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Theaterkritik Kunterbunte Selbstverteidigungstruppe >>ROMA ARMEE<< trifft auf die Gorki-Regisseurin Yael Ronen.

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Vorhang auf für Gypsyland Europa. Wie in einer Fashionshow treten die Schauspieler*innen mit Elektrosound in knalligen Kostümen auf, laufen nach vorne an den Steg und präsentieren mit Hilfe des Mannes in Glitter ihre Persönlichkeiten. Da ist beispielsweise Mehmet, ein schwul-queerer Raucher und Lindy, ein Roma aus Schwede. Ein Romani-Traveller, der nicht immer offen zugibt, schwul zu sein. Er hat keine Lust sich jedes Mal rechtfertigen zu müssen. Dafür hasst er sich. Ein Stich ins Herz. Choreografisch untermalen die Schauspieler*innen ihre Aussagen und Statements, bis sie sich, beziehungsweise einen Teil ihrer Kleidung abgelegt haben und über ihre Erfahrungen als Ausgegrenzte der Gesellschaft sprechen. Negerlippe, Kanake oder Zigeuner werden sie diffamierend genannt. Was soll in diesem Stück thematisiert werden? – Nun kommen die Angehörigen der Schauspieler*innen zu Wort. Das Ensemble setzt sich an diesem Abend hauptsächlich aus Roma und Romani-Traveller zusammen. Gemeinsam mit den unterstützenden Kräften, Orit und Mehmet ergründen sie das Leben als Roma in unserer Gesellschaft und zeigen auf, wie versucht wird die Geschichte der Sinti und Roma, sowie die Menschen selbst auszulöschen. Beispielsweise erzählt Mihaela von der Zwangssterilisierung ihrer Cousine in einem rumänischen Dorf. Mit der Zwangssterilisierung wurde eine Überproduktion an Kindern verhindert und eine Maßnahme zur Ausrottung der Roma eingeleitet. Der Vorhang mit Gypsyland Europa wird heruntergerissen. Nun befinden wir uns in Großbritannien im Jahre 2003. Riah erzählt mit meditativen Trommelschlägen von einem Hassverbrechen durch die weiße Mehrheitsbevölkerung gegen die Roma an ihrem Kindheitsort. Ihre Erzählungen erinnern an eine mittelalterliche Hexenverbrennungsorgie. Die Roma wurden verbrannt. Keine Medien berichteten davon. Erst als ihre Mutter, eine britisch-privilegierte Romni, mehrere Medien anruft und von den Ereignissen erzählt, werden die Medien aufmerksam und stürmen das Dorf. Daraufhin verbarrikadiert die Polizei den Ort. Aber nicht, um die Bevölkerung vor den Medien zu schützen, sondern aus Angst vor der Rache der Roma. Als die Dorfbewohner von den ‚Verrat‘ an die Medien erfuhren, wurde Riahs Familie gebrandmarkt. ... Weiterlesen

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Geschrieben von

Sabine_Schmidt

Studierte Philosophie, Germanistik, Theaterwissenschaft. Als Journalistin und Theaterkritikerin tätig, u.a. für das Freigeist-MagZine.

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