Spirale der Gewalt

Syrien Nach dem Scheitern der Waffenruhe ist die Lage angespannter als zuvor. Schlimmer noch: Die Gefahr der Eskalation zwischen den USA und Russland ist keineswegs gebannt
Ausgabe 38/2016
Trauriges Zeichen der gescheiterten Waffenruhe
Trauriges Zeichen der gescheiterten Waffenruhe

Foto: Omar Haj Kadour/AFP/Getty Images

Am 18. September wurde gemeldet, dass der Flugplatz von Deir al-Zor, der Metropole des gleichnamigen Verwaltungsbezirks im Südosten Syriens, von Flugzeugen der USA in der fälschlichen Annahme bombardiert wurde, dass er in der Hand der Terrormiliz IS sei. Es handelte sich um einen Stützpunkt der syrischen Armee. 60 Soldaten starben, mehr als 80 wurden zum Teil schwer verletzt. Syrien erklärte die Waffenruhe daraufhin für beendet.

Zwei Tage später wurde ein UN-Hilfskonvoi auf dem Weg nach Aleppo angegriffen. 18 Lastwagen wurden zerstört, 20 Menschen sterben. Russland und Syrien bestritten, etwas damit zu tun zu haben. Nach dem Angriff auf den Hilfskonvoi ließ Außenminister Frank-Walter Steinmeier seine übliche Zurückhaltung fahren und sprach von einer „terroristischen Tat“.

Die traurige Bilanz der Waffenruhe lautet: Sie hat zwar eine Woche gehalten, aber sie hat die Spirale der Gewalt nicht stoppen können. Auf der von Russland einberufenen Sondersitzung der UNO wegen des Angriffs auf Deir al-Zor sprach US-Botschafterin Power von einem bedauerlichen Versehen, geschuldet der komplexen Situation in Syrien. Dessen Regierung und Russland mochten an so ein Versehen nicht glauben und stuften das Bombardement als Provokation ein, die auf das Ende des Waffenstillstands ziele. Dessen von allen Konfliktparteien hervorgehobene Zweck war es gewesen, dass UN-Hilfskonvois die Zivilbevölkerung vor allem in Ostaleppo und Umgebung endlich wieder mit dringend benötigten Lebensmitteln und Medikamenten versorgen können.

Es ist richtig, dass die Lage in Syrien unüberschaubar ist. Aber ebenso richtig ist leider auch, dass bisher alle Versuche gescheitert sind, das Knäuel zu entwirren. Die vereinbarte militärische Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland war ein Hoffnungsschimmer. Leider sollte dieser Austausch erst zwei Tage nach dem Angriff auf Deir al-Zor beginnen. Aber hätten die Militärs der von den USA geführten Koalition nicht bis dahin warten können, ehe sie ein in der Vergangenheit umkämpftes Objekt zum Ziel von Angriffen machten?

Nun ist die Lage sogar noch angespannter als vor der Waffenruhe. Schlimmer noch: Die Gefahr der Eskalation zwischen den beiden Großmächten ist keineswegs gebannt.

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