Fetzen der Wahrheit

Jahwebombe Zwei Romane des israelischen Dramatikers Joshua Sobol
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Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, heißt es bei Wittgenstein. War es Ingeborg Bachmann, die sagte, wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man singen?

Der 80-jährige Ich-Erzähler in Joshua Sobols Roman Schweigen hat sein Lebtag kein Wort gesprochen. Mag sein, es hat ihm am 1.9.1939, am Tag seiner Beschneidung in einem israelischen Dorf, die Sprache verschlagen. Jedenfalls ist eine der ersten Lektionen des Kindes: Sprechen, geschweige denn so etwas wie Einspruch, hilft nicht. Viel früher als andere Kinder lernt der Junge lesen und schreiben, aber er wird jahrzehntelang nichts Eigenes schreiben, sondern nur aufnehmen und abschreiben, kopieren. Man könnte die verschlungenen Erinnerungen an seine Familie und an die Nachbarn in seine