Danmarks Radio muss bangen

Medien Rechte Parteien wollen dem dänischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk radikal das Budget kürzen und Sender vom Netz nehmen

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Führende Politiker der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei (Dansk Folkeparti, DF) wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Dänemarks, Danmarks Radio (DR), schrumpfen. Das Budget soll um 25 Prozent gekürzt werden. Die Einsparungen sollen vor allem durch Umgestaltungen bei den Sendern erfolgen: Der beliebte Jugendradiosender P3, in der dänischen Radiolandschaft Marktführer, soll nach Vorstellungen der Politiker als On-Demand-Sender sein Programm verbreiten, der Radiosender P7 soll ganz eingestampft werden, der Fernsehkanal DR3 soll nur Online senden und der Kindersender Ramasjang und der Jugendsender Ultra sollen zu einem Kanal verschmelzen. Darüber hinaus will die Partei mehrere Mitarbeiter aus Kopenhagen abziehen.

Von der Dänischen Volkspartei heißt es dazu: "DR soll sich um public service kümmern - Unterhaltung kann man woanders bekommen. Deshalb ist es sowohl notwendig und angemessen, das Budget von DR um 25 Prozent zu kürzen, um eine vielfältige Medienlandschaft zu sichern. Das Geld kann man an anderer Stelle gebrauchen.", sagt Peter Skaarup, Fraktionsvorsitzender und justizpolitischer Sprecher der DF.

Der Vertrag mit DR läuft noch bis zum Jahr 2018. Bis dahin muss eine neue Vereinbarung zu DR's Rolle erzielt werden. Noch sind keine Verhandlungen gestartet, doch Kulturminister Bertel Haarder von der allein regierenden Partei Venstre ist sehr offen für den Vorschlag und hat angekündigt, das Budget für DR zu kürzen. Im Herbst will er mit einem Vorschlag kommen, der den Forderungen der Dänischen Volkspartei sehr entgegenkommen soll. Auch die neoliberale Partei Liberal Alliance steht einer "Schlankheitskur" bei DR offen gegenüber, ebenso wie die Konservativen. Die Opposition im "roten Block" ist strikt gegen die Pläne.

Auffällig ist, das die DF vor allem ein Auge auf Sender geworfen hat, die hauptsächlich ausländische Programme senden. So laufen auf DR3 viele amerikanische Serien, die - wie in Dänemark üblich - nicht synchronisiert, sondern untertitelt werden. Der Radiomarktführer P3 sendet viel englischsprachige Musik. Die DF hatte häufiger in der Vergangenheit gefordert, dass mehr dänische Musik in den Radios gespielt werden sollte.

Danmarks Radio wehrt sich gegen die Forderungen. So sei es schon zu Budgetkürzungen gekommen. Größere Einsparungen würden zu massiven Entlassungen von Journalisten führen. DR's Vorsitzender Michael Christiansen sagte, das Unterhaltung auch zum Auftrag des public service broadcasting gehöre. Außerdem liege der Anteil der Unterhaltungssendungen der DR-Programme bei acht Prozent. Christiansen geht sogar noch weiter: "Es wäre wohl der größte Eingriff in das dänische Kulturleben und das dänische Nachrichtenwesen in vielen, vielen Jahrzehnten." Es würde eher den USA unter Donald Trump gleichen, als dem skandinavischen Verständnis von public service, wenn es tatsächlich so kommen würde.

Danmarks Radio ist die einzige Rundfunkanstalt, die durch Rundfunkgebühren finanziert wird. Das Budget belief sich 2016 auf rund 3,7 Milliarden dänische Kronen, rund 498 Millionen Euro. DR unterhält sechs Fernsehkanäle und acht Radiosender.

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Geschrieben von

Rune1994

Student und Journalist mit dänischen Wurzeln und mit einem Interesse an dänischer bzw. skandinavischer Politik, sowie der EU.

Rune1994

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