Dieses Terrain sei „das letzte Rückzugsgebiet der Rebellen“, heißt es immer wieder. Nun wird die Provinz Idlib seit Wochen von der syrischen und russischen Luftwaffe angegriffen. Bahnt sich damit eine humanitäre Katastrophe an wie seit der Schlacht um Aleppo im Herbst 2016 nicht mehr? Sicher ist das zu befürchten, doch gäbe es Wege, ein solches Desaster zu verhindern, außer der unrealistischen, an die Regierung Syriens gerichteten Aufforderung, auf die Souveränität über diese Region zu verzichten.
Es ist daran zu erinnern, dass Idlib an die Türkei grenzt und seit 2011 von dort Zehntausende von islamistischen Rebellen aus vielen Ländern sowie große Mengen an Waffen nach Syrien geschleust wurden. Es sollte ebenso nicht vergessen werden, dass jene Freischärler, die in anderen, zwischen ihnen und der Regierungsarmee umkämpften Gebieten aufgaben, freies Geleit zugesichert bekamen und erhielten. Unter Mitnahme persönlicher Waffen, begleitet von der Familie, konnten sie in Busse steigen, die sie nach Idlib brachten. Da sich dort noch ein riesiges Arsenal an schweren Waffen befand, war absehbar, dass diese Provinz zu einer Festung mit eigenen Interessen mutieren würde.
Eben deshalb kam es im September 2018 zwischen Russland und der Türkei zu einer Vereinbarung, die Idlib zur Deeskalationszone erklärte. Russland versprach, dass die syrische Armee die Provinz nicht angreifen werde, während Ankara zusagte, bewaffnete Formationen würden umliegende Orte und Militärbasen nicht mit Raketen oder Drohnen attackieren. Schon nach kurzer Zeit allerdings begannen von Idlib aus Angriffe auf Aleppo, Latakia und Stellungen der Regierungsarmee. So musste früher oder später auch mit Gegenschlägen gerechnet werden. In eine Zwangslage geriet dabei die Zivilbevölkerung. Zwar stehen der nach wie vor „humanitäre Korridore“ zur Flucht nach Süden offen, da aber im Unterschied zu Idlib den von Damaskus kontrollierten Gebieten bislang internationale Nothilfe verweigert wird, herrscht hier erheblicher Mangel. So wandten sich die Menschen der Türkei zu, die ihre Grenze jedoch abgeriegelt hat. Ein absehbares Szenario, die Zeit seit dem Herbstabkommen hätte von den westlichen Verbündeten der Rebellen genutzt werden können, für Idlib eine annehmbare Lösung anzubieten. Der Türkei ist nun einmal nicht zuzumuten, allein mit der nächsten großen, problematischen Flüchtlingswelle konfrontiert zu werden.
Was momentan gebraucht wird, sind daher Auffanglager, in die sich auch Kombattanten zurückziehen können. In derartigen Camps wiederum müsste die Möglichkeit bestehen, Asylanträge für die Länder zu stellen, aus denen heraus die Aufständischen früher unterstützt wurden. Da wären diverse EU-Staaten gefragt, ebenso Saudi-Arabien und die Golfemirate, nicht zuletzt die USA. Da ein solcher Ausweg nicht im Geringsten erwogen wird, muss in der Tat mit katastrophalen Folgen für die Zivilbevölkerung in Idlib gerechnet werden.
Blockade im Suezkanal
Noch ist es für eine humanitäre Lösung, die den Namen verdient, nicht zu spät, schließlich wurde am 12. Juni eine Waffenruhe mit der syrischen Armee ausgehandelt. Angesichts des eskalierenden Konflikts zwischen den USA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten einerseits und dem Iran andererseits, der auch Syrien in Mitleidenschaft zieht, könnte sich eine entschlossene Idlib-Offensive der Regierungsarmee schon bald empfehlen. Wie sehr die beiden potenziellen Schlachtfelder miteinander in Verbindung stehen, lässt sich mühelos der Lage am Persischen Golf entnehmen. Dass der Iran so unklug ist, dort Schiffe seiner Gegner nadelstichartig anzugreifen, ist wenig wahrscheinlich. Gesichert ist aber eine von den Medien verschwiegene Eskalation im Roten Meer und am Suezkanal: Das von den Saudis abhängige Ägypten verhindert dort seit Wochen, dass iranische Tanker über den Suezkanal Öl nach Syrien liefern.
Wenn die Bundesregierung auch verbal versucht, dem heraufziehenden Großkonflikt entgegenzuwirken, steht sie für den Ernstfall doch fest an der Seite der USA, Saudi-Arabiens und der Golfemirate, wie das Kanzlerin Merkel versichert hat, als sie am 12. Juni den Kronprinzen von Abu Dhabi empfing.
Kommentare 54
Sie sagen: der westen könnte helfen,
aber nicht , indem er un-realistisch(!) assad und seinen helfern in den arm fällt! (?)
indem - streng-humanitär - auf kurdische autonomie gesch... wird?
"Nun wird die Provinz Idlib seit Wochen von der syrischen und russischen Luftwaffe angegriffen."
Russische Luftwaffe? Dann ist doch alles in Butter.
"...da aber im Unterschied zu Idlib den von Damaskus kontrollierten Gebieten bislang internationale Nothilfe verweigert wird, herrscht hier erheblicher Mangel. So wandten sich die Menschen der Türkei zu, die ihre Grenze jedoch abgeriegelt hat. ... Der Türkei ist nun einmal nicht zuzumuten, allein mit der nächsten großen, problematischen Flüchtlingswelle konfrontiert zu werden."
Große, problematische Flüchtlingswelle? Ach du Schreck. Nein, das ist der Türkei echt nicht zuzumuten. Endlich ein autonomes Kurdistan ist auch nicht zuzumuten. Aus der Nato geworfen zu werden auch nicht. Und dass China oder ein arabischer Golfstaat ihr pralles Säckel für ein bisschen Nothilfe für Assad'sche Gebiete öffneten, ist natürlich gar nicht zuzumuten.
"In derartigen Camps wiederum müsste die Möglichkeit bestehen, Asylanträge für die Länder zu stellen, aus denen heraus die Aufständischen früher unterstützt wurden."
Aber Asyl in Europa, de facto D, für von der russischen Luftwaffe außer Landes gebombte Zivilist*innen/ Islamist*innen aus der Region Idlib, das ist zumutbar. Asylantrags-Camps, klingt gut. Das wird dem sozialistischen Linksliberalismus in D zum Durchbruch verhelfen und den EUropäischen Zusammenhalt stärken.
"Dass der Iran so unklug ist, dort Schiffe seiner Gegner nadelstichartig anzugreifen, ist wenig wahrscheinlich."
Genau. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Hillary Clinton hinter all dem steckt; aus dem Hintergrund heraus. Und der mit dem Freitagsnobelpreis ausgezeichnete, friedliche Herr Trump muss das jetzt irgendwie lösen. Harte Nuss.
"Gesichert ist aber eine von den Medien verschwiegene Eskalation im Roten Meer und am Suezkanal..."
Die Medien, ja, traurig. Auf die Fresse! Sehr stringent. Und zu 100% auf der richtigen Seite der auf ihr Ende zusteuernden Menschheitsgeschichte. Exakt so hatte ich es mir vorgestellt; nur nicht ganz so spannend.
Ihr Anliegen kann ich gut verstehen, und ich möchte das auch ausdrücklich unterstützen. Aber ausgerechnet vom „Westen“ Hilfe zu erwarten, beweist die ganze Aussichtslosigkeit, weil der nämlich – anders als Sie und ich – nicht die Menschen im Fokus haben, sondern ausschließlich seine eigenen diebischen Interessen, für deren Durchsetzung er auch schon mal gerne Bomben einsetzt und – wie z. B. in Syrien –, wo er 10 Millionen Menschen zu Heimatvertriebenen resp. Flüchtlingen machte und ansonsten Massenvernichtung betrieben wurde – vom „Westen“ von eben diesem verkommen „Westen“, für den auch Frau Merkel die Zielkoordinaten für die vernichtenden Bombenabwürfe liefert.
Sie merkt ja nicht einmal, dass auch an ihren Händen syrisches Blut klebt.
Der „Westen“ wollte Syrien zerstören und zettelte hierfür, wie zuvor bereits in anderen muslimischen Nationen, den (sogenannten Bürger)krieg an – und niemand sollte sich einbilden, dass er sein Ziel aufgeben wird.
Wenn die USA und ihre Koalitionen der Willigen Syrien ursprünglich zerstören wollte, so werden sie sich nach Russlands erfolgreichem Eingreifen zumindest daran weiterarbeiten, Syrien aufzuspalten: Das NATO-Mitglied Türkei, an das Angela Merkel die Syrienflüchtlinge verkauft hat, Arm in Arm mit dem NATO-Partner USA.
Und meinen Sie wirklich, dass irgendeine humanitäre Katastrophe Eindruck auf die Protagonisten macht, die den Krieg als Ultima Ratio, legitimierten.
Einer von ihnen wird gleich hier nebenan in Dortmund seinen Auftritt selbst noch beim diesjährigen 37. Deutsche Evangelische Kirchentag bekommen. Es ist der evangelische Pastor Joachim Gauck, der der deutschen Bevölkerung während seiner Amtszeit als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland einen solchen Kriegsgeist einzuflüstern und die Bürgerinnen und Bürger an deutsche Kriegsgefalle zu gewöhnen versuchte: "Dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen", so Bundespräsident Gauck bei seinem Antrittsbesuch bei der Bundeswehr in Hamburg am 12. Juni 2012.
Humanitäre Katastrophe? Ein Thema für unverbindliche Sonntagreden des politisch/medialen Komplexes á la Gauck. – Und für Naivlinge wie mich und die Blogautorin.
Wie Jürgen Todenhöfer in seinem Buch "Die große Heuchelei" schreibt über die Situation in Idlib:
"AUS DER REVOLUTION WIRD EIN STELLVERTRETERKRIEG
Spätestens seit Frühsommer 2012 war der Syrienkonflikt keine innersyrische Rebellion, kein reiner Bürgerkrieg mehr, sondern vor allem ein zynischer Stellvertreterkrieg ausländischer Mächte. Ich habe in jener Zeit viele syrische Rebellen persönlich getroffen. Und lange mit ihnen diskutiert. In Damaskus, Homs, Hama. Wenn ich von Demokratie sprach, lächelten sie milde. Demokratie? Das wollte niemand mehr. Sie kämpften überwiegend für einen sogenannten »islamischen Staat«. Mal gemäßigterer, mal radikalerer Natur. Je nachdem, wer die Geldgeber waren…
Die zehn Kilometer von Aleppo entfernten Rebellendörfer hatten einst unter der Kontrolle von Jabhat Al-Nusra und der von Katar und der Türkei unterstützten Ahrar Al-Scham gestanden. Die Söhne und Neffen der Verhandlungsführer waren Rebellen geworden, weil sie dadurch endlich wieder zu Geld kamen. Bis zu 200 Dollar, plus gelegentliche Prämien, hatte es gegeben. Außerdem hatten sie gehofft, dass nach einem Sieg alles besser würde. Jetzt waren sie müde. Die Russen hatten ihre Dörfer bombardiert und Kämpfer getötet. Jabhat Al-Nusra und Ahrar Al-Scham hatten den Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Ihre Führung war abgezogen. Vor allem die Ausländer waren schnell verschwunden."
Eine Lösung muss also berücksichtigen, ob es einheimische Kämpfer oder ausländische sind, um die es geht. Über die Gefährlichkeit der Fanatiker sollte man sich keine Illusionen machen. Robert Fisk hat dazu erst kürzlich im Independent einen Artikel veröffentlicht ("An Isis killer and an unlikely hero have heaved open the cracks in Lebanese politics"). Ein ehemaliger IS-Kämpfer hat im Libanon ein Blutbad angerichtet, dem 4 Sicherheitskräfte zum Opfer fielen und bei dem mehr als ein Dutzend Zivilisten verletzt worden sind. Besonders tragisch ist das Schicksal eines Mannes, der mit seinem Auto das Motorrad des Attentäters rammte und anschließend drei Schüsse in den Kopf abbekam. Der Attentäter saß zuvor für einige Zeit in einem libanesischen Gefängnis, wurde jedoch frei gelassen, weil seine Verbrechen unter dem IS im Ausland geschehen waren. Der christlichen libanesischen Regierung war wichtiger, dass dieser Mann gegen Assad gekämpft hatte.
Wer will und kann die Garantie dafür abgeben, dass es solche Rückkehrer nicht in Deutschland geben wird?
Die einfachste Lösung wäre, die "Rebellen" in Idlib geben unter UN-Aufsicht ihre Waffen ab und dürfen dann nach Saudi-Arabien oder in die Emirate abziehen. Der Westen könnte diese mit ihm verbündeten Länder sicher dazu bewegen, sie aufzunehmen. Dann kann die syrische Armee ohne Blutvergießen in Idlib einmarschieren und die territoriale Intregrität Syriens wieder herstellen.
Natürlich ist klar, dass der Westen - mit Merkel, Maas, von der Leyen und den Grünen vorneweg - sich darauf nie einlassen wird. Zu sehr und zu lange hat man Assad als Inkarnation des Bösen schlechthin verteufelt, als dass man ihn jetzt als Verhandlungspartner oder gar als Kriegsgewinner anerkennen könnte. Man braucht die "Rebellen" in Idlib, um dieses Narrativ weiter zu erzählen, um Angriffe der Syrer zu provozieren, die dann von unseren Leitmedien mit widerlicher Doppelmoral nach allen Regeln der PR-Kunst ausgeschlachtet werden.
Was für ein Trauerspiel der deutschen Außenpolitik, die nicht die geringste Perspektive zur Lösung dieser Tragödie anzubieten hat.
"Zu sehr und zu lange hat man Assad als Inkarnation des Bösen schlechthin verteufelt, als dass man ihn jetzt als Verhandlungspartner oder gar als Kriegsgewinner anerkennen könnte."
Schön aufgesagt. Aber die Nachrichten scheinen Sie länger nicht verfolgt zu haben. Sonst wüssten Sie, dass die anfängliche Hurra-Unterstützung für die sogenannten Rebellen zumindest von deutscher Seite aus lange passé ist und - ausgesprochen oder unausgesprochen - alle froh wären, es würde einfach irgend jemand diesen Krieg "gewinnen". Ein äußerst merkwürdiges Wort, Kriegsgewinner, das Sie da benutzen. Beinahe bin ich geneigt, Ihnen noch eine gute Schlacht zu wünschen. Aber das lasse ich dann doch lieber. Das wär zu fies.
Zur Zeit schreibe ich überall hin, dass ich den Zielkonflikt zwischen Konsum-getriebenem Klimawandel und "Wohlstand für Alle" für die wichtigste und kniffligste Frage des 21sten Jahrhunderts halte. Jetzt steht es auch hier; wo sich wieder die Frage auftut, die mir ein ebenso großes Rätsel ist:
Wie ist die Entwicklung, für die diese Meldung heute mal Pate steht, mit immer neuen Flüchtlingsaufnahme-Ideen zur politischen Linken eigentlich vereinbar? Was hat die trumputinistische Linke, die so viel bessere Menschen sind als ich es einer bin, mit Land und Kontinent vor, frage ich mich. Wann machen die ein bisschen piano, was das Besserseinwollen selbst um den schrecklichsten Preis angeht?
Gewiss liegt es an mir. Weil ich hier seit "Spätsommer 2015" zu wenig darauf hingewiesen habe, was ungefähr passiert, wenn beim Wahlvieh der Verdacht aufkommt, jeder nicht selbst in die Welt gesetzte Jahrgang niedriglöhnender Einzahler*innen ins Schneeballkarussel privater Rentenversicherer würde von nun an mit Asylbewerber*innen aus den rechtskonservativsten Gegenden des Planeten ausgeglichen. Verflixt, da hätte ich eindringlicher drauf hinweisen müssen. Mist.
Apropos ausgleichen. Auf Twitter antwortet mir niemand auf die Frage, warum so viele derer, die eigentlich wissen, dass wir die weltweite Fleischproduktion drastisch reduzieren müssten, mir erklären, dass der Planet noch mit der doppelten Menge Menschen locker klar käme.
Antworten ganz dringend erbeten.
Vielleicht können syrische und russische Streitkräfte Idlib ja genauso human und schonend erobern wie die US-geführte Streitmacht Rakka und Mossul, denn weiland war in den Massenmedien kaum etwas über Tod, Leid und Elend zu lesen, zu hören oder zu sehen. Folglich wird es diese wohl auch nicht gegeben haben.
»Sonst wüssten Sie, dass die anfängliche Hurra-Unterstützung für die sogenannten Rebellen zumindest von deutscher Seite aus lange passé ist und - ausgesprochen oder unausgesprochen - alle froh wären, es würde einfach irgend jemand diesen Krieg "gewinnen".«
Wenn ich das lese, scheine auch ich gepennt zu haben: Sollte Ihnen demgegenüber entgangen sein, dass die Bundesregierung den USA angeboten hat, das Syrien-Mandat zu verlängern. Begründet wird das mit der Schaffung einer „Schutzzone“ für die Kurden. Schon das Wort „Schutzzone“ sollte alarmieren. – Aktuell verlangen die USA, dass sich die Bundeswehr an einer „Schutzzone“ im Norden Syriens beteiligt.
Es ist ein offensichtlich vorgeschobener Grund, um die Einmischungen des Westens in Syrien neu zu rechtfertigen, um das Land endgültig aufzuteilen und um das Leid der syrischen Bevölkerung zu verlängern. So kann man bekanntlich seine aggressiven Absichten als Responsibility To Protect camouflieren.
Wie der „Spiegel“ am 30. Mai 2019, 07:00 Uhr, berichtete, könnte für die besagte „Schutzzone“ der Syrien-Einsatz der Bundeswehr verlängert werden. Das Mandat endet eigentlich im Oktober: Deutschland ist seit mehr als drei Jahren mit „Tornado“-Aufklärungsflugzeugen und einem Tankflugzeug im Irak und in Syrien involviert. Von Jordanien aus starten die Bundeswehrjets und liefern hochauflösende Bilder, mit deren Hilfe etwa die USA Bombardierungen ausführen.
Laut dem Bericht hat die Bundesregierung Washington angeboten, das Mandat zu verlängern.
Wenn der Bundestag zustimmt, könnte die Luftwaffe künftig eine von den USA geplante Schutztruppe in Nordsyrien unterstützen.
Bundestagsabgeordnete, die diesem Vorhaben zustimmen, würden sich an einer Verlängerung des Bruchs des Völkerrechts durch Deutschland in Syrien beteiligen.
(Mit Material der NachDenkSeiten)
Auf jeden Fall ist die türkische Bevölkerung wirklich am Limit, mit 3,7 Millionen Geflüchteten. Ich kann verstehen, dass die Grenzen jetzt geschlossen werden. Saudi Arabien und die Emirate, sollten dazu gedrängt werden, die Flüchtenden aus Ildib aufzunehmen und zu versorgen. Beide Länder sind reich genug um das zu bewerkstelligen..... zudem sprechen die Syrer die selbe Sprache, wie in Saudi Arabien und Emirate, was den Syrern ihren Alltag ungemein erleichtern würde......
2016 hatte ich hier gepostet, wie ich mir eine Befriedung des Syrien Krieges durch die UNO vorstelle. Der UN Sicherheitsrat sollte Soldaten aus Nordkorea anfordern, die als Friedenstruppen in Syrien einen Waffenstillstand durchsetzen und die Rückkehr der Flüchtlinge ermöglichen. Daraufhin wurde ich hier als Rassist beschimpft. Und das Morden in Syrien ging weiter.
Jetzt, drei Jahre später, droht mit Idlib eine neue humanitäre Katastrophe in Syrien und der mit gegenseitigen atomaren Drohungen garnierte Konflikt in Nordkorea ist noch keineswegs entschärft. Xi Jing-Ping weilt deswegen gerade beim Rocketman in Nordkorea.
Dass jemand in Europa Interesse daran hätte, islamistische Kämpfer aus Idlib aufzunehmen, halte ich für unfrommes Wunschdenken. Erst gestern haben 350 Beamte von Europol einen über 14 Wohnungen verstreuten syrischen Familienclan in Spanien hochgehen lassen. Der Familie wird Geldwäsche im großen Stil zur Finanzierung der IS Kämpfer in Idlib vorgeworfen.
Der seit 2011 tobende Krieg in Syrien hat hunderttausenden Menschen das Leben gekostet und einen wahren Exodus von Flüchtlingen verursacht. Aus geopolitischer Rivalität haben zuerst Katar und später auch Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate im Verbund mit Großbritannien, Frankreich und den USA einen der brutalsten Kriege der Neuzeit entfacht, der unter anderem zur Entstehung des sogenannten Islamischen Staates geführt hatte und zu einem Magneten für Dschihadisten jeglicher Couleur wurde. Auch Deutschland und die Türkei hatten einen nicht zu verleugnenden Anteil an der versuchten Zerstörung der arabischen Republik Syrien, bis der Iran und vor drei Jahren auch Russland der syrischen Regierung von Baschar al-Assad zu Hilfe eilten.
…
All diese beteiligten Nationen sollten verpflichtet werden, Syrische Flüchtlinge aufzunehmen und eine humanitäre Perspektive zu eröffnen, wie sie auch zu obligatorischen Reparations- bzw. Wiederaufbauzahlungen verpflichtet werden müssten. – Und bitte, entgegne mir keiner, das sei spinnert, was ich hier aufgeschrieben habe.
Sie haben ja grundsächlich recht, ich fürchte nur, Gerechtigkeit werden wir sehrwahrscheinlich nicht erleben...... Aber Saudi Arabien und die Golfstaaten, sollten jetzt zum Hamdeln gedrängt werden, dass wäre für die Syrer in Ildib erstmal eine annehmbare Lösung, zumal sie sich auch mit diesen Aufnahmeländern in ihrer Landessprache unterhalten könnten...... Da diese Länder ja auch genügend Geldmittel zur Verfügung haben, könnte eine rasche Überführung und Unterbringung gewährleistet werden.....
Nur als kleine Stütze für Ihre völlig richtigen Ausführungen. Wobei sich der deutsche Beitrag nicht auf die Tornados und die "Ausbildungsmission" beschränkte. Allein die Rolle der SWP, insbesondere die von Volker Perthes, sollte jedem Deutschen, der syrische Flüchtlinge abweisen (ich benutze mal ein vorsichtiges Wort) will, die Schamesröte ins Gesicht treiben:
https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2016/nr-3-2-februar-2016/strippenzieher-des-krieges-in-syrien.html
Und auch das gerät immer wieder in Vergessenheit:
https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/40479-funf-geleakte-syrien-dokumente-man/
Und was machen Sie mit den Tschetschenen, Uiguren, Libyern... usw., die in Idlib im syrischen "Bürgerkrieg" kämpfen?
Es ist immer wieder interessant, wie wir uns in der FC die Welt schönreden. Keine der direkt oder indirekt beteiligten Regierungen, außer eventuell Germany mit seinem geerbten Schuldkomplex, wird einen "Kämpfer", sprich Rebellen, aufnehmen. Nach altem Sprichwort, der Mohr (darf man nicht mehr sagen) hat seine Schuldigkeit getan, in diesem Falle zwar nicht zur Zufriedenheit, darf gehen oder bleiben wo er ist. Keines der beteiligten Verbrecherländer wird sich Läuse in den Pelz setzen, wo sie selbst härtest gegen Abweichler vorgehen. Und das TR keine 50 000 Flüchtlinge mehr zu zumuten wären, ist ein Schmarrn, dann würde Erdogan eben nachts ein paar Fischerboote in die Ägeist stechen lassen.
»…Germany mit seinem geerbten Schuldkomplex…«
Sie kalauern ganz schön: Die Grundlage durchaus berechtigter Schuldgefühle Deutschlands sind überaus beschämend und sind u. a. durch die 50 bis 70 Millionen Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges gekennzeichnet, aber auch durch die Kriegstoten Jugoslawiens, die so noble Figuren, wie Gerhard Schröder und Joschka Fischer zu verantworten haben.
Schuldgefühle wären da durchaus eine angemessene Reaktion gewesen.
Ich muss mir von Ihnen nicht Schuldgefühle dozieren lassen. Die Verbrechen der Nazi-Zeit haben wir beide wohl nicht zu verantworten und die Beteiligungen in der Neuzeit beide nicht verhindern können.
»Die Verbrechen der Nazi-Zeit haben wir beide wohl nicht zu verantworten und die Beteiligungen in der Neuzeit beide nicht verhindern können.«
Wie praktisch! Wäre aber schön gewesen, wenn diese Ereignisse tatsächlich so etwas wie ein kollektives deutsches Schuldgefühl erzeugt hätten, dann hätte es der politisch/mediale Komplex der „Neuzeit“ nicht so leicht, völkerrechtswidrige Verbrechen zu begehen.
Da stimmen wir wohl überein. Schuld haben wir an den damaligen Verbrechen nicht, aber die Verantwortung, daß von Deutschland so etwas nicht wieder ausgeht schon. Und da ist ein diffuser, gepflegter "Schuldkomplex", eher ungeeignet, als Verantwortungsübernahme für jetzt und in Zukunft.
Der Westen "könnte helfen"?
Aber das macht er doch, oder wo kommen unablässig die schier endlosen Bestände der Halsabschneider an Waffen, Munition und Ausrüstung her? Fallen die vom Himmel?
Wer A sagt, muss auch B sagen. Und wer immernoch davon spricht, dass "Assad weg muss", muss sich damit abfinden, dass er die Folgen zu tragen hat, falls dieser Wunsch nicht erfüllbar ist. Allein daraus ergibt sich die Pflicht, die Leute, die für den Westen gekämpft haben, nicht im Stich zu lassen. Jetzt plötzlich dämmert es manchem, dass diese Leute, unsere "Instrumente", unser gesamtes "Zivilisationsgefüge" sprengen könnten. Einem Volk wie den Syrern war aber zuzumuten, sich von diesen Kräften regieren zu lassen, die ihr Land angeblich demokratischer gemacht hätten. Wenn dem so wäre, könnten ja auch wir die Rebellen gut und vor allem auch gerne integrieren...Ich hoffe, dass manch einer mit dieser Frage im Kopf mal ein paar Nächte nicht schläft....
Sabine Kebir
Bruch des Völkerrechts durch Deutschland, mit Material der NachDenkSeiten, natürlich. Willenlos zuzusehen, wie der nur so genannte Nato-Partner Türkei in Kooperation mit unseren saudischen "Freunden" die Kurden über den Haufen mäht, ist dann genau was? Völkerrechts-konform?
Der bekundete Wille, eine Schutzzone für die Kurden einrichten zu wollen, ist so ziemlich das Richtigste, das ich im ganzen Scheiß da unten überhaupt höre. Kann man auch eine Drohung nennen, egal. Die Kurden sind die einzigen, die es schaffen, zeitweilig Horte der Stabilität und Sicherheit aufzubauen, inmitten dieses Hexenkessels, und gleichzeitig gegen die Islamist*innen zu kämpfen. Zum Dank werden sie selbst von allen Seiten bekämpft und verarscht.
Es Camouflieren aggressiver Absichten als Responsibility To Protect zu nennen, schafft nur, wer nicht mehr nur an Putins Lippen hängt, sondern Putins Lippen ist; Schild und Schwert.
Dass es diese Schutzzone in 1000 Jahren nicht geben wird, weil die Kurden Volk-gewordenes Kanonenfutter sind und bleiben, ist Ihnen so klar wie mir. Dass Putins Mäuler deshalb aufhörten, den Quark aufzuschreiben, davon auszugehen wäre dumm. Ich habe schon Geld für Duschgel und Klopapier zurückgelegt, das ich zu den Turnhallen bringe, wenn die von Putin in die Asyl-Camps gebombte Zivilbevölkerung Restsyriens hier eintrifft. Der Trump'sche Frieden dann dabei: läuft.
Mit Material von Fritz Fischer.
Der Terrorismus ist ein Krebsgeschwür, man muß es radikal bekämpfen, aber das muß in erster Linie heißen, die karzinogenen Strukturen anzugehen, die Terroristen sind Opfer, bevor sie zu Tätern werden.
Idlib darf kein rechtsfreier Raum bleiben, in dem der Terrorismus ungehindert sich entwickeln kann. Die internationale Staatengemeinschaft wird keine so hohen Mauern um Idlib bauen können, daß der Krebs auf dieses Gebiet beschränkt bleibt. Daher gibt es, welche Kritik man auch immer gegen Assad vorbringen kann, keine Alternative zum Versuch, das Krebszentrum zu vernichten. Allerdings heißt das nicht, alle Terroristen zu vernichten. Wie es illusionär wäre, eine Welt ohne Verbrechen errichten zu wollen, so auch eine ohne Terrorismus. Die „terroristischen Viren“ sind überall, man muß die Abwehr gegen sie stärken und einen angemessenen Weg in der Koexistenz mit einem unausrottbaren Restterrorismus finden, in Kauf nehmen, daß die Wahrung der Menschenrechte die Terrorismusbekämpfung begrenzt.
Der arabisch-islamische Raum ist die Weltregion, in der sich die karzinogenen Strukturen am freiesten haben entwickeln können. Das ist das Hauptproblem dieser Region. Assad, Hussein, die Mullahs, sind/waren Herrscher, die auch nicht konsequent genug gegen diese pathologischen Strukturen vorgegangen sind, und so konnte der Krebs gedeihen. Allerdings wird das getoppt durch den unglaublichen Zynismus der westlichen Welt, die noch viel verantwortlicher für die Ausbreitung dieser sozialen Pathologie ist. Dem Westen ging es nie um eine Genesung dieser Weltgegend, immer nur um Ausbeutung und Geschäftemachen. Da hat man den sunnitischen Terrorismus, der noch viel aggressiver ist als der schiitische, gegen letzteren in Stellung gebracht und mit modernsten Waffen versorgt. Während der schiitische Terrorismus noch politische Motive artikuliert (das Palästinaproblem, die wirtschaftliche Souveränität) und so zu einem gewissen Grad noch ansprechbar ist, zielt der sunnitische Terrorismus nur auf die Errichtung eines barbarischen Gottesstaats, seine Welteroberungspläne würde ich nicht so ernst nehmen, aber es zeigt sich die größere Aggressivität, der sunnitische Terror hat schon viele Spuren im Westen hinterlassen, der schiitische nur im Staatsterrorismus schiitischer Länder, der vergleichbar mit dem israelischen (und amerikanischen) Staatsterrorismus ist.
Ihre persönliche Sympathiebekundung hinsichtlich der Kurden rechtfertigt keinen (weiteren) Völkerrechtsbruch durch die Bundesrepublik Deutschland. So viel Bedeutung kommt Ihnen nun doch noch nicht zu.
Ihre dämlichen Bemerkungen rund um Putin hätten Sie sich sparen können.
"Wer A sagt, muss auch B sagen."
Dieser Satz gilt nicht, wenn man die Macht hat, ihn nach dem Komma abzubrechen. Wer sollte den Westen denn dazu bringen, den Satz zu vervollständigen? Noch gibt es diese Macht nicht, aber in ihren Anfängen ist sie bereits zu sehen. Das Zeitalter der unipolaren Weltordnung war kurz und neigt sich seinem Ende entgegen. Dabei kann es immer noch passieren, dass die "exceptional and indispensable nation" die Welt mit sich in den Abgrund reißt. Wenn das nicht passieren sollte, kann es immer noch zu einer Situation wie vor dem 1. Weltkrieg kommen. Es ist nicht ausgemacht, dass eine multipolare Welt automatisch friedlicher sein wird. Vielleicht braucht die Menschheit erst wieder eine apokalyptische Katastrophe, um letzteres als die einzige Alternative zu wählen.
Ihre Ausführungen klingen fast so, als gäbe es ein arabisches Terrorismus-Gen. Es war der Westen, vor allem die "indispensable nation", die den größeren mittleren Osten dazu gemacht hat. Angefangen hat es in den 80-er Jahren, als die Mudschaheddin gegen die Sowjetunion in Stellung gebracht wurden, um der Roten Armee ihr eigenes Vietnam zu bescheren. Mit dem Irak, Libyen, Syrien und Jemen folgten ausnahmslos Länder, die nicht nach der Pfeife der Amerikaner tanzen wollten. Inzwischen hat die Welt sich verändert und die USA haben ihre Kräfte so überdehnt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Iran folgen zu lassen. Aber in den hinterlassenen "failed states" gedeiht nun einmal Terrorismus, besonders, wenn er von außen zum Zwecke der Bedienung der eigenen Interessen befeuert wird. Haben Sie vor dem Beginn des "Global War On Terrorism" viel über arabischen Terrorismus gehört? Oder von Fundamentalisten, die unbedingt in fremden Ländern für ihren Glauben andere Menschen töten wollten?
Es bringt nichts, zwischen sunnitischem und schiitischem Terrorismus zu unterscheiden. Die nehmen sich beide nichts, wie man nach dem Sturz des Sunniten Hussein im Irak sehen konnte. Objektive Augenzeugen berichten aus dem Irak von Massakern an Sunniten, die von Schiiten begangen worden sind.
Ich dachte, es deutlich genug formuliert zu haben. Das „Virus“ Terrorismus, welches darin besteht, daß menschliche Bedürfnisse und Wünsche sich nicht mehr mit sozialen Gegebenheiten harmonisieren und nach der Selbstermächtigung zu entfesselter Gewalt greifen lassen, gibt es überall. Auch im Westen wird Terrorismus produziert. Die Sonderlage des Nahen Ostens und angrenzender Gebiete ist eine nachhinkende zivilisatorische Entwicklung (Zivilgesellschaft, bürgerliche Partizipationsformen), aber hauptsächlich der potentielle (Öl-generierte) Reichtum und die tatsächlich Aneignung durch eine kleine extrem korrupte Oberschicht, und an letzterem hat der Westen wesentlich Anteil, denn die Zusammenarbeit mit den Oberschichten versprach den größten Nutzen. Hinzu kommt, daß die emanzipatorische Perspektive der sich vom Kolonialismus befreienden 3. Welt durch den „Sieg“ des Kapitalismus in sich zusammengebrochen ist, durch sie hat sich die soziale Frage in eine identitäre, aufs Religiöse verwandeln und verschieben lassen, der letzte große Triumph des Kapitalismus. Das Paradigma war der vom Westen finanzierte Kampf der Steinzeitfundamentalisten gegen die Säkularisierung und soziale Modernisierung Afghanistans.
Also ich entschuldige den Westen in keiner Weise, aber es ist nicht nur der Westen, es kommen mehrere Terrorismus begünstigende Faktoren zusammen, die überall auf der Welt die Menschen in die Arme des Terrorismus treiben würden. Gerade darum verbietet sich, Terroristen moralisch zu verdammen. Wenn irgend möglich, sollte ein Weg gefunden werden, der die Terroristen und hauptsächlich ihre Sympathisanten in die menschliche Gemeinschaft reintegriert. Also die meisten Bewohner von Idlib in ein befriedetes Syrien.
@ w.endemann | @ Grenzpunkt 0 und Reinold Schramm
»Die „apokalyptische Katastrophe“ bewirkt noch kein neues Bewusstsein.«
So (aussichtslos) ist es, weil wir Menschen Gefangene unserer eigenen Wiederholungsmuster sind. Und wer immer meint, es sei anders, sich die Menschen als vernunftbegabt und entscheidungsfähig im Sinne einer rationalen (konstruktiven, weil lebenerhaltenden) Logik fantasiert, macht sich selbst und oft genug auch anderen etwas vor.
Selbst der Suizid wird noch zur Heldentat verklärt.
Für mich jedenfalls ist klar, dass sich die Menschheit den verkommenen Exemplaren seiner Spezies ausgeliefert hat, doch werde ich so lange wie möglich versuchen, mir meine (lebensnotwendigen) Abwehrreflexe zu erhalten und einzusetzen.
Und in diesem Sinne macht Shimpū Tokkōtai dann ja vielleicht doch noch einen Sinn.
Wir Menschen sind „Gefangene unserer eigenen Wiederholungsmuster“, aber nicht total. Wir haben Rattengemeinschaften untersucht, unter Stress gesetzt, beobachtet, wie sie sich gegenseitig massakriert haben, und wir haben Tiere gefüttert und den gegenteiligen Effekt registriert. Wir müssen nur diese Erkenntnisse auf uns selbst anwenden und die Wiederholungsmuster greifen nicht mehr. Eigentlich nicht schwer, das zu begreifen.
»Das „Virus“ Terrorismus« ist – jedenfalls nach meiner Erfahrung – zumeist in kranken Gehirnen virulent, wie die Gehirne z, B. des George W. Bush, Donald Rumsfeld und Colin Luther Powell deutlich veranschaulichen.
Sie beispielsweise definierten – ihrer Willkür resp. ihrem Hochmut entsprechend der exceptional and indispensable nation – wer Terrorist ist.
Als Bürger der Bundesrepublik Deutschland möchte ich Sie fragen, worin sich eigentlich die Gewalt- und Tötungshandlungen des IS von denen der „westlichen Wertegemeinschaft“, wie Politiker und Medien zu sagen pflegen, unterscheiden? Doch allenfalls in ihren Dimensionen – jedenfalls nicht in ihrer Brutalität. Menschen verbrannten und verbrennen auch nach Bombenattacken des Westens bei lebendigem Leibe.
»Mittlerweile zeichnet sich ab, dass der IS aus seinem Kerngebiet in Nahost heraus Aktivitäten in weiteren auswärtigen Gebieten plant oder versucht, sich in die Arbeit von dschihadistischen Gruppen vor Ort einzubringen«, erklärte uns inzwischen BND-Präsident Schindler im Interview mit SPIEGEL TV.
Was hindert uns denn eigentlich daran?
Herr Endemann, Ihre Pauschalisierung ("wir") ist unerträglich. Wenn Sie der Ansicht sind, daß Sie lediglich ein gruppenseelen-verhaftetes Reiz-Reaktions-Wesen sind und deshalb alle Menschen in der Weise vereinnahmen wollen, dann schreiben Sie es doch bitte auch so. :-(
Siehe meinen Kommentar an @W.Endemann wg. "wir"!
„Wer A sagt muss auch B sagen“
Frau Kebir hat völlig recht, und zwar unter der Voraussetzung, die westlich-demokratischen Raubritter glaubten ihre dümmste Kriegslüge selber, so wie diejenigen, die diese Leute ja regelmäßig in ihre Ämter wählen: die Anstiftung und anschließende Befeuerung eines genozidalen Regime Change Krieges, der unter Zuhilfenahme von Hunderttausenden, hochgerüsteten und Demokratie fördernden Islamisten aus aller Welt („gemäßigte Rebellen“), "Menschenrecht" und "Gute Herrschaft" zum Sieg verhelfen sollten.
Und nach dem diese guten Absichten vom bösen Diktator und fiesen Russen durchkreuzt wurden, lassen wir diese guten Menschen einfach im Stich. Außer einer Handvoll Scheißhelme, die ganz offiziell aber sehr diskret nach Deutschland und Kanada verfrachtet wurden, vergammeln die ehemaligen(?) westlichen Freiheitskämpfer (in Idlib und innerhalb der SDF werden sie ja noch gebraucht) nun im syrischen „Niemandsland“, oder man lässt sie wohlwollend, aktuell u. a. von der irakischen Armee, zu Hackfleisch verarbeiten.
Gelebte Demokratie.
'Die „apokalyptische Katastrophe“ bewirkt noch kein neues Bewusstsein.'
Nach dem 2. Weltkrieg, in dem deutsche Staatsbürger unermessliche Verbrechen begangen haben, gab es in der Gesellschaft ein Bewusstsein, welches es den fanatischen Verbrechern unmöglich machte, da weiter zu machen, wo sie gezwungen worden waren, aufzuhören. Der Druck von außen trug ebenfalls wesentlich dazu bei. Wenn wir heute solche Verbrecher in Größenordnungen aufnehmen müssten, wäre das nicht dieselbe Situation. Damit will ich sagen, dass unsere Gesellschaft, so wie sie jetzt beschaffen ist, diese Verbrecher nicht integrieren kann, ohne in einen ganz anderen, für mich nicht wünschenswerten, Zustand überzugehen.
"Gerade darum verbietet sich, Terroristen moralisch zu verdammen. Wenn irgend möglich, sollte ein Weg gefunden werden, der die Terroristen und hauptsächlich ihre Sympathisanten in die menschliche Gemeinschaft reintegriert."
Wie stellen Sie sich denn eine solche Reintegration vor? Delphintherapie in der Karibik? Meine Gespräche mit Bewährungshelfern sagen mir, dass wir dazu gar nicht in der Lage sind.
Es war schon nach dem 2. Weltkrieg schwierig. Ohne den damaligen wirtschaftlichen Aufschwung wäre das zu dieser Zeit wohl kaum möglich gewesen. Der heutige entfesselte Kapitalismus bietet keinen Kitt mehr, der Menschen zu gemeinsamen Handeln führen würde. 'Jeder ist sich selbst der Nächste und sucht seien eigenen Vorteil', ist die alles überragende Maxime.
Schauen Sie auch mal in den Artikel von Robert Fisk "An Isis killer and an unlikely hero have heaved open the cracks in Lebanese politics". Unsere Soldaten können das übrigens auch. Fisk beschreibt, wie wir sie "integrieren" in dem Artikel "From the Middle East to Northern Ireland, western states are all too happy to avoid culpability for war crimes".
War das jetzt Ihr Kabarett-Beitrag zur leichteren Verdauung eines ernsten Themas? Jedenfalls fast gelungen.
Willkommen zurück im Forum. Ich hoffe für Sie, dass Sie die letzten drei Jahre Ihrer Abwesenheit nicht mit Kämpfen in Syrien verbringen mussten.
Für Ihre Behauptungen zu den Opferzahlen sollten Sie der Glaubwürdigkeit halber Ihre Quellen offen legen. Wie Max Blumental gerade im ersten Teil einer Artikelserie ("Behind the Syrian Network for Human Rights: An Opposition Front Group is a Go-to Monitor for Western Media") darlegt, sind nicht alle Quellen seriös. SNHR gibt Zahlen in einer ähnlichen Größenordnung heraus, wie Sie es tun. SOHR, die den Rebellen sehr nahe steht und vom britischen Außenministerium finanziert wird, liegt um Größenordnungen darunter.
Wenn Sie jedoch schreiben, dass Russland mit dem syrischen Öl bezahlt werden will, habe ich erhebliche Zweifel daran, dass Sie Größenordnungen von Zahlen einschätzen können.
Rebellen sind Egoisten. Ihnen geht es nur um Ihre eigenen Ziele. Menschenrechte, Leben und Gesundheit der anderen interessieren Sie nicht. Und noch schlimmer, sie nehmen andere Menschen als Geißel, als lebende Schutzschilde wie in Mossul, Aleppo und Ostgutha. Dann kommt die nächste Unverschämtheit, sie verlangen freies Geleit und Mitnahme sogar schwerer Waffen. Aber gute Rebellen gab es in Mossul, die haben doch tatsächlich vor ihrem Abzug alles wieder aufgebaut, begrünt und Demokratie hinterlassen.
„Das „Virus“ Terrorismus« ist …. zumeist in kranken Gehirnen virulent“, bitte etwas genauer: man spricht vom „Virus“, weil jeder, der von ihm befallen wird, krank ist, und seine Gesundheit nur wiedererlangt, wenn das Virus unschädlich gemacht ist. Das ist eine Tautologie.
Ich habe Individualterror und Staatsterror verglichen. Da könnte man den Unterschied zwischen emotional und politisch gesteuertem Terror machen, letzterer ist strategisch und daher oft kontrollierter (zB das Mykonos-Attentat), in ihm ist das Ziel nicht die Erzeugung von Schrecken, sondern die gezielte Tötung von Feinden; wenn es eine arabische Hochzeitsgesellschaft erwischt, dann weil in ihr Terroristen vermutet werden, die anderen Opfer sind Kollateralschäden. Aber es stimmt, für das antiterroristische Ziel sind keine terroristischen Mittel Tabu, der amerikanische Staatsterrorismus nimmt hunderttausend (nicht unmittelbar beteiligte) Tote und die nachhaltige Vernichtung von Lebensgrundlagen in Kauf, um seine Ziele zu erreichen. Im klinischen Sinn von Geisteskrankheit muß man sich freilich fragen, ob solch politischer Terror pathologisch oder rational ist (meine Antwort: beides).
So gesehen: es gibt keine Entschuldigung für Terrorismus, aber der Zynismus des in der bequemen Welt von Wohlstand und Sicherheit lebenden Schreibtischtäters, die Namen haben Sie genannt, ist viel fragwürdiger als der elendige Gemeinschaftstod des IS-Selbstmordattentäters und seiner Opfer, von der Effektivität ganz zu schweigen.
Das können Sie sich leicht selbst beantworten. Wir haben sehr gut gelernt, für das Erreichen unserer unhinterfragten, meist egoistischen Ziele alle Gedankenmittel einzusetzen, und kaum gelernt, den Sinn dieser Ziele zu hinterfragen. Wir konzentrieren uns auf die technische Beherrschung der Außenwelt, ohne uns selbst zu thematisieren. Das ging sehr lange gut, hat uns aber an Grenzen gebracht und verlangt jetzt, mühsam umzulernen, den Blick auch nach Innen zu richten. Noch sind wir aber sehr stark von unserer bisherigen Kultur geprägt.
Unzicker beginnt stark, schwächelt aber am Ende. Trotzdem sollte er Beachtung finden.
Das war mir nicht bewußt, daß ich mit „wir“ mich in unerträglicher Weise pauschalisierend auf alle Menschen bezogen habe. Daß wir Menschen zu einem starken Grad „gruppenseelen-verhaftete Reiz-Reaktions-Wesen sind“, ist für mich unbestreitbar und damit habe ich an Flegel angeknüpft. Aber ich sagte ja, daß wir das nicht total sind, und auch da schließe ich alle Menschen ein. Was regen Sie sich dann so auf?
Der Krieg hinterläßt irreversible Schäden. Will man einigermaßen heil aus der Katastrophe herauskommen, muß man weitgehend auf Rachebedürfnisse und Schuldverfolgung verzichten, muß noch erträgliches Unrechtshandeln – auf allen Seiten – amnestieren, eine gute Lösung haben afrikanische Staaten mit Wahrheitskommissionen gefunden, und ohne Neuverpflichtung auf den für alle gültigen Rechtsstaat geht es nicht. Selbstverständlich kann man nicht alle Extremisten auf ein Einlenken in rechtsstaatliche Verfahren bewegen, die Unversöhnlichen müssen rechtsstaatlich bekämpft werden. Und selbstverständlich müßten über die normale Kriegsbarbarei hinausgehende grobe Menschenrechtsverstöße des Siegers mindestens deutlich symbolisch geahndet werden (zB Entlasssung von Befehlshabern). Hilfreich wäre eine neue Verfassung, und in einem konfessionell oder ethisch gespaltenen Land eine gewisse Gewaltenteilung, wofür im Falle Syriens der Nachbar Libanon ein Vorbild sein kann. Aber solche Versöhnung im Inneren ist unverzichtbar, wenn der Krieg keine neuen Kriege gebären soll. Und dafür sind auch alle äußeren Mächte verantwortlich, Russland, der Westen, die Golfstaaten. Sie müssen ihre Stellvertreter zum Frieden drängen. Muß ich bemerken, daß das für den Westen kein Thema ist?
Vielleicht sollten wir uns erst einmal einigen, worüber wir reden.
Was die Syrer untereinander machen, sollte nur sie selbst etwas angehen. Für solche Abläufe gibt es in der Tat Präzedenzfälle, die relativ gut gelaufen sind. Das wird in Syrien auch schon seit mehreren Jahren praktiziert, ohne dass die westlichen Medien das wahrnehmen. Nicht alle Kämpfer, die in den verschiedensten Provinzen von der syrischen Armee mit Hilfe der Iraner, der Hisbollah und der Russen besiegt worden sind, haben den Weg nach Idlib gewählt. Wie es den anderen jetzt ergeht, wäre ein spannendes Thema für mehrere Dokumentationen.Wo sind die Berichte aus dem heutigen Aleppo, Damaskus, Homs und Rakka?
In Idlib haben sich jetzt insbesondere die ausländischen Hardliner, sprich fanatische Söldner, konzentriert. Östlich des Euphrat haben die Amerikaner mehreren hohen Führern des IS die Flucht mit US-Hubschraubern ermöglicht, unter Mitnahme großer Geldsummen und anderer Werte. Was wurde aus dem dortigen Fußvolk bei den Kurden?
Was wollen Sie in den Heimatländern der ausländischen Terroristen, also auch hier in Deutschland, mit diesen anfangen? Wie sollen Mörder, die so weit gegangen sind, jemals in diese Gesellschaften integriert werden?
Ich sagte ja: die Unversöhnlichen müssen rechtsstaatlich verfolgt werden. Aber ich rede auch nur von den Syrern, die miteinander Frieden finden müssen. Mit den ausländischen Söldnern muß die syrische Gesellschaft und der syrische Staat keinen Frieden machen. Da gibt es nur die Varianten des Kriegs: töten, gefangennehmen oder vertreiben. Was mit den ausländischen Kämpfern in ihren Heimatländern geschieht, regeln die jeweiligen Gesetze dieser Länder.
Ich habe mich mehr über die Naivität in der Frage der KI gewundert.
Wenn ich für die moralische Aufnahmepflicht von Anti-Assad-Aktivisten plädiere, heißt das nicht, dass sie ohne juristische Untersuchung ihrer Schuldhaftigkeit davon kommen sollten. Das, so kann man wieder argumentieren, überlaste bei weitem unsere Gerichtsbarkeit und auch die Kapazität der Strafanstalten. Da kann ich nur wieder sagen, dass es auch eine Unverfrorenheit sondergleichen ist, diese Prozeduren Syrien zu überlassen. Was faktisch aber geschieht - nämlch mit militärischen Offensiven auf Idlib. Die Tränen, die darüber öffentlilch vergossen werden, sind also Krokodilstränen.
Was die Kurden betrifft, ist ihr Streben nach einem autonomen Status sicher gerechtfertigt und zu unterstützen. Inwieweit er sie künftig gegenüber der Türkei stärkt oder gar gegenüber den Amerikanern, die dort jetzt praktisch das Sagen haben, müssen sie selbst entscheiden. Soweit ich im Bilde bin, würde die Türkei ein Absicherung der alten Grenzen durch die syrische Armee ehesten respektieren, eher jedenfalls als eine türkisch-kurdische Grenze. In der syrischen Armee sind übrigens alle Volksgruppen vertreten, also auch Menschen mit ´kurdischem Hintergrund`- um es mal so neutral wie möglich auszudrücken.
Sabine Kebir
Nebenan auf Telepolis könne Sie nachlesen, was die Bundesregierung gedenkt zu tun.
"Bundesregierung: "Konzeptlos im Umgang mit IS-Anhängern"
Zum 1. Absatz:
Das betrachte ich genauso. Es ist auch eine Unverfrorenheit, Extremisten zu beauftragen & unterstützen, um gegen unliebsame Regierungen zu terrorisieren & wenn es schief läuft, diejenigen mit ausländischer Staatsbürgerschaft nicht von ihrem Ursprungsland aufgenommen werden. Sicher sind eine Mehrzahl dieser Protagonisten eine Gefahr, doch das hätten sich deren Supervisoren früher überlegen müssen. So auch die Medien, die diese als Rebellen im Kampf um Freiheit & Gerechtigkeit & Menschenrechte etc. darstellten, was leider viel zu viele Bürger dann auch glaubten. Ohne Konsequenzen auch kein Umdenken in der Zustimmung an der Beteiligungen zukünftiger Krisen & Kriege, die nur mit Unterstützung von Faschisten wie Islamisten möglich sind.
Zum 2. Ansatz:
Ein eigener kurdischer Staat unter US-amerikanischer wie britischer Lenkung ist in keinster Weise zu befürworten. Daraus wird für die Region nichts positives erwachsen, auch für die Mehrzahl der Kurden nicht. Abgesehen von einer Marionetten-Elite, die sich die Konten auffüllen läßt & in Folge gegen kurdische Interessen handeln muß.
Nicht zuletzt könnten auch unangenehme Zusammenhänge und Erkenntnisse über den Grad der Unterstützung dieser ´Rebellen´ ans Tageslicht geraten...
Die Dinge sind ja schon lange zugänglich und werden auch von höchsten Stellen hin und wieder bestätigt. Da aber unsere Medien das nicht aufgreifen, bleibt es großen Teilen der Bevölkerung unbekannt. Das würde wahrscheinlich nicht anders sein, wenn die Terroristen hier wieder aufgenommen und rechtskräftig verurteilt werden.
In dem längeren Essay "Uyghurs, Political Islam & the BRI" hat Godfree Roberts für China und die Uiguren zusammengetragen, wie sich der Konflikt dort entwickelte und von wem unterstützt wurde. Zu Anfang lässt einen US-Botschafter zu Wort kommen.
"I recall, as probably most people don’t, that the Central Intelligence Agency, with assistance from some of China’s neighbors, put $30 million into the destabilization of Tibet and basically financed and trained the participants in the Khampa rebellion and ultimately sought to remove the Dalai Lama from Tibet–which they did. They escorted him out of Tibet to Dharamsala. There were similar efforts made with the Uyghurs during the Cold War that never really got off the ground. In both cases you had religion waved as a banner in support of a desire for independence or autonomy which, of course, is anathema to any state. US Ambassador Chas. H. Freeman."
"Ihre dämlichen Bemerkungen rund um Putin hätten Sie sich sparen können."
Das hätten Sie wohl gerne.