Tunesien: Rached Ghannouchi wird zum Märtyrer eines politischen Islam in Nordafrika

Porträt Realo-Islamist: Präsident Kais Said lässt einen Mann verfolgen und in Haft setzen, der sich stets mehr als politischer denn religiöser Führer gesehen hat
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2023
Ein lavierender Ghannouchi wies Radikale stets darauf hin, dass eine Gesellschaft der Scharia nur als Fernziel gelten könne
Ein lavierender Ghannouchi wies Radikale stets darauf hin, dass eine Gesellschaft der Scharia nur als Fernziel gelten könne

Foto: Fethi Belaid/afp/Getty Images

Am 17. April nimmt eine Antiterror-Brigade in Tunis einen Mann fest, den der Journalist Mohamed Khalil Jelassi als „einen der weltweit größten Leader des politischen Islam“ bezeichnet: Rached Ghannouchi, Ex-Sprecher der Nationalversammlung, die Präsident Kais Said im Juli 2021 aufgelöst hat. Zugleich wurde der Hauptsitz der Partei Ennahda (Wiedergeburt) geschlossen, deren Exekutivkomitee Ghannouchi vorsteht. Er ist angeklagt, per Video einen Bürgerkrieg heraufbeschworen zu haben. Der sei nicht auszuschließen, hieß es da, sollte in Tunesien der politische Islam von der öffentlichen Bühne verdrängt werden. Da vor Ghannouchi bereits mehrere hohe Kader von Ennahda verhaftet wurden, könnte darin tatsächlich die Absicht von