1990: Saddam pokert

Zeitgeschichte Vor 25 Jahren wird Kuwait durch irakische Truppen besetzt. Die Führung in Bagdad fühlt sich von den USA zu dieser Intervention ermutigt – ein folgenschwerer Irrtum
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2015
Ein zweiter Hitler? Saddam Hussein bei einer TV-Ansprache
Ein zweiter Hitler? Saddam Hussein bei einer TV-Ansprache

Foto: Sepp Spiegl/Imago

Im Sommer 1990 arbeitete ich an einem wissenschaftlichen Projekt in der französischen Provinzstadt Limoges und war die einzige Bewohnerin des ferienbedingt leeren Internats einer École Normale. Wenn ich mir abends – mutterseelenallein – bei Kanal TV5 die Nachrichten ansah, hatte ich erstmals einen angsterregenden Eindruck. Es schien so, als würde mit dem Zusammenbruch des Ostblocks nicht nur Europa, sondern auch der Nahe Osten in einen irrationalen Taumel des „anything goes“ geraten.

Welcher Wahnsinn ritt diesen Saddam Hussein, der seinen Staat in Militäruniform bereiste und jeden Tag in einer anderen Stadt seine Absicht verkündete, das kleine Nachbarland Kuwait zu annektieren, das angeblich historisch zum Irak gehöre? Er versprach nicht