Die Innenpolitik ist nach Meinung vieler russischer Experten für Putin weniger interessant als das Äußere, seine große Mission finde seit Jahren in der Geopolitik statt. Das liegt auch daran, dass er sein größtes innenpolitisches Ziel der frühen Herrschaftsphase, die Erhaltung der Einheit der Russischen Föderation, relativ schnell erreicht hat.
Wenn es um seine innenpolitischen Absichten geht, ist seine generelle politische Einstellung prägend für seine Politik. Stabilität und Vorhersehbarkeit sind seine wichtigsten Ziele, auch Reformen waren unter seiner Regierung immer voller Vorsicht, sein Ansatz wie seine Einstellung sind zutiefst konservativ. Deswegen harmoniert er automatisch mit der herrschenden und auf Erhalt des Status quo abzielenden Bürokratie und konnte sich zu ihrem leuchtenden Stern entwickeln.
Der autokratische Konservative
Parteipolitischen Machtkampf lehnt er nach Meinung der Politologin Tatjana Stanowaja ab, er möchte „gesunde" Beziehungen zu „konstruktiven" Kräften, die in die allgemeine Machtpyramide eingefügt sind. Aus dieser Einstellung folgt auch Putins persönliche Aversion gegen die nichtsystemische, echte Opposition in Russland, zu der neben dem nun kaltgestellten Nawalny weitere sehr kritische Akteure mit relativ wenig Einfluss gehören.
Putin hat somit eine autokratische Einstellung, vermeidet jedoch zu radikale, politisch rechte Töne. Er äußert sich stets positiv zum Islam, zu Russland als Vielvölkerstaat, zum wissenschaftlichen Fortschritt (inklusive Impfstoffen) ebenso wie zur Wahrung russischer Traditionen. Er achtet darauf, von seinen Äußerungen nicht zu stark in rechtskonservative und offen autokratische Muster abzudriften.
So erweckte sein Verfassungscoup mit der Möglichkeit, nach 2024 nochmals zu kandidieren, sehr stark den Eindruck der Schaffung eines ewigen Herrschers. Flankiert wurde er deswegen absichtlich mit eher liberalen Neuerungen im russischen Strafrecht.
Oder um es einmal anders auszudrücken: Als Bayer wäre Putin kein Politiker der AfD, sondern einer gesteigerten CSU – das russische Äquivalent zu „Laptop und Lederhose" passt genau in seine politische Einstellung: im technischen Fortschritt modern, im Volkstum bewahrend.
Wer diesen Vergleich für abwegig hält, stelle sich eine CSU vor, die mehrere Jahrzehnte noch sicherer im Sattel sitzt als in den 60er bis 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, bei der landesweit alle wichtigen Vertreter des Establishments Mitglied sind und die ja einen eigenen, unabhängigen Staat regiert, in dem Korruption (in Bayern „Filz" genannt) der Normalzustand ist.
Wen ich immer noch nicht überzeugt habe, der besuche in Russland eine Wahlveranstaltung der Putin-Partei in der Provinz und tausche die dortige Folkloregruppe geistig gegen eine Blaskapelle aus. Das Flair dort hat nichts mit einer Versammlung deutscher politischer Rechter zu tun. Populismus ist etwas, was Putin aus innerer Überzeugung ablehnt. Er will keinen rechten Umsturz, sondern genau das Gegenteil davon.
Pragmatische Zweckbündnisse
Zum Bewahrer des Konservativen im Bunde mit der politischen Rechten in der EU konnte Putin werden, weil er ganz persönlich eine Abneigung gegen den Liberalismus hat, die er mit den westlichen Rechten teilt und die – bei allen Unterschieden – so etwas wie der gemeinsame Gegner ist, der zu tatsächlicher Zusammenarbeit geführt hat. Liberalismus ist für Putin – das stellte er in einem Interview 2019 mit der Financial Times recht deutlich klar – die Grundlage der westlichen Dominanz nach dem Zweiten Weltkrieg, noch viel mehr nach dem Zusammenbruch des Ostblocks – und hier hat er ein echtes Feindbild.
Er kritisiert an den Liberalen eine nach seiner Meinung „Political Correctness" bis zur Selbstaufgabe. Die Liberalen selbst beschreibt er in seinen damaligen für seine Verhältnisse deutlich ironischen bis sarkastischen Äußerungen als Menschen, die in ihren gemütlichen Büros sitzen und die Bevölkerungsmehrheit mit ihren Problemen im Regen stehen lassen.
Die russische Zeitung Gazeta.ru wunderte sich in diesem Zusammenhang über diese deutlichen Worte angesichts der Tatsache, dass Putin zu diesem Zeitpunkt ja selbst Wirtschaftsliberale wie Kudrin in wichtigen Regierungsposten sitzen hatte. Sie mutmaßt, dass der Grund für seine damals so offen antiliberalen Äußerungen in bevorstehenden Treffen mit Donald Trump oder Theresa May lag.
So kann man selbst bei offenen Meinungsäußerungen des Präsidenten selbst nie sicher sein, wie viel davon Taktik und wie viel echte Ansichten sind. Gazeta.ru glaubt jedoch, dass Putins Äußerung tatsächlich einen Kern hat, der wirklich seiner Meinung entspricht. Er kritisiert damit aus tiefster Überzeugung Einstellungen, die die Interessen einzelner Menschen und ihre Rechte über die Interessen des Staates insgesamt stellen. Diese Tendenz im Liberalismus lehnt Putin offenbar aus tiefster Überzeugung ab.
Dass sein 2019 dargestellter Konservatismus nicht nur reine Schau war, bewies Russlands Präsident in einer Ansprache im Oktober 2021 vor dem Waldai-Klub. Hier wird nicht nur seine Kritik am westlichen Liberalismus deutlicher. Sondern hier sprach er insbesondere die Auswirkungen des Gender Mainstreams wie sprachliche oder diversitätsgesteuerte Korrektheit in Hollywoodproduktionen an. Er verglich diese Sprachpraktiken mit kommunistischen Dogmen vor 100 Jahren.
Als Alternative präsentierte Putin aber auch vor den Waldai-Experten einen – nach seiner Meinung – gemäßigten Konservatismus. In dessen Zentrum ist Stabilität das wichtigste Ideal. Putin beendet hier den Weg vom reinen Kritiker des liberalen Westens hin zu einem Verkünder des entgegengesetzten Konservativen – wobei es natürlich fraglich ist, inwieweit das von ihm repräsentierte Gesellschaftsmodell wirklich als "gemäßigt" gelten kann. Westliche Liberale werden es wohl eher als Steigerung des Konservativen, also reaktionär und rückwärtsgewandt, empfinden.
Konservativ zeigt sich Putin auch in anderen, nicht unbedingt gesellschaftspolitischen Bereichen. Zwar sind es reine Fake-News, dass Putin den globalen Klimawandel anzweifelt – im Gegensatz hat er diesen als ernstes Problem mehrfach in Reden bestätigt. Er gilt jedoch persönlich dennoch nicht als großer Freund regenerativer Energien.
Der Sankt Petersburger Wirtschaftswissenschaftler Dmitrij Trewin vermutet hinter dieser konservativen Einstellung vor allem ökonomische Gründe. Putin weiß, dass Russland vom Rohstoffexport – und die wichtigsten Posten sind hier Öl und Gas – sehr abhängig ist. Aufgrund des zunehmenden Einsatzes alternativer Energien könnte die Nachfrage nach diesen Exportschlagern Russlands ernsthaft sinken.
Putin zeigt sich hier, wie bei anderen Themen, vor allem als pragmatischer und weniger als ideologischer Akteur. Als national und nicht als global handelnder Politiker – erst bei sichtbaren russischen Umweltschäden aktiviert er sichtbar seinen Sinn für den Umweltschutz.
Trewin sieht daneben einen ganz banalen Grund dafür, dass Putin in den vergangenen Jahren vermehrt mit konservativen Ansichten aufgefallen ist. Sein zunehmender Fokus auf Althergebrachtes sei auch eine Folge des Alters. Er sehe eine bürgerliche Handlungsweise als etwas Bewahrendes, das einen Niedergang verhindere. Putin bleibe nicht davon verschont, dass er mit dem Fortschritt im Alter nicht mehr Schritt halten könne. Von Jahr zu Jahr rede er mehr über Gefahren von Neuerungen, und das mit voller Überzeugung.
Das Internet als Gefahr
Eines seiner Lieblingsthemen ist dabei das in Russland noch vergleichsweise freie Internet. Bei einer Rede vor dem Innenministerium im März 2021 konzentrierte er sich bei diesem Thema so stark und ausschließlich auf Online-Gefahren, dass der anwesende Korrespondent der Zeitung Kommersant bemerkte: Putin sei so beunruhigt über das Netz, dass man bei seinem Engagement dagegen von einem Krieg reden müsse. Putins eigene Onlinetätigkeit ist eher zurückhaltend und Social-Media-Accounts mit seinem Namen sind – außer den offiziellen Kreml-Accounts, hinter denen er nicht persönlich steckt – Fakes.
Dass der Kreml überhaupt online recht gut präsent ist, liegt vor allem an Interimspräsident Medwedew (2008–2012), der ganz im Gegensatz zu seinem Mentor ein Faible für Onlinetechnik und seine politische Nutzung hatte. Die stark konservative Einstellung unterscheide Putins aktuelle Haltung von der seiner frühen Regierungsjahre, meint dazu Trewin, als er noch auf ein gutes Verhältnis zum Westen hoffte. Diese Hoffnung sei nun schon lange vergangen und das Konservative Putins Zuflucht als Alternative zum sich modern gebenden Westen.
Putin folgt dabei nicht allen Vorstellungen, die man als Mitteleuropäer heutzutage von einem Konservativen hat. Seine frühere Zugehörigkeit zum KGB ist ihm nicht peinlich, er lobt Zar Nikolaus II. ebenso wie die militärischen Fähigkeiten Stalins. Er brachte den Russen die sowjetische Nationalhymne – bis auf den Text – zurück.
Unter seiner Herrschaft boomen Moskaus Elite Clubs, die auf Traditionen aus der Zarenepoche beruhen. Der Journalist Michal Kazewitsch drückte es einmal so aus, dass Putin durch ein Geschichtsbuch Russlands blättere und überall das herausgreife, was ihm am attraktivsten erscheint. All das forme er zu seinem eigenen Putinismus.
Entscheidend an Kazewitschs Analyse ist ein wichtiges Detail: Putin verzichtet zwar auf allzu viel Ideologie beim Zusammensuchen seines Weltbilds. Er nimmt es jedoch wirklich aus einem Geschichtsbuch, aus der Vergangenheit, nicht aus einer visionären Zukunft. Sein Weltbild ist konservierend und bewahrend.
Problematisch wird eine "konservierende" Herrschaftsweise, wenn sie sehr langfristig erfolgt. Denn aus vorhersehbarer Stabilität ohne große Änderung wird dann leicht Stagnation und genau das ist in Russland so nach Meinung von Nikolaj Mironow, dem Leiter des Moskauer Zentrums für wirtschaftliche und politische Reformen, Realität.
Gerade Putins aktuelle vierte Amtszeit hätte seiner Meinung jedoch nach einer langen Zeit ohne große Veränderung reformistisch sein sollen. Auch Trewin sieht vom wirtschaftlichen Standpunkt hier Gefahr am Horizont. Russland entwickle sich nicht weiter. Während es alte Siege wie im Zweiten Weltkrieg hochhalte, sei es seit zehn Jahren nicht mehr in der Lage, ein normales Wirtschaftswachstum sicherzustellen. Während zahlreiche Kirchen gebaut würden, sei der Kontrast zwischen einer armen Provinz und einem reichen Zentrum schrecklich.
Diesen Eindruck haben nicht nur Experten, sondern genauso die russische Bevölkerung. Zwei soziologische Studien verschiedener renommierter Forschungsinstitute erbrachten 2020 übereinstimmend das Ergebnis, dass Putin von seinen Anhängern wie seinen Gegnern als Bewahrer der aktuellen Zustände gesehen wird – an so etwas wie größere Veränderungen unter seiner weiteren Regierung, wie lange sie auch immer dauern möge, glaubt kaum jemand.
Dieser Artikel ist ein Auszug dem Sachbuch „Putin ist nicht Russlands Zar" vom Russland- und Osteuropajournalisten Roland Bathon, seit Februar im deutschsprachigen Buchhandel erhältlich, ISBN 978-3-755-7541-83 - Infos unter www.journalismus.ru
Kommentare 30
Am Ende ... geht es wohl "nur" darum, den "Landen" zusammenzuhalten. Niemand im Westen hat wohl Jelzin jemals so auf die blutverschmierten Titelseiten gesetzt wie Putin. Mit Jelzin war man ganz zufrieden ... im Suff bei einer Tanzeinlage fast den sibirischen Hinterhof zu verhökern. Dann gäbe es heute ... bestimmt ... Wasser "Baikal" beim Discounter.
Es wird auch eine Nach-Putin-Ära geben.
Ein guter Artikel mit einer zumeist richtigen Charakterisierung, aber zur falschen Zeit. Angesichts der Kriegslyrik in der russischen Propaganda fällt es schwer, den Vergleich Putins mit dem konservativen Teil der CSU zu akzeptieren.
Das ist ja ein Buchauszug und kein aktueller Artikel. Über die russische Außenpolitik und Putins Rolle dabei geht es in anderen Kapiteln. Zu den aktuellen Ereignissen muss ich sagen, dass Putin immerhin diese unseelige Dumainitiative mit der Anerkennung der Donbass"republiken" ausgebremst hat, die wirklich kriegstreibend gewesen wäre.
»dass Putin immerhin diese unseelige Dumainitiative mit der Anerkennung der Donbass"republiken" ausgebremst hat«
Ich habe die Duma bisher eher als Stichwortgeber als denn ein eigenständiges Parlament mit eigenem Beitrag zur Regierungspolitik wahrgenommen. Sie nicht?
Da müssen Sie mein Buch lesen. Da steht drin, was ich von der Duma denke :-)
Das ist schon sehr realistisch. Ich habe mir auch mehrfach die Waldai Reden angesehen. Da wird der spezielle Putin-Konservatismus deutlich.
a) das scheint ein elendes kreml-astrologisches/putins hirn-ströme
analysierendes buch zu sein.
b) aber der stand westlicher analyse ist auch elend.
c) das putin ein anderes system fährt als jeder zar zuvor, ist keine
erkenntnis von wert.
d) daß putin sich bei diversen adressaten, jeweils anders zu interpretieren
äußert, daß er laviert und larviert, ist keine gewagte these.
state of the art- analysen finden sich in der dt. öffentlichkeit
eher im lanz-talk als auch in der phoenix-runde.
vergleichen Sie !
https://www.youtube.com/watch?v=aWnVMxwsQOU
thema: "zwischen zweifel und zuversicht. putin und der westen."
https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-17-februar-2022-102.html,
zugespitzt: min. 1:11:28.
Mit Putins persönlicher Einstellung befasst sich genau eines von acht Kapiteln. der Auszug ist von dort, der Rest befasst sich mit dem Rest von Russland.
Man kann sich die Zeit nicht immer aussuchen, in der ein Buch erscheint... "Bewahrer" ist übrigens eine sehr treffende Bezeichnung. Genau die sorgt meines Erachtens auch dafür, die Diskrepanz zwischen zu Bewahrendem und der sich durch die heranwachsende Generation herbeiführenden Wunsch nach Veränderung tritt immer deutlicher zutage.
Was den Donbas betrifft: Eine Anerkennung der Volksrepubliken seitens des russischen Präsidenten würde die Waffe Minsk II sofort wirkungslos werden lassen. Das kann nicht sein Ziel sein. Übrigens ist genau das der einzige Punkt, der gegen einen großen Krieg Russlands gegen die Ukraine spricht. Da müßte er entweder sein Ziel erreichen, die Ukraine zwischen Kyiv und Odesa zu unterjochen, oder er behält den Trumpf eines völlig unerfüllbaren Abkommens bei. Die Duma-Initiative habe ich als Propaganda-Akt gesehen. Ähnlich wie damals Tereshkova als Stichwortgeberin aufgetreten ist.
Es gibt noch mehr, das gegen eine Invasion spricht. Was tun nach dem Sieg über die Ukrainische Armee? Besatzung? Kosten? Genau diese Frage stellen auch die größten Hardliner-Experten. Wenn es Krieg gibt, dann durch das gegenseitige Hochschaukeln vor Ort im Donbass.
dann hoffe ich, daß in 7 kapiteln das versagen putins in allen belangen,
die nicht mit repression zusammenhängen,
angesprochen wurden.
Als gegenseitiges Hochschaukeln würde ich das nicht bezeichnen, wenn die eine Seite dort das größte Manöver der letzten Jahrzehnte veranstaltet und laut TASS auch noch verlängert. Rational betrachtet macht eine Besetzung der Ukraine sicherlich keinen Sinn. Laut Umfrage würden diese auch nur 6% der ukrainischen Bevölkerung begrüßen. Der Westen der Ukraine scheint ja nicht von einer Besetzung bedroht zu sein. Dort dürfte eine Besatzungsmacht wohl mit ständigen Anschlägen zu rechnen haben. Aber ich kann mir vorstellen, das würde selbst in Kyiv oder Dnipro der Fall sein. Darum überrascht es mich ja auch, was Russland zur Zeit veranstaltet. Ich habe die Befürchtung, im Kreml hat man aufgehört, rational zu handeln.
Da widerspreche ich mal. Ich hoffe, die restlichen 7 Kapitel zeigen ein Russland ohne Putin. Das soll es auch geben. Es wird auch ein Russland nach Putin geben. Auch wenn Russland lange brauchen wird, die Politik der letzten 10 Jahre zu verkraften.
Sie gehen immer vom schlimmsten aus wegen Ihres Feindbildes. Es gibt wesentlich harmlosere Erklärungen für die provokanten Manöver als Invasionpläne.
Russische Truppen, die offen in der Ukraine kämpfen, kann ich mir aber vorstellen, falls die Regierungstruppen im Donbass angreifen. Was auch keinen Sinn machen würde, aber es kämpfen dort nun mal unter anderem Faschisten in der Nationalgarde. Hoffentlich hat Selenski sie im Griff.
machen wir uns nichts vor: die letzten zehn jahre putinscher politik
münden momentan in einen gewalt-gang,
den viele mitgehen(müssen), weil sie ent-machtet sind durch ein system
der repression und nationalistischen formierung
(wobei die pr-maschine ihren anteil hat).
die macht kommt, derzeit kaum verbrämt, aus den gewehr-läufen,
inszenierte feind-bilder und bedrohlichkeiten
schaffen eine erhitzte front.
ist die lok in voller fahrt, sind brems-klötze wirkungs-los.
und wenn der lok-führer in letzter sekunde
die wahnsinns-fahrt zurück-nehmen sollte, wird er es schwer haben,
sich seinem eigens produzierten unterstützer-kollektiv zu erklären.
»Russische Truppen, die offen in der Ukraine kämpfen, kann ich mir aber vorstellen, falls die Regierungstruppen im Donbass angreifen.«
Also wenn ich daran denke, dass die "Staatschefs" von DNR und LNR auf telegram Videos veröffentlichten, wo sie über die Reaktion auf angebliche ukrainische Angriffe und Eskalation sprachen, die am 17. Februar stattgefunden haben soll (am 18. Februar wurde einen Generalmobilmachung angeordnet und - meist gegen deren Willen - publikumswirksam ein Teil der Zivilbevölkerung "evakuiert"). Wie sich herausstellte (die waren zu blöd, vorher aus ihren Videos die Metadaten zu entfernen, aus denen das Datum der Aufnahme hervorging), hatten die beiden Herren ihre Videos bereits am 16. Februar aufgenommen, sprachen da über "heute" und "gestern".
Wenn das mal kein Beweis dafür ist, wer das Theater im Osten inszeniert und dass das tatsächlich choreographiert wird.
»Was auch keinen Sinn machen würde, aber es kämpfen dort nun mal unter anderem Faschisten in der Nationalgarde.«
Was soll das Bohei? Ich kenne keine Armee der Welt, in der nicht Faschisten vorkommen. Russland hat sogar seit 2014 gezielt russische Faschisten rekrutiert, um sie anstatt eigener Soldaten (was für ihn ja eher peinlich ist) im Osten der Ukraine Ukrainer umbringen zu lassen. Die Liste der rechtsradikalen Einheiten ist lang: Prizrak, Vostok, Rusich, Legion St Istvan (mit ungarischen Nazis), RNU "Russische Nationale Einheit", Klerikalfaschisten "Russische Orthodoxe Armee" usw.
Interessanterweise machen Sie sich Ihre Sorgen immer über andere. Wenn man mal die schrillen Behauptungen von der rusisschen Seite außen vor lässt, ergibt sich doch ein ganz anderes Bild: Menschenrechtsverletzungen, Folter und Ermordung von Gefangenen kommt wie in jedem Krieg auch in diesem vor, nur ist das bei bestimmten Gruppen auf der russischen Seite systematisch. Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mich mit einem Donetsker Journalisten zu unterhalten, der jahrelang in der "Isolatsiya" eingesperrt war und dort täglich gefoltert wurde. Er hat ein Buch darüber geschrieben. Sein "Verbrechen" war, dass er mit Journalisten außerhalb der "DNR" sprach und ein realistisches Bild von den Zuständen dort vermittelte.
Lieber Herr Bathon, es wäre hilfreich, die Dinge zu benennen wie sie sind: Russland hat einen (hybriden) Krieg in der Ukraine begonnen und lässt dort seit 8 Jahren menschen umbringen. Russland setzt systematisch auf Rechtsradikale und Söldner, um nicht selber (zu sehr) ins Blickfeld zu geraten. Die angeblichen "Eskalationen" von ukrainischer Seite sind eine glatte Lüge, und wie das alles abgekartet und choreographiert ist, zeigt nicht zuletzt die Geschichte mit den bereits zu einer Zeit, wo noch nichts passiert war, vorbereiteten Videos.
>>...aber es kämpfen dort nun mal unter anderem Faschisten in der Nationalgarde.<<
Nicht nur die. Es gibt naheliegende Hinweise, dass trainierte Faschisten aus Eu-Ländern als auch kampferprobte Islamisten sich dort ebenfalls tümmeln. War in den Kriegen der EX-YU nicht anders, ebenfalls unter wohlwollendem Wegschauen der einschlägigen Demokraten. Selensky hat die sicherlich nicht im Griff, wenn das ukrainische Militär sie nicht im Griff hat. Höchst unwahrscheinlich, dass die alle einfliegen konnten ohne deren Zustimmung.
Naja. Ein solcher militärischer Aufmarsch an der ukrainischen Grenze kann nur zwei Gründe haben: Die Ukraine zu demütigenden Verträgen zu bringen oder einen Einmarsch zu wagen. Ein Angriff der Ukraine im Donbas wäre übrigens ein innerukrainisches Problem. So wie Tschetschenien 1995 und 2000 ja auch als innerrusisches Problem bezeichnet wird. Einen Angriff der ukrainischen Truppen im Donbas wird es nicht geben. Höchstens als Propagandabehauptung. Wenn Sie Faschisten suchen, werden Sie übrigens auf beiden Seiten fündig. Es sei denn, man ist aufgrund des Feindbildes auf einem Auge blind.
Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte: Die meisten Rechtsradikalen in Westeuropa paktieren mit Russland. Fragen Sie doch mal die AfD oder Udo Voigt von der NPD. Die Legion St Istvan kämpft auch auf Seiten der Separatisten. Oder gilt man als geborener Antifaschist, wenn man auf der Seite des Kremls zu den Waffen greift? Folgen Sie doch den Marzahner Volkskoch Gunnar Lindemann auf Twitter. Was die Ukraine betrifft, so düften Sie von ihm begeistert sein.
Der Putin beschäftigt Sie schon sehr, leider scheint das Ihrer Denkstube nicht so ganz zu bekommen.
tja, mein lieber,
- warum soll der mich nicht interessieren,
der innen-und außen-politisch konflikte herbeiführt,
morde und kriege herbeiführt,
nur um die transformation ost-europas
zu demokratischeren verhältnissen zu verhindern.
- und sorgen Sie sich nicht um mich, wo Ihre achtsamkeit mickert.
meine denk-stube hat große, geöffnete fenster,
ich lebe in keinem bunker !
"- und sorgen Sie sich nicht um mich, wo Ihre achtsamkeit mickert.
meine denk-stube hat große, geöffnete fenster,"
Das freut mich, beherztes Lüften ist die halbe Miete.
Achtsamkeit vermögen wir nur selektiv aufzubringen. Mir erschienen immer die US-Falken als die Oberschurken der Welt, Russland lediglich - frei nach Obama: - ein Regional-Schurke.
>Dabei wissen wir doch:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.<
- "niedrigkeiten" sollte man nach möglichkeit überhaupt nicht
mit hass verfolgen.
wie alles, was hass erzeugt, sollte eine aufwändige analyse
die antwort sein.
(juchu ! jetze hab ichs b.b. mal wieda gegebn !)
aber zustehendes recht will Ihnen auch geben:
all unsere vermögen sind nur punktuell kraft-voll/wirksam,
so auch das wahrnehmungs-vermögen.
und dazu gibts auch noch die wahrscheinlichkeit des bias/
der verzerrung.
der "regional-schurke" ist kein klein-krimineller.
er bedroht europa und versucht, zum angeprangerten
"welt-bullen" aufzuschließen, nicht nur in syrien und mali....
"Ohne Rücksicht auf russische Bedenken habe der Westen die NATO erweitert, in Bosnien und im Kosovo militärisch interveniert, den Krieg gegen den Irak vom Zaun gebrochen, den libyschen Diktator Gaddafi gestürzt. Ohne Rücksicht habe die EU ein Assoziationsabkommen mit der Ukraine ausgehandelt, von dem Kundige wussten, dass es die Ukraine zerreißen werde." G.K.S. ... dz8 Nachdenken, aber Fakten sind ja nicht ihr Ding!
die us-präsidenten incl. biden sind die welt-herrscher,und handeln, ohne rücksichten
auf saddam hussein, gaddafi und seine befriedete bevölkerung !
das drohte auch den völkern von luhansk und donezk !
so wurde putin jetzt gezwungen, un-diplomatisch, pseudo-dialoge weg-wischend,
kriegerisch zu handeln!
militärisches fakten-schaffen ist ja das einzige,
was die westliche mischpoche versteht !
aber halt: eine inkonsequenz ist im apatit-denken noch nicht ausgeräumt:
die ukraine ist nicht zer-rissen !
sie ist nur von einem westlich-demokratischen virus befallen,
(anders als die immun-abwehr-starken unter putin und lukaschenko)
hat eine nicht-anzuerkennende marionetten-regierung,
deren schein-autorität sich unter putins panzer-ketten nicht be-wehren wird.
das sind eherne apatit-fakten, zu denen ich keinen zugang bekomme,
so sehr ich auch grübele...
aber dieses denken hat eine fundamentale, un- zerstörte grundierung
in der unter-ordnung unter herrschende macht, sei sie auch noch so illegitim...
ok ... wir müssen uns ja keine " Schlingen " um die Gurgel legen ... !
Generell nicht im vollen Umfang. Was die Kommunisten im letzten Jahr anging. Bei dieser Donbass-Initiative im Gegenteil schon. Da riecht schon viel nach reinem Spiel auf Wunsch von oben. Gerechtes Russland und die LDPR sind natürlich nicht wirklich Opposition. Und die "Neuen Leute" auch nicht.
Jetzt wissen wir ja leider, was er sollte. Eine neue Runde Lebendschach mit Panzern.
Ich denke, Putin wird in die Ukraine einmarschieren.
Das ist schrecklich. Und natürlich ist Putin wenn nicht haupt-, so doch zumindest entscheidend mitverantwortlich. Ich hoffe, dass der Krieg möglichst schnell vorbei ist mit natürlich möglichst wenigen Todesopfern.
Trotz allem Streit zwischen uns nehme ich Ihnen ab, dass Sie Angst haben um Ihre Freunde und Bekannten in der Ukraine - und das Beste für sie wollen, auch wenn ich Ihre politischen Vorschläge oft für falsch halte. Das meine ich alles frei von Polemik.
Die Ukrainer sollten vernünftig sein und die Waffen wegwerfen. Auch wenn es allen ihren Moralvorstellungen widerspricht. Der Westen wird sie hängen lassen, und ein Krieg gegen Russland ist natürlich nicht zu gewinnen.
Alles Gute!