1988: Algerischer Herbst

Zeitgeschichte Ein Aufstand der städtischen Jugend entfesselt eine Dynamik der Demokratie, die das Einparteiensystem ins Wanken und die Staatspartei FLN um ihre Hegemonie bringt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2018
Für Tage wurde über Algier der Ausnahmezustand verhängt
Für Tage wurde über Algier der Ausnahmezustand verhängt

Foto: AFP/Getty Images

Wer meint, der Umbruch, bei dem die meisten sozialistisch-totalitären Regierungsformen durch Systeme der bürgerlichen Demokratie ersetzt wurden, habe im Herbst 1989 mit dem Mauerfall begonnen, liegt nicht richtig. In der Demokratischen Volksrepublik Algerien fand das ein gutes Jahr vorher statt.Es gab einen „regime change“, der nicht auf Einmischung von außen beruhte.

Allerdings gab es indirekt äußere Einflüsse. Seit 1981 waren die Erdölpreise auf dem Weltmarkt gesunken. 1986 kostete ein Barrel (159 Liter) weniger als zehn Dollar. Algerien, das mit seiner Erdölrendite einen sozialistischen Wohlfahrtsstaat aufbaute, musste sich beim Internationalen Währungsfonds (IWF) verschulden und mit Reformen beginnen. Sie zerstörten die Illus