Das I-Phone könnte demnächst als die neueste Generation des Volksempfängers gelten. Um die Reden des GröFaZ zu verfolgen, mussten die Konsumenten für das Propagandainstrument noch 35 Reichsmark bezahlen. Seitdem sind die Preise deutlich gefallen. Für ein ganzes Kompendium des italienischen Diktators Benito Mussolini sind heutzutage nur 79 Cent zu überweisen. Dafür erhält der Besitzer eines I-Phones aus dem Apple-Store 120 vollständige Vorträge des Duce. 20 Minuten Audio- und Videomaterial inklusive. Obwohl über die rhetorischen und politischen Fähigkeiten Mussolinis große Uneinigkeit herrscht, wird die kostengünstige Datensammlung unter dem Titel „Der Mann, der die Geschichte Italiens verändert hat“ angeboten.
Binnen kürzester Zeit waren die Reden des Diktators an der Spitze der Verkaufscharts im italienischen Apple-Store. Tausend Downloads pro Tag. Ein Klick, und der Hörer kann 24 Stunden am Tag seinen Worten lauschen. Joseph Goebbels wäre bei solchen Möglichkeiten wohl ins Schwärmen kommen.
Der Programmierer der Mussolini-Sammlung verdient sich jedenfalls eine goldene Nase. Einen politischen Hintergrund will sich der Neapolitaner Luigi Marino allerdings nicht unterstellen lassen. Vielmehr habe er die Verbreitung historischer Dokumente im Sinn, sagte Marino. Dass es wirklich Geschichtsbegeisterung ist, die zu diesem Verkaufsschlager geführt hat, wird von der Netzgemeinschaft aber eher bezweifelt. Stattdessen werden hinter den zahlreichen Käufern aufmüpfige Jugendliche oder Neofaschisten vermutet. Ein weiterer Grund für Mussolinis App-Erfolg könnte aber auch die schwache Regierung Italiens und die Sehnsucht nach einem starken Führer sein. Bei dieser These möchte man allerdings lieber nicht wissen, wie sich vier weitere Jahre mit Angela Merkel auf Käufer von I-Phone-Applikationen auswirken könnten.
Beiträge von Adolf Hitler sind jedenfalls mitunter auch im App-Store zu erhalten. Für 1,59 Euro war im November die unzensierte Fassung von Mein Kampf über einen spanischen Händler als E-Book im Angebot. Das in Deutschland verbotene Buch war allerdings nur Personen ab neun Jahren zugänglich – aufgrund „schwach ausgeprägter Szenen mit erotischen Anspielungen“. Wie das Material den Kontrollen entgehen konnte, wurde nicht geklärt. Aber bei insgesamt zwei Milliarden Downloads und einem rasanten steigenden Umsatz kann man halt auch mal den Überblick verlieren.
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