Zuerst hieß es, das ab 5. August einsetzende Bombardement des Gazastreifens durch die israelische Armee sei die Antwort auf massiven Raketenbeschuss von dort. Später wurde berichtigt: Es gehe um Präventivschläge, weil es Angriffsdrohungen der Miliz „Islamischer Dschihad“ gegeben habe. Doch das ging im internationalen Nachrichtenfluss ebenso unter wie die fehlende Zielgenauigkeit der auf Gaza fallenden Bomben. Dass nicht nur die Dschihad-Führer Taisir al-Dschabari und Chalid Mansur starben, sondern auch 16 Kinder, wurde, wenn überhaupt, palästinensischen Quellen zugeordnet.
Zu Wochenbeginn dann die von Ägypten vermittelte Waffenruhe, gültig nur für Gaza, denn parallel dazu drang die israelische Armee ins palästinensisch regierte Nablus ein und tötete den Al-Aqsa-Kommandeur Ibrahim al-Nabulsi sowie zwei weitere Personen. Zugleich wurden Steine werfende Palästinenser beschossen, viele verletzt, auch in Hebron, wo ein unbeteiligter junger Mann starb.
Dass Aufenthaltsorte militärischer Führer ausfindig gemacht werden, hängt mit einem Spionagesystem zusammen, das „Breaking the Silence“, ein Verbund einstiger israelischer Offiziere, am 9. August öffentlich skandalisierte: In Israel arbeitende Palästinenser müssten für den Passierschein oft mit den Sicherheitsdiensten kollaborieren – ein schwerer Verstoß gegen geltendes Recht. Tatsache ist, dass die Besatzungsarmee seit März verstärkt in der Westbank operiert. Ihr prominentestes Opfer war Shireen Abu Akleh, palästinensische Journalistin mit US-Pass, die seit vielen Jahren aus den besetzten Gebieten berichtete.
Da all diese Operationen angeblich der Sicherheit Israels dienen, werden sie von EU-Regierungen nicht verurteilt, höchstens die zivilen Opfer als Kollateralschäden bedauert. Aufsehen erregt allein, dass sich die Hamas – bislang Israels schlagkräftigster militärischer Gegner – derzeit auffallend zurückhält. Noch 2021, während der Zwangsräumung palästinensischer Häuser in Ostjerusalem, hatte die Hamas Raketen abgefeuert. Offenbar bereitet sie nun eine politische Rolle vor. Am 5. Juli trafen sich Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Hamas-Chef Ismail Haniye zur Versöhnung in Algier.
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