Algerien: Pressefreiheit ist momentan nur noch ein frommer Wunsch

Repressionen Selbst während des Bürgerkrieges nach 1990 waren die Medien nicht so reglementiert, wie das gerade jetzt der Fall ist. Als besonders wirksam erweist sich ökonomischer Druck, wenn staatliche Anzeigen von politischem Wohlverhalten abhängen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2023
Algerische Zeitungen: Journalismus hier darf weder kritisch sein, noch ist er frei
Algerische Zeitungen: Journalismus hier darf weder kritisch sein, noch ist er frei

Foto: Imago/Zuma Press

Es klingt paradox, Algerien erlebte trotz des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren ein Ausmaß an Pressefreiheit, wie zuvor und danach nicht mehr. Die gegen islamistische Gotteskrieger kämpfenden Militärs, die das Land faktisch führten, hatten verstanden, dass die Republik nur zu retten war mit einer politisch dynamischen und auf unabhängige Kommunikation bedachten Zivilgesellschaft. Repressionen gegen Journalisten gab es nur, wenn sie Informationen veröffentlichten, die militärischer Geheimhaltung unterlagen.

Dann aber wurde in der von Präsident Abdelaziz Bouteflika geprägten Zeit der Tatbestand „Persönlichkeitsbeleidigung“erfunden, um Journalisten juristisch belangen zu können. Die Medien lernten damit umzugehen, zumal de