Blinden vertrauen

Algerien Sidi bel Abbès castet für sein Theater Sehbehinderte. Sie inzenieren das Drama des Ödipus – und brechen Tabus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2017

Seit sein Bruder 1993 nach einem islamistischen Attentat querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt, interessiert sich der algerische Regisseur Saddek el-Kebir, für die Lebensbedingungen von behinderten Menschen. Der Bruder bekam politisches Asyl in Frankreich und lebt dort unter vergleichsweise komfortablen Bedingungen, wie es sie weder in seiner Heimat noch anderswo in Afrika gibt. Immerhin erhalten Menschen mit Behinderungen in Algerien eine Lebensmittelbeihilfe vom Staat. Aber selbst als ein Barrel Erdöl noch über 100 Dollar wert war, versäumte es das Ministerium für soziale Solidarität in Algier, eine boomende Branche zu verpflichten, Erdgeschosswohnungen für Behinderte zu bauen und öffentliche Gebäude wie Museen mit Zugangsrampen zu verse