Unterwegs durch Nachkriegslandschaften

Aufarbeitung Für den Sachbuchpreis der diesjährigen Leipziger Buchmesse nominiert: Christiane Hoffmanns „Alles, was wir nicht erinnern“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2022
„Zu Fuß?“ „Zu Fuß.“ „Allein?“ „Allein.“ – so beginnen die meisten Konversationen der Reporterin Christiane Hoffmann
„Zu Fuß?“ „Zu Fuß.“ „Allein?“ „Allein.“ – so beginnen die meisten Konversationen der Reporterin Christiane Hoffmann

Foto: agefotostock/IMAGO

„Seit anderthalb Wochen gehe ich Euren Weg, langsam den Verstand verlierend, im Gespräch mit Wind und Bäumen, trotzig und wund vor Einsamkeit, gehe durch die Nachkriegslandschaften, ohne Schutz gegen die Trostlosigkeit niederschlesischer Dörfer an grauen Januartagen, gehe diesen Weg, um Euren Schmerz zu fühlen in meinen Beinen und im Nacken, in dem Euch der Russe saß.“

Die langjährige FAZ- und Spiegel-Journalistin Christiane Hoffmann, heute stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, ist 2018 den etwa 600 Kilometer langen Weg gelaufen, den 1945 ein Flüchtlingstross aus dem südöstlich von Breslau, unweit der Oder gelegenen Dorf Rosenthal – heute Różyna – bis ins sächsische Klinghart nahm. Dort begann die