Das sehende und das sichtbare Ich

Abhärtung In Eun Heekyungs Roman "Ein Geschenk des Vogels" glaubt die Protagonistin an nichts
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Jinhi ist eine Musterschülerin, überhaupt ein Musterkind. Während der sechziger Jahre wächst sie in der südkoreanischen Provinz bei ihrer Großmutter, dem Onkel und seiner Schwester, der lebenshungrigen Tante Yongok auf, denn Jinhis Mutter ist tot und der Vater verschwunden. Die zwölfjährige Ich-Erzählerin im jüngsten Roman der in Südkorea viel gerühmten Eun Heekyung schildert diverse Episoden aus Jinhis Alltag; es gibt zwar eine Rahmenhandlung, aber eine Entwicklung findet nicht statt. Die Zeit scheint stillzustehen, wenn Jinhi schließlich als erwachsene Frau sagt, die neunziger Jahre seien wie die sechziger.

Wer etwas über die gesellschaftliche, politische Situation dieser Zeit wissen möchte, erfährt davon nur