1937: Langer Atem

Zeitgeschichte Mit Antonio Gramsci stirbt der Mentor eines demokratischen Kommunismus im Kerker Mussolinis. Sein Vermächtnis ist bis heute durch die Verfassung Italiens bewahrt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2017
Gramsci-Wandbild 1975 in der sardischen Gemeinde Orgosolo
Gramsci-Wandbild 1975 in der sardischen Gemeinde Orgosolo

Foto: Mondadori Portfolio/Getty Images

Die Diktatur Benito Mussolinis durchlief eine Phase zwischen Autokratie und Staatsterror, als Antonio Gramsci 1924 die Führung der erst drei Jahre zuvor gegründeten KP Italiens übernahm und den inhaftierten Amadeo Bordiga ablöste. Der hatte die Partei als kleine, schlagkräftige Kaderorganisation formiert, weil ihm ein staatsstreichartiger Umsturz nach dem Vorbild der Oktoberrevolution vorschwebte. Gramsci hingegen ging davon aus, dass Mitte der 1920er Jahre die Epoche sozialistischer Revolutionsversuche in Mittel- und Westeuropa zu Ende war, was aus seiner Sicht auf die Integrationskraft einer politisch-kulturellen, weitgehend bürgerlichen Zivilgesellschaft zurückging.

Zudem erwies sich die bürgerlich-parlamentarische Demokratie als Revolutionshindern