromkonzernen, die auch mit Atom- und Kohlekraftwerken dann die Tankstellen betreiben und natürlich für ihren Strom auch Geld haben wollen. Doch das wird so nicht gelingen, denn heute schon sieht man mit Hausbatterien und eigener Photovoltaikanlage dem entgegen und wird auch in einem Paket von TESLA angeboten. Nissan will nachziehen und auch hier so ein Angebot machen, welches Autarkie in Energie und Mobilität ermöglicht. E.ON steigt schon ein in das Solardach Wartungsgeschäft um jetzt wenigsten etwas vom Kuchen abzubekommen. Schliesslich müssen wie Dachrinnen auch Solarpannels ab und zu gereinigt werden. Aber auch das wird bald nicht mehr gelingen, denn der technologische Fortschritt geht weiter und wir haben mittlerweile seit 2013 Solarzellen Folien, die man in Scheiben oder jeder glatten Oberfläche einbauen kann/aufkleben kann. Die Effizienz bei transparenten Folien, die bei 300 qm nur 1 Gramm wiegen, ist noch im Bereich von 8 % aber soll nach neusten Vorstellungen von Sharp und auch Silicon Valley Firmen 20-25 Effizient haben, wie die neuen herkömmlichen Siliziumbasierten Fotovoltaik Pannels auf dem Dach. Es ist also dann möglich transparente Folien in Fenster zu kleben, aber auch das ganze Elektroauto mit dieser Folie zu verkleben. Künstliche Photosynthese sozusagen für die ganze Oberfläche des Autos incl. der Scheiben. Damit wären Reichweite für Elektroautos mit Hilfe von Brems-Generatoren, die um die 400 kw Aufladung heute schon bringen sowie der Photovoltaik Folien eine Nutzung und gleichzeitige Aufladung der Batterien möglich.
Es hört sich an wie ein Perpetuum mobile, was es dann auch ist, wenn man berücksichtigt, dass die Sonne selbst ja ausserhalb des Systems steht und damit kein echtes Perpetuum mobile ist. Die Sonnenenergie ist aber im Überfluss vorhanden und es spielt dann auch keine Rolle, ob die Effizienz von Solarfolien 20 % oder 70 % ausmacht.
Es wird also für das Kapital nur einmalige Profite geben durch den einmaligen Kauf, aber nicht durch weitere Abhängigkeiten. Man wird viele Tricks versuchen durch Annehmlichkeiten wie im Internet, aber diese muss man genauso rigoros von vornherein ausschliessen wie man Werbung an Schulen verbietet. Ich weiss, dass man auch immer versucht gerade an PPP (Public Private Partnership) Schulen Werbung indirekt zu installieren. Doch da muss man wachsam sein, dass keine Kommerzialisierung und Abhängigkeiten durch Annehmlichkeiten entstehen, denn genau das ist der neoliberale Trick bisher gewesen.
Für einen Star Trek Kommunismus kommt es also darauf an jegliche neoliberale Tricksereien von vornherein auszuschliessen.
Schaffen wir durch technologischen Fortschritt und Energieüberfluss diesen Schritt hin zu einer Energie- und Mobilitätsautarkie, sowie in Zukunft auch der Produktionsautarkie, ohne dass wir auf die neoliberalen Tricks hereinfallen, dann können wir durch diesen Sachzwang das System in die Knie zwingen. Der Monetarismus wird sich eine Zeit halten durch Verbriefungen in Leasings, aber genau das wird man auch direkt angehen können indem nicht mehr Produkte zugelassen werden, die schlecht sind, sondern die Qualität das ausschlaggebende Kriterium sein wird.
Wie das funktionieren soll, neoliberale Finten zu verhindern und wie der Mehrwert eine entscheidende Rolle spielen wird, dass erfahrt ihr im zweiten Teil
to be continued
Kommentare 51
na , da hast Du aber nur knapp die Kurve gekriegt, bevor Du Dich in technologiegläubiger Begeisterung verloren hast.
Auch ich denke zwar, dass der Grundaspekt abstrakte Arbeit als Basis der Kapitalherrschaft sich langsam in technologiegeschwangeren Luft aufzulösen beginnt nach genau dem kapitalistischen Prinzip, das letzendlich und zwanghaft immer den Ast absägt, auf dem es gerade sitzt, weil es meint sich im letzten Moment noch an einem neuen, jüngeren festhalten zu können ... weil die Investorinnen sich umorientieren werden, um die notwendige Akkumulation zu garantieren ...
Aber die Abhängigkeit, welche die abstrakte Arbeit immer schon darstellte, wird bei technologischen "Lösungen" ja nicht überwunden , sonderen nur verlagert. Falls man heute kapitalistisch gebrainwashed meint, es bedürfe zB. einer hohen Mobilität des Einzelnen, so wird diese Illusion beispielsweise nur anders befriedigt werden, Du sagst in dezentraler , partikuläre "Produktion" , welche aber auch in Form von Technik erst konsumiert werden müsste. Man kommt also bei Konsum der Produktionsmittel an. Das ist vielleicht Star Trek, aber kein Kommunismus.
Der Themenkreis Überfluss und Mangel wäre vielleicht viel eher durch partikuläres Know how zu lösen: Ich bau mir meine Energiequelle selber, zB. aus open source know how, anstatt sie ausschließlich zu konsumieren, oder ich kümmere mich, wie auch immer, um die Entwicklung von grassroots-Gemeinschaftsprojekten, um einen Enregiebedarf zu decken , der den Beteiligten ein konkretes Arbeiten ( im Gegesatz zur kapitalherrschaftlich bedingtem abstrakten) und also Unabhägigkeit von der kapitalherrschaft in der Wahl des Lebens- und Sozialmodells ermöglicht. Es ist immer ein Prozess der kelinen Schritte, egal wie man es dreht.
Wir haben dann aber immer noch nicht den Problemkreis der Staatsgewalt angesprochen - vielleicht kommst Du im nächsten Teil noch dazu ? , die nämlich diese Unabhängigkeit , in welcher Form auch immer, als Schmieresteher und Zinseintreiber des Kapitals nicht zulässt. Die Strukturelle Gouvernance der staatlichen Bürokratie wird sich so leicht nicht die Butter vorm Brot nehmen lassen. Und das wäre bei einer wirklichen Befreiung zwangläufig der Fall, denn die bräuchte dann wirklich keiner mehr. Eben daher befindet sich nicht nur die westlichen Gesellschaften im Schleudergang der Pseudobefreiung oder Marketingrevolution der technischen Lösung von Problemen , die erst durch Marketing und Technologie und der damit einhergehedne kapitalistischen Ideologie und absurden Wissenschaftsgläubigkeit entstanden sind.
Wir brauchen wieder eine Phase von Technologie und Fortschrittsgläubigkeit. Das wird zur Zeit gehemmt. Man sieht es ja auch bei der Kernfusion. Da wird gleich von BUND und grünen Kernfiusion mit Kernspaltung gleich gesetzt, obwohl es etwas völlig anderes ist. Genau das umgekehrte Verfahren, was eben keinen radioaktiven Müll verursacht, wie es bei der Kernspaltung der Fall ist. Wir sind in der Plasmaphysik mittlerweile soweit gekommen, dass man das noch puschen muss und nicht verhindern. Diese Technologiefeindlichkeit aufgrund Atomenergie, was damals auch richtig war, muss überwunden werden. Diese pauschale Technologiefeindliche Grundstimmung muss überwunden werden. Was den Kommunismus begriff angeht, so sehe ich es durch Star Trek wieder in einem positiven Licht gebracht, denn damit wird deutlich, dass Kommunismus eben nicht etwas schlechtes ist, sondern durch Star Trek wird deutlich, dass es eine positive Vision ist. Der Begriff Kommunismus muss unbedingt wieder ein positives Narrativ bekommen, denn verlassen wir die Idee und den BEgriff Kommunismus, so wird sehr schnell das ganze verwischt mit einer neoliberalen Konation
Jetzt bin ich mal auf Teil Zwei gespannt, wenn du deine Vision für ein abgelegenes indisches Dorf entwickelst.
Kommunismus positiv denken
"Man schafft niemals Veränderung,
indem man das Bestehende bekämpft,
um etwas zu verändern,
baut man neue Modelle,
die das Alte überflüssig machen”
- Richard Buckminster Fuller -
Der Kapitalismus lebt vom Mangel und läßt sich diesen Mangel gut bezahlen. Ein anderes Modell wäre Kein Mangel, Industrie 4.0, Null Grenzkosten, oder etwas, dem wir noch keinen schönen Namen gegeben haben.
Aus der (beschränkten) Sicht eines Hamburgers leben wir im Überfluß, weil der Überfluß mit Schachteldampfer die Elbe rauf schippert. Die sozialen Verhältnisse, mit denen die vielen schönen Dinge hergestellt wurden, bringt der Dampfer natürlich nicht mit - die passen nicht so recht ins Konzept. Die Elbe reicht sogar schon nicht mehr aus, sie soll tiefer gebaggert werden, damit der Fluß nicht stockt
...
kleine Nebenwirkung: Die Waren und Sturmfluten kommen schneller nach Hamburg - soviel zu Hamburg.
Ein anderes Modell, das den Kapitalismus überwindet sollte für alle attraktiv sein, auch für die indigenen Menschen im Amazonas und die Arbeiter in China, Pakistan oder Indien.
PS: Das Argument mit der globalen Dimension hatte bereits Rosa Luxemburg einmal vorgetragen.
wir kommen dahin und es gibt schon Projekte in Afrika z.B. wie man Photovoltaik Anlagen selbst bauen kann. Als erstes muss um Energie Autarkie gehen. Das ist entscheidend. https://www.youtube.com/watch?v=CNeP258DUYs
Im Prinzip ja, aber das Video zeigt, wie Bauteile zusammengebastelt werden, die bereits als industriell gefertigte Teile bestehen. Damit könne die Energiesysteme umgebaut werden auf nachhaltige Sonnenenergie für Strom und Wärme.
Meine erste Priorität wäre die Wertschöpfung vor Ort, damit sich die Leute diese Industriebauteile auch leisten können.
Die Zukunft ist organisch
"Wir brauchen wieder eine Phase von Technologie und Fortschrittsgläubigkeit."
soso, Gläubigkeit brauchen wir also.
Ich halte dagegen: wir brauchen Lösungen , die nicht durch abstrakte Arbeit das Kapital und die Kapitalherrschaft weiter alimentieren.
Diese Lösungen werden in dem Sinne, in dem alles, was wir tun Technik ist, also einer bestimmten Technologie des Tuns entsprechen. Daher allein brauchen wir schon nicht an Technik glauben , denn diese ist sowieso unser täglich Brot. Wir brauchen die nur zu wechseln ...
Diesem Realismus gegenüber ist Technologiegläubigkeit mMn irrationales Wunschdenken, das sich darauf bezieht, dass schon irrrrrgendeiner irrrrrgendwann irrrrre genug sein wird, das zu erfinden, was uns aus der kapitalisitsichen Zwangsjacke hilft.
Banal das, denn alles was nötig wäre, ist längst erfunden worden und wird prinzipielle und politisch gewollt ver- und behindert oder ganz einfach missbraucht.
Star Trek, auch als Allegorie, dient dazu, um das vergessen zu machen. Zu mehr kann es nicht dienen, und kann daher, in welchem populistischen oder kommunikativen Sinn auch immer, nicht dazu benutzt werden Kommunismus zu einem neuen Gewand oder positiver Konotation zu verhelfen. Diese braucht der Kommunismus nicht mal. Der ist als latenter Unterbau jeder Gesellschaft durchaus in der Lage für sich selbst zu sprechen und sollte nicht leichtfertig mit ökonomischen Manövern eines neoliberalen Kapitalismus verwechselt werden, die man an sich nur noch mit Begriffen wie STAMOKAP oder Stalinismus light bezeichnen kann.
Man wird also als erstes das Denkmodell verlassen und die Technik anders nutzen müssen, die vorhanden ist ...
Wir haben jetzt eine Technologie Ablehnung. Grün geprägter Wunsch zurück in die Steinzeit zu wollen, weil uns die rasende Entwicklung überfordert.
Das hilft uns aber nicht weiter. Im Gegenteil. Wir müssen sogar diese Technologieentwicklung beschleunigen und das in einer Weise die dem neoliberalismus nicht hilft sondern schadet.
Karl Marx hat übrigens in ähnlcher Weise gedacht. Seine unveröffentlichten Notizen zu Technologie, die in Moskau einzusehen sind und dort archiviert wurden, zeigen auf, dass Karl Marx schon damals sehr technologie orientiert gedacht hat. Kann man auch in Kapital Band 1 im Kapitel zu Technoligie und Industrialisierung nachvollziehen.
Er hat jede Menge dazu geschrieben in seinen Notizen und wurde schön zusammengefasst im Buch
Karl Marx on Technology and Alienation
Amy E. Wendling
Creighton University
Karl Marx war in seiner Schulzeit ein naturwissenschaftstyp und das merkt man auch bei seinem lebenslangen Interesse für alle neuen technologischen Entwicklungen.
Es gibt übrigens auch klare Schlussfolgerungen von ihm, wie er einen Aufstieg der Bourgoisie vom 16ten bis 18ten Jahrundert in einen Zusammenhang brachte mit Technologieentwicklungen in jener Zeit. Er reduzierte diese Entwicklung auf zwei neue Erfindungen. Die Uhr und die Mühle.
Es reicht also nicht rein von Arbeit und Kapital auszugehen.
Wir haben immer einen Weg gesucht, wie man Sachzwänge erzeugen kann um den Kapitalismus zu überwinden.
Hier zeigen sich nun Möglichkeiten.
"Man wird also als erstes das Denkmodell verlassen und die Technik anders nutzen müssen, die vorhanden ist ..."
Das ist der Casus knacksus. Aber weiter so in altem Stil in neuer Verpackung geistert aktuell in einem Papier der EU-Kommission über den Bau kleiner Atomkraftwerke (SMR), die in großer Stückzahl produziert werden sollen, da billiger, modular, transportabel und "angeblich" sicherer, siehe hier.Angeblich nur ein Entwurf, wobei sich gleich die Frage stellt, wem das am meisten nützt und wer da wohl den Anstoß gegeben hat.
Das es auch anders geht, wiederum hier.
Hallo Rüdiger,
Technologiefeindschaft ist Mist, blinder Technologieglaube jedoch ebensosehr. Dass Kernfusion keinen radioaktiven Müll verursacht ist eine Mär: Die gesamte Hülle um den Kern wird dabei aktiviert und bleibt nachher als strahlende Ruine zurück (bzw. schon vorher, wenn Teile ausgewechselt werden müssen, wie auch immer das geschehen soll) - und wir reden hier von ziemlich großen Anlagen.
Solange es dafür keinen auch nur theoretischen Lösungsansatz gibt ist es unsinnig, sich irgendwie darauf zu berufen - neben der gerade unter dem Kommunismus-Gesichtspunkt entscheidenden Frage des Eigentums bzw. der Kontrolle: Kernfusion bedarf noch größerer Anlagen als bisher schon (>10.000 MW), was also noch mehr Zentralisierung und Monopolisierung bedeutet. Dezentrale EE sind hingegen *leichter* demokratisch zu organisieren und bringen weniger Monopolmacht und Wachstumszwang mit sich.
Ich will nicht ausschließen, dass sich die Grundlagen für diese Einschätzung *irgendwann* ändern könnten, aber bis dahin braucht es noch eine riesige Menge wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt; es kann also keine Basis für heutige Politik sein.
Ich war baff als ich las, dass Marx ziemlich präzise das Internet beschrieben hat...
Kommunismus - ich bezweifle dass es nötig bzw. möglich ist, den Begriff zu rehabilitieren. Warum nicht einfach von PR-Profis lernen und einen neuen, einprägsamen, positiv konnotierten Begriff für eine altbekannte Sache prägen? Wer z.B. eine "Demokratisierung der Wirtschaft" fordert, stößt damit u.U. auf mehr offene Ohren.
Du sprichst Knappheit an - wenn Du mich fragst, haben wir diese mit der Nullzinspolitik bereits hinter uns gelassen. Geld als allgemeiner Tausch"wert" wird damit zum Überflussgut - und entsprechend wird es gerade in riesigen Mengen in die Bereiche gesteckt, wo noch irgendwie Rendite erwartet wird, z.B. Immobilien. Damit sinkt auch dort die Rendite gegen Null, womit Geld im kapitalistischen Sinne wertlos wird, "division by zero".
Immer mehr Unternehmen werden unprofitabel, gleichzeitig dürfen die Aktienkurse nicht sinken, weil das das Finanzsystem zum Einsturz bringen würde (via Kreditsicherheiten). Die einzige Lösung: Der Staat kauft deren Aktien direkt oder indirekt (via Geschäftsbanken) auf, was in Japan bereits in sehr großem Stil geschieht. Wir sind mitten drin in der Phase der Nationalisierung, auch als "Sozialismus" bekannt.
Die Frage ist jetzt, wie wir diesen staatlichen Einfluss nutzen für die Demokratisierung der Wirtschaft, also die Kontrolle durch die stakeholder. Natürlich nur bei Unternehmen, die eine relevante Größe haben und deren Fortbestand im öffentlichen Interesse liegt. Der logische Startpunkt dafür ist m.E. die Daseinsvorsorge.
Sehe ich ähnlich.
Star Trek ist aber insofern interessant, als es eine positive Vision entwirft, in der Technologie sinnvoll und demokratisch eingesetzt wird. Insofern führt es m.E. zur Frage, welche Kriterien an Technologie und deren Nutzung angelegt werden sollten: Zementiert sie den status quo, erleichtert sie die monopolartige Kontrolle von Wirtschaft und Gesellschaft a la Stamokap - oder dient sie deren emanzipatorischer Auflösung?
In diesem Sinne würde ich das Internet, insbes. CC und Freie Software sowie 3D-Drucker, und Erneuerbare Energien als grundsätzlich emanzipatorisch betrachten; facebook und Co. sowie großindustrielle Energieerzeugung hingegen als Elemente der Kontrolle.
Wenn die Abhängigkeit der Menschen von der Monopolwirtschaft verringert wird, *dann* können wir auch über SciFi-Technologien nachdenken - demokratisch und ohne Zwang, im öffentlichen statt im privaten Interesse.
(Über Kernfusion und Kommunismus habe ich oben schon was geschrieben.)
Ja Marx hat in Paris im Exil Babbage - "Traité sur l’Economie des Machines" gelesen udn war wohl angefixt von Babbages Visionen, der damals schon 1833 einen Computer sich ausdachte als analytische Rechenmaschine.
Marx hatte auch in der Elektrizität die Emanzipation gesehen, die Kommunikation ermöglicht und so viel schneller zu einem organisierneden Prozess für eine Revolution verhelfen werden. Das muss man sichmal vorstellen! Das war alles Mitte des 19ten Jahrhunderts!
Marx hat selbst ständig in einer Spannung von Technologiephobie und Technologiephilie gestanden und schon weit vorausgesehen. Wie ich schon auf das Kapital Band 1 auf technologische Entwicklung einging in Kapitel 3 und 4 der Entfremdung so hat er auch im 3. Band darauf gesetzt, dass irgend wann die Maschinen komplett die Arbeit ersetzen werden in der Produktion.
Marx war wahrlich ein Prophet insofern. Würde man biblisch so sagen. Er konnte vorhersagen machen rein nur mit dem analytischen Verstand.
Und genau das brauchen wir heute auch wieder und müssen gerade in der neuen technologischen Entwicklung genau diesen analytischen Verstand nutzen, bevor der neoliberalismus ihn für sich nutzt.
Du orientierst dich an Iter. Ich spreche von Plasmaphysik und kleinen Fusionsreaktoren. Die Strahlung ansich verursacht eine geringe Verstrahlung an den Wänden. Das wird auch eher schnell wieder abgebaut. Das ist nicht der Rede wert wenn man es im Verhältnis zu medizinischem radioaktivem abfall sieht. Im übrigen kann es auch nicht zu einer Kettenreaktion kommen wie bei der Kernspaltung. Der Reaktor geht einfach aus und das wars. Kernfusion ist halt etwas völlig anderes, aber wird von den meisten aus unwissenheit gleich gesetzt mit Kernspaltung. Hat ja was mit Atomen zu tun lol
Die Eigentumsfrage bleibt natürlich nach wie vor. Aber dazu komme ich noch im nächsten Teil.
In der Tat - "kleine" Fusionsreaktoren? So a la Loriot? ;-)
Nein, ich setze es nicht gleich und mir ist bekannt, dass es keine Kettenreaktion geben kann. Aber bislang glaube ich nicht daran, dass es nicht mit seinen eigenen neuen Problemen versehen ist, und dazu gehört m.W. die Verstrahlung der Hülle. Schnell wieder abgebaut? Das hatte ich bislang anders gehört...und wie werden Teile ausgetauscht?
Unabhängig davon gilt genauso wie bei Geoengineerung, dass mensch sich nicht heute auf Technologien verlassen kann, die vielleicht in Zukunft irgendwann funktionieren könnten. Oder auch nicht. Das spricht nicht gegen Forschung, wohl aber gegen "Heilsversprechen".
Naja Heilsversprechen wäre eher ein Materie/Antimaterie Reaktor. Dafür müssten wir aber erstmal lange Antimaterie produzieren. Das ist noch nicht in Sicht. Kernfusionsreaktor mit den neuen Möglichkeiten der Plasmaphysik aber schon.
Nichts Anderes haben die Hippies gemacht, die mit LSD experimentiert und das Internet entwickelt haben (der Effekt im Gehirn ist derselbe wie beim Fasten oder bei der Meditation: festgefahrene Denk- und Hirnmuster werden aufgelöst, damit werden plötzlich gedankliche Verbindungen möglich, auf die mensch sonst nie gekommen wäre, einfach aufgrund von eingefahrenen Gewohnheiten und Weltbild (= festes Hirnmuster). Deswegen wird THC so bekämpft.).
Das Netz ist m.E. per se emanzipatorisch, weil es dezentral ist und alle Versuche das Wissen zu monopolisieren auf längere Sicht scheitern müssen. Hat was von Der Name der Rose, oder Don Quijote. Ja, das brauchen wir wieder...aber wer in Arbeit und Familienleben feststeckt, hat zumeist diese Weitsicht und Offenheit nicht. Was kein Vorwurf ist.
PS. vormittags jagen, nachmittags fischen - oder umgekehrt?
Rechnerisch-theoretische und praktisch-technische Möglichkeiten sind aber (nicht nur) hier weit voneinander entfernt. Seit 50 Jahren wird gesagt, es brauche noch 50 Jahre bis zur Fusion...
"Wir haben jetzt eine Technologie Ablehnung. Grün geprägter Wunsch zurück in die Steinzeit zu wollen, weil uns die rasende Entwicklung überfordert."
Ich weiß jetzt nicht , ob Du das mir schreibst. Da Du den Antwort-Knopf nicht benutzt hast, vielleicht nicht ... Aber ich weiß , dass es keine Antwort auf meinen Kommentar sein kann, ... in jedem Fall ist es aber eine Stereotype aus der kapitalistischen Mottenkiste, mit der gewöhnlich Kritik abgewatscht wird. Fällt Dir nicht mehr ein?
" Im Gegenteil. Wir müssen sogar diese Technologieentwicklung beschleunigen ... "
Ich sagte bereits, dass es jede Menge inovative Techniken bereits gibt , die man ja mal anwenden könnte ... die aber nur von Außenseitern überhaupt berücksichtigt werden ... zB in der Landwirtschaft ...
hier hast Du aber nun definitiv verpasst auf den richtigen Knopf zu klicken, um mir zu antworten.
also die Uhr ist allenfalls technologische Inovation , wenn man sie als Modernisierung der Kette betrachtet , an der man seinen Sklaven arbeiten lässt. Sie dient und diente doch ausschließlich dem Kapital, um die Ware Arbeit messen zu können und den Mehrwert besser zu antzipieren ... das kann man doch historisch sehr schön nachvollziehen .... bis zum Ende des 17. Jahrhundert gab es keine Minutenzeiger.
"Wir haben immer einen Weg gesucht, wie man Sachzwänge erzeugen kann um den Kapitalismus zu überwinden."
Wie , wer ist jetzt "wir" ?
Und was den Sachzwang angeht, war der ja nicht ganz unbekannt. Selbst heute ist zB. der Generalstreik eine recht unangenheme Sache für bestimmte Kreise. Allerdings hat der Arbeitsboykott alleine nicht mehr die politische Helbelwirkung wie früher.
Maschinen und Roboter streiken recht selten und die Angestelltenheere haben ihre Klassenbewusstsein gegen ein Handy eingetauscht, aber nicht begriffen, dass das jetzt das Werkzeug zur Kontrolle des Bodenpersonals ist.... so wie früher die Uhr und der ganze Rummel um die "Moral" der Punktlichkeit.
Mal ganz im Ernst : Der Überfluß , von dem Du hier schreibst, ist doch nicht nur rein rechnerisch längst da. Er wird nur nach wie vor privatisiert bzw. im Sinne der partikulären Interessen Weniger für die kapitalistische Produktion minderwertiger Ramschwaren verpulvert, die an sich keiner bräuchte , wäre da nicht das Akkumulationsparadigma.
"Hier zeigen sich nun Möglichkeiten." ... die Du noch nicht genannt hast, wenn ich nicht irre. Aber eins weiß ich recht sicher: Wenn man die abstrakte Arbeit für sich selbst ablehnt und sich anders betätigt und keinen für sich arbeiten lässt, dann ist das sozusagen "revolutionäre", ob man das nun aus Not macht oder aus Überfluss ist völlig egal. Marx hat aus dem Blickwinkel konkreter Arbeit geschrieben und den Doppelcharakter der Arbeit betont im Sinne einer Befreiung von der abstrakten , entfremdeten Arbeit. Mit abstrakter Arbeit kann man sich nicht von derselben befreien ... das sollte an sich klar sein.
"Und genau das brauchen wir heute auch wieder und müssen gerade in der neuen technologischen Entwicklung genau diesen analytischen Verstand nutzen, bevor der neoliberalismus ihn für sich nutzt."
wieso? Marx in Ehren , aber seine "Prohezeiungen" haben nicht viel weiter geholfen bis jetzt. Der ist doch bis jetzt fast ausschließlich Machtpolitisch interpretiert und missbraucht worden.
Ich sehe es nicht so pessimistisch. Es gab schon Phasen in unserer Geschichte, die sehr wohl von Marx profitiert haben und seine Prophezeiungen zu nutzen wussten.
Was nur geschehen ist und uns überrollt hat, war die uneinsicht in technologische Entwicklungen, die wir verhindern wollten.
Man denke an die Rationaliserung der 80er Jahre bis heute. Gewerkschaften und Sozen hatten nur einen Gedanken: Rationalisierung zu verhindern. Worauf haben sich dann GEwerkschaften eingelassen? Auf Nullrunden in den 90er Jahren, statt schon in den 80ern wie die Grünen zu fordern, dass man eine Machinensteuer einführt.
Gewerkschaften und Sozen haben auch nie Kapital Band 3 gelesen, wo Marx ganz klar und deutlich aufzeigt, dass es ein technologischer Determinismus ist, dass Maschinen, Roboter und Computer die Arbeit vollständig ersetzen werden.
Wenn man also wem etwas vorwerfen kann, dann ist es nicht Marx sondern den Deppen, die Marx nur im Höchstfall bis Kapitel 4 im Band 1 vom Kapital gelesen haben.
Und die Deppen sind nunmal Gewerkschafter und Sozen.
Wenn ich von Überfluss spreche, dann lese nochmal nach, was ich meine. Es geht um den Überfluss von Schlüsselressourcen. Es geht nicht um den Überfluss von Massenkonsum. Schlüsselressourcen werden verknappt vom Kapital, dagegen gibt es eine Überproduktion von Massenkonsum. Darum geht es dieses zu verhindern. Wir brauchen einen Überfluss von Schlüsselressourcen und eine höchste Qualität von Konsumgütern.
Hallo Rüdiger Heescher.
Mir hat's gefallen, schon wegen der optimistischen Grundstimmung.
„Gewerkschaften und Sozen haben auch nie Kapital Band 3 gelesen, wo Marx ganz klar und deutlich aufzeigt, dass es ein technologischer Determinismus ist, dass Maschinen, Roboter und Computer die Arbeit vollständig ersetzen werden.“
Kennst Du den Einwand von Hans Jonas in „Das Prinzip Verantwortung“ gegen diese Position (in dem Falle gegen Bloch)? Sinngemäß sagt er, dass bei einer marxistisch motivierten Volltechnisierung die Abwärme problematisch groß sei und das Klimathema verfolgt uns ja nun schon. Was wäre Deine Entgegnung?
Ich muss gestehen, dass ich das Buch von Hans Jonas nur angelesen habe und wieder verworfen habe. Konnte ich nichts mit anfangen. Der Klappentext hätte wahrscheinlich gereicht zu lesen.
Die in dem Zusammenhang wohl entscheidende Passage ist die hier:
„Bei unermeßlicher Quelle … wird das Wärmeprodukt ihrer Verwendung über den ganzen Erdkreis hin ein potentiell kritischer Faktor: die in allen Stadien der Nutzung – mechanischer, chemischer, organischer – sich wiederholenden Wärmeabgabe an die Umgebung, bis zur animalischen Wärme der Milliarden Menschenleiber selber und ihrer tierischen Trabanten, und selbst noch die Gärungshitze ihrer verwesenden Kadaver. Es sollen aber, erinnern wir uns, reichlich mit Lebensgütern versehene Menschenmilliarden sein, also mit großen Maschinenpark pro Kopf – und dann noch (durch progressive Erschwerung der Abbaubedingungen in der ausgebeuteten Erdkruste) mit immer energiekostspieliger werdender, also mehr Abfuhrwärme zeugender Rohstoffgewinnung für dasselbe Endgut. Alle diese Maschinen- und Lebenswärme muss abgeführt werden, und dafür steht nur die irdische Umgebung, nicht das Weltall zur Verfügung. Bei genügender Überziehung der Erde mit stoffwechselnden Leibern und arbeitsleistenden Maschinen könnte somit dasselbe thermalglobale Ergebnis eintreten, das für den glücklich vermiedenen Treibhauseffekt beschrieben wurde.
Die Unmöglichkeit aber für jede Erfindungskunst, diese Kausalität zu umgehen, das heißt, das eine zu haben und das andere zu vermeiden, Exzess des Energieverbrauchs von den thermalen Folgen zu trennen, ist letztlich dasselbe, wie die Unmöglichkeit, ein Perpetuum mobile zu bauen: das unverbrüchliche Gesetz der Entropie, dass bei jeder Arbeitsleistung Energie „verloren“ geht, dass alle Energie zuletzt zu Wärme degeneriert, und dass Wärme sich zerstreut, das heißt mit der Umgebung einen Mittelwert ausgleicht. Hierin lässt die Thermodynamik nicht mit sich handeln.“
(Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung, Insel Verlag 1979, Suhrkamp 1984, S.336f)
Tja 1979 war das alles noch zutreffend, als man noch keine Photovoltaik kannte und in Dortmund alles grau mit Russ der Schornsteine erschien.
Ist halt überholt im Denken.
Ich war selber Grüner und bin ökologisch sozialisiert. Nur das ist heute nicht mehr das Thema bei heutigen Technologien.
Im übrigen, wer auf Wirtschaftsethik setzt und keine Ahnung von systemischen Mechanismen hat, der sollte keine Moralbücher schreiben. Dann kann man auch genauso gut dem Papst zuhören.
sag ich doch : falsch interpretiert und/oder missbraucht.
und dass die Gewerkschaften in der Vergangenheit die Arbeitsplätze verteidigt haben, gegen was auch immer, ist nun nicht ganz erstaunlich, oder? Sie waren ja dazu da die kapitalwirksame Arbeit kapitalistisch zu ideologisieren und identitätsstifftent ins System einzupflegen , was ja anscheind auch geglückt ist im Sinne des Kapitals.
Wenn die deswegen heute nix mehr zu sagen haben , dann natürlich auch weil die meisten Arbeitsplätze von Maschinen übernommen wurden. Hatte ich oben schon drauf reagiert (und hier kürzlich einen Artikel dazu eingestellt).
Das alles aber ändert ja nichts an der Bedeutung der Arbeit, die immer noch von Menschen abgeleistet wird, für die Kapitalherrschaft .... und wenn es das Management ist oder der hochdotierte Ingenieur. Die sind doch genau in dem selben Sinn Deppen wie die Gewerkschaftler und Sozen in Deinem Kommentar.
"Es geht um den Überfluss von Schlüsselressourcen. Es geht nicht um den Überfluss von Massenkonsum."
Meine Güte: Wenn man Massenkonsum im Überfluss erstellen kann , dann kontrolliert man Schlüsselrecourcen, zumal den echten oder angeblichen Mangel dieser Schlüsselrecourcen.
Fakt ist doch einfach dass mit den meisten Schlüsselrecourcen Müll produziert wird anstatt wichtige Gebrauchsgüter in hoher Qualität. Man kann vielleicht nicht beides gleichzeitig haben , aber sicher ist, dass man auf Seiten des Kapitals nicht auf den profitablen Müll verzichten kann, weil die Kapitalakkumulation dann ein Ende hätte.
In sofern warte ich hier noch auf Deine angekündigte "Möglichkeit" durch Technologie, die dem Kapital zuvorkommen und dieses obosolet machen wird für die Kapitalisten, wohlgemerkt, bzw. diese von deren Seite gesehen ganz unerwartet überrumpeln wird ehe sie die Staatsgewalt auch nur zur hilfe rufen könnten.
und nee, ich bin sehr optimistisch, aber ich versteh nicht was Du hier eingentlich vorschlägst außer an etwas zu Glauben, was bislang nur Phänomene des Kapitalismus waren, bzw. finde es nicht in Deinem Text und auch nicht in Deinen Antworten auf meine Kommentare.
Ja die Staatsgewalt wird sicherlich zur Hilfe kommen. Und das gilt es zu vermeiden und aufzudecken. Genauso wie man von vornherein bei neuen Technologien vermeiden muss, dass der Kapitalismus in seiner neuen Form des Neoliberalismus seduktiv wirkt und nur noch eine Chance hat repressiv zu wirken. Ob er es sich dann aber traut repressiv zu sein wird sich zeigen. Wenn er es tut, dann gibt es Bürgerkrieg. Dann bleibt keine andere Wahl. Es ist ohnehin die Frage, wie sich der Neoliberalismus als Kapitalismus verhalten wird. Es kann durchaus sein, dass man den Neoliberalismus verlässt und eine neue Form des Cooperativen Feudalismus installiert wird, wie es sich schon in vielen Staaten andeutet. Seduktiv bei Anhängern und repressiv bei Gegnern. Die Frage ist dann wie eine Linke darauf reagiert. Ich sehe zur Zeit keine Lösungsansätze in der Linken, die immer noch in der Vergangenheit entweder der Sozialpartnerschaft oder der staatstragenden Mitsprache lebt und nicht bei Marx einfach nachliest. Ich sehe insofern düster in die nahe Zukunft, um nicht zu sagen pessimistisch. Der intellektuelle Horizont ist in der Linken sehr eng gesteckt. Leider sind die neoliberalen intellektuell weit voraus, denn sie haben ihren Fahrplan und linke haben keine Mechanismen gefunden diesen auszuhebeln. Deshalb muss man Wege finden, die unerwartet erscheinen. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich dieses Posting überhaupt machen sollte. Es hatte sich aus einer Facebook Diskussion ergeben, dass ich diesen Artikel dort verlinken konnte. In einem Kommentar als solches wäre es zu gross gewesen und auch zu schade als Kommentar stehen zu lassen. Das Problem ist, dass es jetzt ein Wettlauf ist, der mit neuen Technologien gerungen werden muss. Linke machen jetzt den gleichen Fehler wie damals bei der Rationalisierung in den 80ern. Und da muss man gleich einschreiten. Eigentlich sollte man vermuten, dass Linke aus dieser Erfahrung gelernt haben sollten. Haben sie aber nicht.
"Ob er es sich dann aber traut repressiv zu sein wird sich zeigen."
Bis jetzt traut er sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, so meine Beobachtung.
"Es kann durchaus sein, dass man den Neoliberalismus verlässt und eine neue Form des Cooperativen Feudalismus installiert wird, wie es sich schon in vielen Staaten andeutet."
Ja an der Stelle bin ich etwas pessimistischer, das ist wahr -Feudalismus wäre ja noch relativ harmlos, aber ich sehe hier in Frankreich eine faschistisch-totalitäre Tendenz im Moment durch neoliberale "Sozialisten" repräsentiert ... die Kriminalisierung der Opposition wird hier mit großen Schritten vorangetrieben - selbst bekannte Politiker der Opposition reden mittlerweile von der staatlichen Infiltration der großen Demos ( 1. Mai oder nuits debout) durch sogennate "Casseuer" - das heißt in Deutschland "Schwarzer Block" und besteht aus maskierten Polizisten mit Sachschadenauftrag. Das erinnert doch stark an die SA, wie ich meine?
"Ich sehe zur Zeit keine Lösungsansätze in der Linken,"
Vergiss doch mal die Altlinken. ... drei vier , rechts-links, maschieren war vorgestern. Die haben sich so lange gegen die sie unterminierende Bürökratie aufgelehent bis sie selber eine geworden sind und damit zu dem was sie anfangs bekämpfen wollten. Auf solchen Blödsinn fällt man eignetlich heute nicht mehr herein. Die neuen Aktivisten sind nicht links. Die haben die Schnauze vom Demokratischen Theater voll und vom verlogenen und korrupten Rechts-Staat als Steigbügelhalter des Kapitals auch. Es geht um ein horizontales Gesellschaftsmodell mit echter Demokratie ... es geht um die Freude am Leben, Phantasie, Kreativität, Konkrete Aktion und nicht um trockene Theorie. Es geht darum die Kapitalherrschaft zu ignorieren, trotzdem zu leben ...
Wieso soll ich mir jetzt Gedanken machen, wie man in der Zukunft wohl ein Fahrzeug mit Energie versorgt, wenn der Bürgerkrieg, von dem Du schreibst, längst im Gange ist? Und das ist er definitiv. Oder wie soll man die Agressivität und die Gewalttätigkeit der neoliberalen Politik , die sich gegen die jeweils eigene Bevölkerung richtet , sonst nennen?
"Linke machen jetzt den gleichen Fehler wie damals bei der Rationalisierung in den 80ern."
Um das noch mal klar zu sagen: Das waren weder in den 80ern "Linke" noch heute sind es welche. Wir sollten also aufhören von "Linken" zu reden und diesen Begriff auch noch mit Opposition gleichzusetzen. Man sollte nie vergessen , dass Identitäten dieser Art immer von außen kommen und in Herrschaftsstrukturen also einer Rollenzuweisung entsprechen, die unter Sachzwang von oben dann unten als Freiheit wahrgenommen werden soll und auch wird. Gähn.
Die sogennnate "Linke" , das ist heute , auch hier in FR ein Sammelbecken von Unzufriedenen, die in ihrer jeweilig hierarchisch organsierten Struktur auf Linie gehalten werden. Man führt sie gesammelt zur Wahlurne um im demokratischen Kasperleteather ihre Stimme zu entwerten , indem man sie dazu veranlasst ein kapitalkonformes Parteiensytem zu stützen ohne gropße Chancen je in den nicht mal sehr einnflussreichen Dienstleisterrang aufsteigen zu können. Es versammlen sich dort vorwiegend mutlose oder resignierte Opponenten und natürlich scharenweise Heuchler und Absahner.
Es gibt Opposition. Punkt. Die kann ja auch mal einfach Opposition heißen , oder? Keine Identität ist anders... wir wollen etwas anderes, dafür gibt es keinen Namen, wenn du mich fragst. Sowas wir doch erst hinterher benannt. Und StarTrek war auch nur die kommerzialisierte Zukunft von gestern. Die werden wir wohl nicht nachholen können. Retro? Hätte ja sowieso kaum einer Lust zu.
"Die sogennnate "Linke" , das ist heute , auch hier in FR ein Sammelbecken von Unzufriedenen, die in ihrer jeweilig hierarchisch organsierten Struktur auf Linie gehalten werden. Man führt sie gesammelt zur Wahlurne um im demokratischen Kasperleteather ihre Stimme zu entwerten , indem man sie dazu veranlasst ein kapitalkonformes Parteiensytem zu stützen ohne gropße Chancen je in den nicht mal sehr einnflussreichen Dienstleisterrang aufsteigen zu können. Es versammlen sich dort vorwiegend mutlose oder resignierte Opponenten und natürlich scharenweise Heuchler und Absahner.
Nur mal so zur Klarstellung: die Zuschreibung der „netten“ Attribute auf Linke, bezogen auf die Schreiber hier im Forum, endet in dem Absatz wo?
Ansonsten mag Rechts, Links im oberflächlichen Auge als Anachronismus erscheinen, was Links aber keinesfalls ist und nie war, ist eine zugestandene oder vorgegebene politische „Rollenzuweisung“, die von der herrschenden Klasse ausging.
Ansonsten ist "Links" als Definition einer bestimmten gesellschaftlichen Vorstellung immer noch der beste Sammelbegriff für dass, was wohl viele oder die meisten hier im Forum veranlasst zu schreiben. Ausnahmen sind leicht auszumachen.
Die Kapitalisten hingegen scheinen mir Marx sehr genau gelesen und auf Schwachstellen analysiert zu haben.
Allerdings steht der Neoliberalismus heute mit dem Rücken zur Wand, weil er die Grundlagen der Akkumulation weitgehend zerstört hat. Daraus gibt es nur zwei Auswege: Krieg oder umverteilenden Sozialstaat. Oder eben, wie derzeit, weder noch - das bedeutet dann Nullzinsen und tendenziell auch Nullakkumulation. Der aktuelle Schwebezustand kann nicht ewig anhalten. Entweder es gibt progressive(?) Reformen zur Etablierung neuer Prinzipien, oder eine gewaltsam-chaotischen Rollback.
Die derzeitige Situation sehe ich als "unmögliches Dreieck": Die Politik kann nicht gleichzeitig die Währungen, die Finanzmärkte samt ihrer Akteure und den Kapitalismus retten. Eines von den dreien wird zugrundegehen.
Bisher bin ich verhalten optimistisch, dass es darauf hinausläuft, dass Geld bedeutungslos wird und sich neue Ordnungsprinzipien (und Klassenstrukturen, u.U. mit Ähnlichkeiten zum Feudalismus, ja) herausbilden.
Es ist immer wieder herzerfrischend etwas von dir zu lesen,
lieber IDOG - du verbreitest Licht in diesem Tunnelsystem, fein.
ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir eigentlich lieber wäre, wenn es offen totalitär faschistisch wird. Dann gäbe es auch eine wirkliche Opposition, die nicht opportunistisch nur an Fleischtöpfe will. Es wäre zwar für diese Phase der Menschheit schlimm, aber irgend wann ist diese Macht auch wieder gebrochen und man wird dann etwas installieren, was optimistisch in die Zukunft schauen kann.
Schlimm ist zur Zeit dieser Neoliberalismus, der einfach alle Opposition gleich assimiliert mit seinem seduktiven system, dem man kaum ausweichen kann. Das einzige was dann hilft ist nur Autarkie. Nur kann es sich auch nicht jeder leisten.
Für mich ist zur Zeit nur die Möglichkeit vorhanden in die Zukunft zu schauen und mechanismen auszuloten, die man nutzen kann gegen das System. Und da muss man Wege gehen die subtiler sind als der offene Klasenkampf den es sowieso nicht geben wird. Ausser dem von oben. Aber nicht des Proletariats von unten, denn das ist ohnehin schon eingelullt. Vielleicht wird dieser rechte Aufstand etwas dialektisch bewirken. Ich bin mir nicht sicher. Ich verfolge es in den USA die letzten Monate sehr genau. Mal schauen was draus wird.
Mit Frankreich hast du natürlich recht. Das ist sicherlich auch eine Blaupause für uns in Deutschland mit dem Unterschied, dass Blockupy ganz sicher nicht die Debattierer der Nacht werden.
Schon Marx sah, daß Freiheit an materielle und geistige Bedingungen gebunden ist, wobei letztere nicht unwesentlich von ersteren determiniert werden. Insofern setzt jede Vorstellung von einer freien Gesellschaft die Möglichkeit voraus, die lebensnotwendigen Ressourcen für alle in ausreichendem Maße für alle zur Verfügung stellen zu können. Nun kann man sich fragen, ob dieser Zustand heute schon gegeben ist, ob man also mit dem Wissen und den vorhandenen Produktionsmitteln ohne Arbeitszwang, dh mit dem Arbeitsaufwand, den die Menschen freiwillig aufzubringen bereit sind (sonst wäre die Freiheit von vornherein aufgegeben), solche materielle Produktion unter andersartigen Produktionsverhältnissen, in stabilen Strukturen organisieren kann. So lange die Verteilung über einen Markt erfolgt, müssen die existentiellen Konsumgüter freilich von allen bezahlbar sein, dafür würde bspw ein BGE sorgen. Da kann es noch punktuellen Mangel geben, weil nicht das Richtige bzw nicht in ausreichender Zahl produziert wurde, aber es ist kein systematischer, systemisch notwendiger Mangel. Ich halte das für die richtige Fragestellung, ob eine freie Gesellschaft möglich ist.
Man kann natürlich stärkere Voraussetzungen postulieren, wie Du es tust, einen Überfluß, der keine Verteilungssysteme erfordert, dann muß man aber überall Überfluß produzieren, das wäre eine entsetzliche Verschwendung. Überfluß nur für den Sektor der existentiellen Schlüsselressourcen mindert zwar das Problem, hebt es aber nicht auf. Die Vorstellung, daß alle ihren Bedarf selber produzieren, die eine Organisation der Kooperation überflüssig macht, kommt mir ebenso unökonomisch und unökologisch vor. Da sind die Regionalisten klüger, sie wissen, daß die Beschränkung auf Klein- und Regionalproduktion die Notwendigkeit von Verzicht einschließt. Das kann ja trotzdem gewollt sein. Die Definition des Sozialismus als eines Systems, das den Mangel gerecht verteilt, ist jedenfalls falsch. Richtig ist, daß es historisch meist um solchen Notsozialismus ging, aber der Kommunismus kann nach Marx erst mit dem Reich der Freiheit beginnen, jenseits des Mangels. Daß der Kapitalismus ohne Not, zu seinem Vorteil künstlich Mangel erzeugt, siehst Du treffend. Es ist kein aufgrund fehlenden Wissens oder fehlender Produktionstechniken unvermeidbarer, objektiver Mangel, daher muß man keine neuen Technologien entwickeln, sondern nur die gesellschaftlichen Restriktionen durch den Verwertungszwang aufheben, nicht die Technik, sondern die Verhältnisse ändern (das sagt wohl auch @ Idog).
Daß die Schlüsselressourcen zur Ware gemacht werden, ist ein vorrangig politisches Problem, es läuft der Idee des gesellschaftlichen Zusammenschlusses überhaupt zuwider, auch wenn man meint, den Massenkonsum dem Markt überantworten zu können. Daß die Bedeutung der produktiven Arbeit in der sich technologisch entwickelnden Gesellschaft ständig abnimmt, ist nicht zu bestreiten und nur zu begrüßen, daß sie nach Rifkin gegen Null tendiert, was auch von Dir angedeutet wird, halte ich allerdings für etwas voreilig. Die Maschinen müssen entwickelt, gebaut, gewartet, ersetzt werden. Das erfordert arbeitsteilige Spezialisten. Der Vorteil der arbeitsteiligen Gesellschaft ist, daß etwa der Nutzer von Strom nicht wissen muß, was Strom ist, nur, daß er aus der Steckdose kommt. Das ist aber keine Autarkie. Wir bleiben von den Fachleuten abhängig. Der Kapitalismus könnte sich darauf zurückziehen. Schon immer war sein Funktionieren neben dem Privateigentum an Produktionsmitteln an die Privatisierung des Produktionswissens gebunden. Und wenn die Maschinen sich erst einmal selbst herstellen, also wirklich alle menschliche Arbeit im Produktionssektor verschwindet, werden wir alle Sklaven des Maschinensystems sein, es sei denn, es gibt noch ein paar Herren, die das Maschinensystem verstehen. Ansonsten sind wir eine herren-, herrschaftslose Gesellschaft, aber in völliger Heteronomie. Das wäre unsere komplette Entmündigung.
Kurz: Die andere, kommunistische Gesellschaft ist kein technisch lösbares Problem, sondern die Selbstbestimmung einer sozialen Lebensform. Setzt man auf die Vorzüge der Großgesellschaft, ist die Autarkie des Individuums absolut widersinnig, umso notwendiger ist die Solidarität von Laien und Experten. Die andere Gesellschaft hat Mangelfreiheit zur objektiven Voraussetzung, aber die objektive Mangelfreiheit bringt sie nicht automatisch hervor (sonst hätten wir schon längst den Sozialismus). Ich möchte auf einen weiteren Einwand kommen.
In der Forderung nach einer unblutigen Revolution, lieber Rüdiger Heescher, sind wir uns einig – oder bist Du der Meinung, daß es das nicht gibt, unblutige Revolution ein Oxymoron? Ich behaupte, eine radikale Umwälzung der gesellschaftlichen Fundamente muß es schon sein, mit der quantitativen Steigerung unserer technologischen Weltgestaltung ist es nicht getan. Wie sympathisch Dein Techno-Kommunismus auch daherkommt, philosophisch muß ich einen tiefgreifenden Widerspruch anmelden. Sollte die befreite Gesellschaft nicht die Folge eines autonomen kollektiven Willens sein statt eines objektiven Prozesses, sei's der Überflußproduktion (in den Schlüsselindustrien), sei's des hinter dem Rücken der Beteiligten sich abspielenden Marktgeschehens (wie die Bürgerlichen sich das mit der invisible hand dachten)? Kommunismus aus Sachzwang, nicht aus Selbstbestimmung? Und ist Mangelfreiheit nicht ein relativer subjektbezogener Begriff, der präzisiert werden muß, um im Einklang mit dem materialistischen Menschenbild von einer objektiven Mangelfreiheit sprechen zu können?
Leben in der uns bekannten Form beruht auf dem Dualismus, in seiner höheren Form auch der Dialektik, von Bedürfnis und Bedürfnisbefriedigung, Mangel und Sättigung. Gesundheit ohne Krankkeit gibt es nicht, das Leben entfaltet sich und irgendwann überwiegt der Zerfall, dann und erst dann ist es ein Leben zum Tode. Nun bearbeitet das denkende Tier dieses Wechselbad aus Lust und Unlust. Es entwirft Strategien zur Vermeidung von Unlust, es sorgt vor. Je besser das gelingt, dieses Problem gelöst ist, desto sicherer stellt sich ein neues Problem ein, der Mensch ist ein Problematisierer und Optimierer. So gehört der Mangel zur conditio humana, ihn abschaffen zu wollen, ist Donquichotterie, er ist der Fortschrittsmotor. Die einseitige Entwicklungsrichtung des technologischen Fortschritts allerdings ist ein Irrweg, der mehr Probleme schafft als daß er sie löst. Und die Verhältnismäßigkeit wird nicht gewahrt. Beispiel für beides sind viele Bemühungen um Lebensverlängerung. Es geht also nicht darum, von Mangel frei zu sein, sondern um die Bestimmung, wo wir Mangel sehen und beheben wollen (ich vermute und hoffe: der Mangel, der die freie Gesellschaft hauptsächlich beschäftigen wird, ist der Mangel an Wahrheit, Erkenntnis sowie Schönheit; Wissenschaft und Kunst, für alle, werden sich frei entfalten).
Da ist es dann sinnvoll, daß die Befriedigung der existentiellen Bedürfnisse aller (auch dies eine historisch leicht veränderliche Größe) gesichert, dieser Mangel endgültig behoben ist. Man muß also in diesem Sinn von objektivem Mangel sprechen. Eine befreite Gesellschaft ist eine, in der kein objektiver Mangel mehr herrscht, die aber jenseits dessen wie alle früheren, jetzt aber in freier Selbstbestimmung, sich der Dialektik von Mangel und Problemlösung hingibt.
"Nur mal so zur Klarstellung: die Zuschreibung der „netten“ Attribute auf Linke, bezogen auf die Schreiber hier im Forum, endet in dem Absatz wo?"
Wenn ich Deine Frage korrekt beantworten will , muss ich sagen : nirgends. Aber sie fängt auch nirgends an, denn FR heißt Frankreich.
Ansonsten : nur Mut. Wir halten uns mit solchen Lapalien doch nicht vom Leben ab , oder? Die Rollenzuweisung allerdings, da muss ich drauf bestehen, hat das Kapital vorgenommen. Und die Identität folgte auf dem Fuß. Oder wie soll ich die "Würde der entfremdeten Arbeit" verstehen? ... die Identifikation des Arbeiters mit seiner Klasse?
Nichts für ungut. Aber wie ich oben schon meinte und ohne Dir oder irgendjemand nahetreten zu wollen, irgend etwas ist das schief gelaufen , und aus der Arbeiterbewegung in den 2oern ist BMWgeile Heuchelei geworden. Da muss man dann doch sehen, dass das Kapital besser organsiert war, denn jetzt und obwohl es längst abwärts geht meint der durchschnittliche BMWfan immer noch, er habe es sich verdient, es stände ihm zu ... usw. und damit ist er der Denke des Kapitals so auf den Leim gegangen, dass er heute dessen Besitzstände verteidigt und nach wie vor für die Entmündigung seiner selbst steht und auch entsperchend brav ist.
Pardon: es muß natürlich heißen - die unblutige Revolution ein Oxymoron
konsequenterweise könnte die neue gesellschaftsform dann trekismus heißen oder allstarismus, aber wie wird die form gefühlt mit inhalt gefüllt
"Schlimm ist zur Zeit dieser Neoliberalismus, der einfach alle Opposition gleich assimiliert mit seinem seduktiven system, dem man kaum ausweichen kann............
Das einzige was dann hilft ist nur Autarkie.
Nur kann es sich auch nicht jeder leisten........"
Sobald ich mir vom bestehenden System der >>Leistungsbemessung<< - das absolut nicht zu tollerieren ist - zuweisen lasse was ich mir leisten kann, bin ich opportunistisch und assimiliert.
Autonomie beginnt erst da, wo meine Akzeptanz der bestehenden, freibeuterischen Eigentums- und Verteilungsverhältnisse endet - ich Kommunismus praktiziere, also gemeinschaftlich umverteile.
Die Möglichkeiten die Regeln der bestehenden, perversen Systematik zu brechen, oder zu umgehen sind grenzenlos - wenn ich mich nicht darauf einlasse.
Wenn alles gleichberechtigt allen sein soll, ist das keine Frage der Technologie, sondern eine Frage der Egalisierung der Machtverhältnisse. Da unterwerfe ich mich nicht der Anmaßung von Regeln der Privilegierten - betteln um gleiche Berechtigung hat noch nie geholfen.
Ok ich gehe jetzt nicht auf jeden Punkt ein und sind Wenn, dann ... Schlussfolgerungen unter bestimmten Annahmen und Bedingungen, die ich nachvollziehen kann und selbst auch so denke oder gedacht habe.
Ich habe auch oben in einem Kommentar davon gesprochen, dass wenn das System repressiv wird, dann sowieso keine andere Möglichkeit bleibt als ein Bürgerkrieg. Insofern wäre dann eine blutige Revolution unausweichlich. Ich schlage aber eine andere Variante vor, wie man es unblutig als Sachzwang hinbekommen könnte. Ich gehe daher auch nicht d'accord mit der allgemeinen Hoffnugn auch von Rudi Dutschke, dass man das Bewusstsein schaffen müsse. Ich habe mir seit den 80/90er Jahren angeschaut, wie sich der Neoliberalismus durchsetzen könnte und dabei gelernt, dass das Bewusstsein verführt wurde, daher auch seduktive Eigenschaft des Neoliberalismus. Es wurden Sachzwänge erzeugt, die dann einen Neoliberalismus unausweichlich erschien. Wenn ich auf das Bewusstsein setzen würde, wie ich es auch noch in den 80er Jahren gehofft habe, dass es möglich wäre, dann zeigt es, dass auch das Bewusstsein sich korrumpieren lässt. Daher setze ich auf die gleiche Methode, die auch Neoliberale angewendet haben um ein keynsianistisch sozialdemokratisches Denken völlig zu korrumpieren in ein neoliberales. Die Menschen sind einfach so wie sie sind. Und man muss sie nehmen wie sie sind. Ich will auch keinen Kommunismus haben indem Menschen umerzogen werden zu Menschen, die erst lernen müssen sich in einem Kommunismus richtig zu verhalten, wie man es ja autoritär glaubte im Sozialismus exerzieren zu müssen.
Worum es also geht ist wie bei dem bedingungslosen Grundeinkommen ja auch, Mechanismen zu finden, die Markt und kapitalistische Mechanismen aushebeln. Und diese müssen auch so erscheinen, sodass es als Sachzwang daher kommt und eben nicht ein Wille von irgend jemanden. Um diesen Willen zu bekommen müsste man erstmal 1000 Verbote aussprechen. Es würde letztlich auch auf eine religiöse Variante hinauslaufen, wie es Grüne versuchen als Partei der 10 Verbote. Erzieherisch also. Das funktioniert nur nicht und wird die Menschen rebellisch machen denn kein Mensch lässt sich gerne was vorschreiben und die Freiheit des einzelnen liegt eben daran, dass man Dinge nicht machen muss, die man nicht machen will. So war es auch das Verständnis nach MArx. Es geht nicht darum Freiheit zu haben alles machen zu können, was man will, sondern Freiheit zu haben nicht das machen zu müssen, was man nicht will.
In einer theorie zur Schaffung von Sachzwängen die eben genau diese Freiheit erzuegen soll und Abhängigkeiten völlig eleminiert, sollte also jeder den grössten Vorteil drin sehen.
Das ist Emanzipation tatsächlich gedacht durch einen deduktiv und deterministisch gedachten Masterplan. Ohne Bewusstsein!
Das Bewusstsein der Arbeiterschaft ist ohnehin begrenzt und Marx und Engels haben sich oft über die Gewerkschaften aufgeregt, wie verkürzt und sich in Abhängigkeit begebend sie letztlich gedacht haben. Darauf sollten wir nicht setzen. Sehen wir ja seit Jahrzehnten schon. Ich denke die Geschichte der Hohlköpfe von Gewerkschaftern wird wahrscheinlich noch weiter reichen, wenn ich mir nur den Triumpf des Behaviorismus und Taylorismus anschaue in der GEschichte.
Keine Erziehungsdiktatur, da sind wir uns einig. Aber wieso glaubst Du, daß wir Linken ohne Macht Gegensachzwänge erzeugen können gegen die von den Mächtigen erzeugten Sachzwänge zur Erhaltung des Systems oder gegen die Autostabilisierung desselben? Und ein weiterer Einwand. Es gab einmal die Vorstellung, daß das Wissen und die Zugriffsmöglichkeiten auf die industriellen Grundlagen des Systems so konzentriert sein werden, daß eine Handvoll Physiker oder Informatiker (zB vom CCC) das System zu Fall bringen können. Das wäre dann die Revolution von oben, ohne das Volk. Ja, und dann? Und ist Dein Weg nicht ein ähnlicher? Die Erfahrungen mit einem nicht von der Mehrheit getragenen Sozialismus, einem Zwangssozialismus (übertragbar auf einen Sachzwangsozialismus), sogar dem von Cuba, zeigt, wie schwer es ist, selbst unter revolutionierten Verhältnissen zu einem aufgeklärten Bewußtsein zu gelangen. Aber Cuba zeigt auch, daß es trotz verbissener übermächtiger Gegnerschaft fast gelungen ist, bis heute ist ein großer Teil der Bevölkerung mit der Revolution loyal. Es hängt alles an der bewußten Alternative einer solidarischen Gesellschaft. Ich denke, das ist eine sehr einfache Wahrheit, die jedem zugänglich ist, der sich aus der ideologischen Fesselung befreit hat.
solidarische oekonomie
Über Marketing und Verführung. Ich sagte ja schon, dass ich mich auf die gleichen Methoden berufe wie der Neoliberalismus. Eine Hegemoniale Macht in der Verführung muss die Linke mit Vorstellungen werden, die dem unkritischen Menschen im Kapitalismus gefallen.
Lieber Rüdiger,
das mag ja schlechter Stil sein, aber ich habe den Artikel erst jetzt gelesen. Und ich muss ehrlich sagen: ich bin enttäuscht, vielleicht auch weil ich dachte, es ginge um etwas ganz Anderes.
'Energie' ist heute schon im Überfluss vorhanden (in Europa) - die Gaskraftwerke sind die swing-producer und haben nur eine geringe Auslastung, auch die Kohle könnte deutlich mehr leisten - aber das ist ja technisch nicht möglich, es kann ja nur so viel produziert werden, wie abgenommen wird. Die Profite der Unternehmen (ob Mono-, Oligo- oder Polypol ist da noch nicht einmal entscheidend) sind im Keller, aber gewisse Produktionskosten gibt es weiterhin, daher gibt es Strom nicht umsonst.
'Arbeit' im weiteren Sinne(!) wird es weiterhin geben, und diese wird auch weiterhin eine gesellschafts- und bewusstseinsformende Funktion haben. Dass 'Autarkie' sinnvoll ist wage ich zu bezweifeln, weil dann riesige Speicherkapazitäten in jeem Haus benötigt würden. Und Elektroautos können die Wenigsten zuhause reparieren, insofern gibt es auch hier keinerlei 'Autarkie'.
Wenn Du über die Frage Mangel vs. Überfluss den Kapitalismus in Frage stellen willst, musst Du m.E. von der Betrachtung der Schlüsselressource 'Wissen' ausgehen. Denn hier wird es wirklich interessant: Wissen kann in Zeiten des Internets gar nicht 'knapp' sein - es kann nur durch Zugangskontrollen künstlich verknappt werden. Und diese verhindern nicht nur die Verbreitung neuer Ideen und Technologien, sondern sind auch enorm aufwendig und damit ineffizient. Der Kapitalismus steht hier einem gesellschaftlichem Fortschritt eindeutig im Wege.
'Wissen' ist seinem Wesen nach eine nicht-kapitalistische Ressource, immer gewesen - und wenn es in Zeiten billiger Massen-Produktionskapazitäten die alles entscheidende Basis wird bedeutet das, dass die Zeit des Kapitalismus abgelaufen ist. Wer versucht, (digitales) Wissen zu monopolisieren und marktförmig zu verwalten, kämpft wie Don Quijote gegen Windmühlen - das hat die Musikindustrie als erstes schmerzhaft erfahren müssen.
Und wenn das alles schon in den Kommentaren vorkam, dann habe ich das auch nicht gelesen. Schlimm schlimm.
Grüße
smukster
Lieber Smukster
du hast nicht den Mechanismus verstanden. Es geht nicht rein um einen Überfluss von Energie, der schon gegeben ist, aber von Monopolen verwaltet wird und damit als Ware erhalten bleibt. Es geht um den Mechanismus der Energie und Mobilitätsautarkie.
Autarkie durch Überflüss an Schlüsselressourcen für den einzelnen bedeutet, dass es keine Abhängigkeiten mehr gibt.
Wenn jetzt darüber diskutiert wird, dass Leute, die sich Photovoltaik Panels aufs Dach setzen besteuert werden sollen, dann ist es genau der Schritt, der diese Unabhängigkeit verhindern soll vom Staat aus. Das darf nicht passieren.
Die Grundregel muss daher lauten, dass man Wasser, Luft zum Atmen und Energie nicht als Ware verkaufen darf und auch nicht besteuern darf. Die Autarkie im Überfluss bricht die Konzernmacht und damit auch mit diesem einen Mechanismus die Macht des Kaptialismus als System.
Bei dem Rest, den du geschrieben hast stimme ich dir zu und geht ja in die gleiche Richtung.
Die Autarkie im Überfluss bricht die Konzernmacht
Das ist ja nicht falsch, aber es scheint mir die teuerste bzw. ineffizienteste Weise, diese Konzernmacht zu brechen. Dezentral in kleinen Einheiten ist prima, aber benötigt für echte Autarkie extrem hohe Produktions- und Speicherkapazitäten (und damit auch umweltschädlich gewonnene Ressourcen).
Da erscheint es mir sinnvoller, ein Grundrecht auf Energie (sowie Wasser, saubere Luft, Wohnraum...) zu formulieren und dieses nach dem Subsidiaritätsprinzip, also "so dezentral wie möglich, so zentralisiert bzw. vernetzt wie technisch sinnvoll" zu verwirklichen. Wenn dabei *auch* Unternehmen mitmischen, ist das nicht per se problematisch, solange diese nicht via Monopolmacht den Preis bestimmen. Eine Frage der politischen Rahmensetzung - aber das ist es so oder so.
Ähnliches gilt für Mobilität: Wirkliche Autarkie bedeutet, dass jeder Mensch ihrsein eigenes Gefährt hat. In Patagonien oder der Mongolei (nb: Heute steht vor jeder Jurte ein Solarpanel für Licht und Fernseher.) ist das vielleicht sinnvoll, aber in der Großstadt? Ressourcen- und Flächenverbrauch sprechen hier ganz klar für ein Carsharing-Modell, das außerdem weitaus billiger ist und sich dank geringer Markteintrittshürden nicht/ kaum monopolisieren lässt. Auch hier also: Grundrecht auf Mobilität statt Autarkie.
Meine Überlegung ist halt ein wesntlicher Punkt, der bei allen "Revoluzzern und Reformern" nie bantwortet wird, wie man all das erreichen kann und wie man die Konzern- und Kapitalmacht brechen kann, ohne eine gewalttätige Revolution machen zu müssen. Das ist der Punkt bei dem ganzen, weswegen ich die Autarkie so hoch bewerte.
Im Prinzip gelingt das durch Rosa Luxemburgs "Revolutionäre Realpolitik". Was darunter konkret fällt ist eine spannende Frage, grad hatte ich noch mit Magda darüber diskutiert, wir könnten ja mal versuchen eine Liste aufzustellen...:
- Nullzinspolitik
- deutliche Lockerung des "geistigen Eigentums"
- soziale Grundrechte
- Unternehmensstrafrecht
- rechtliche Besserstellung dezentraler Strukturen, vgl. EEG
- ...
Wie definierst Du 'Autarkie'? Bei allem was mit Technologie zu tun hat erscheint mir das eher schwierig...?