ThyssenKrupp in Bedrängnis

U-Boot-Deal ThyssenKrupp baut für Israel U-Boote und ist Opfer einer Cyberattacke geworden. In Israel sorgen die U-Boote für einen Skandal, wo es auch um Korruption geht.

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Der Industriekonzern ThyssenKrupp, der in Kiel U-Boote für Israel baut, ist Opfer einer massiven Hackerattacke geworden. Das berichtet unter anderem die Wirtschaftswoche. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte den Bericht. Demnach war es bereits im Frühjahr einer Cyberbande gelungen in die IT-Systeme des Konzerns einzudringen. Die Attacken seien nach einer sechsmonatigen Abwehrschlacht inzwischen erfolgreich abgewehrt. Allerdings sei es den Hackern gelungen einige Datensätze mit Informationen zu stehlen. Mehrere Standorte in Europa, den USA, Asien und Lateinamerika waren betroffen. Forensische Analysen hätten ergeben, dass die Täter höchstwahrscheinlich mit staatlicher Hilfe und den besten Angriffstechniken hochgerüstet gewesen seien. Die firmeninterne IT-Abwehr vermutet, dass die Angreifer ihren Ursprung in China oder einem anderen Land in Südostasien haben.

ThyssenKrupp stellt in Kiel die neue U-Boot-Flotte für die israelischen Streitkräfte her. Israel hat bei ThyssenKrupp U-Boote im Wert von mehreren Milliarden Dollar bestellt. Der Konzern sagte auf Anfrage der israelischen Zeitung Haaretz, dass der Marinesektor nicht betroffen sei, was auch die israelischen U-Boote betreffe. Die U-Boot-Bestellung sorgt aber derzeit in Israel für politische Unruhen. Enthüllungen sollen angeblich zeigen, dass es einen Interessenkonflikt um den Milliardendeal gibt, in den der Anwalt von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu verwickelt ist. Dieser Anwalt soll zum Vorstand einer Firma berufen worden sein, die ThyssenKrupp berät, obwohl die Israeli Defence Forces (IDF) bereits länger darauf beharren, dass der Kauf der U-Boote unnötig sei, berichtet Haaretz weiter. Wie der israelische Fernsehsender Channel 10 berichtet, ist Netanyahu persönlich daran beteiligt ein Abkommen voranzutreiben, wo Israel drei weitere U-Boote für fast 1,5 Milliarden Euro kaufen würde. Außerdem gibt es Anschuldigungen von Mitarbeitern gegen den Konzern ThyssenKrupp, wonach der Konzern ausländische Regierungsbeamte bestochen haben soll, um Verträge zu sichern, darunter auch einen Fall bezüglich der Vertragsabschließung von U-Booten.

Die Cyberattacke könnte also den Interessenkonflikt zwischen israelischen Militärs und Netanyahu weiter anfachen. Haaretz jedenfalls nennt es den "israelischen U-Boot-Skandal" und sieht Netanyahu in Bedrängnis.

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Geschrieben von

Rune1994

Student und Journalist mit dänischen Wurzeln und mit einem Interesse an dänischer bzw. skandinavischer Politik, sowie der EU.

Rune1994

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