Muezzine als Zielscheibe

Anti-Islam-Spiel Die FPÖ macht mit einem Anti-Muslim-Spiel im Netz auf sich aufmerksam. Das Verbot des Spiels und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dürften dabei einkalkuliert sein

Von der großen Muslim-Angst wollen in diesen Tagen viele profitieren. Ein besonders absurdes Beispiel, wie man im Netz versucht, über Ressentiments Zustimmung für die eigene Sache zu organisieren, gibt dieser Tage der FPÖ-Landesverband Steiermark. Die Ex-Haider-Partei hatte auf ihre Webseite das Online-Spiel Moschee Baba (was so viel heißt wie: Tschüss Moschee) eingestellt.

Das Ziel des Spiels ist simpel: Es geht darum, in der schönen Alpenlandschaft die immer häufiger auftauchenden Moscheen, Minaretten und Muezzine zu verhindern. Die Minaretttürme schießen nur so aus dem Boden, Muezzine darauf schreien laut „Allah“. Vor lauter Allah-Rufen ist die Heimatmusik, die im Hintergrund permanent läuft, gar nicht mehr zu hören. Und die einheimischen Häuser verschwinden zwischen den sich immer schneller vermehrenden Moscheen und Minaretten. Mit dem Cursor als Stoppschild versucht der Spieler, die Minarette und Moscheen zu verhindern und so Punkte zu sammeln. Verliert man das Spiel, erscheint die Aussage: "Die Steiermark ist voller Minarette und Moscheen! Damit das nicht geschieht, am 26. September Dr. Gerhard Kurzmann und die FPÖ wählen!"

Danach noch eine Umfrage

Teil des Spiels ist auch die darauffolgende Umfrage, in der man – durch das Spiel richtig aufgewärmt – zum Verbot von Minaretten, Moscheen, Burkas und Kopftüchern befragt wird. Zudem wird noch gefragt, ob Muslime in Österreich eine Erklärung unterschreiben sollen, in welcher sie die österreichische Rechtsordnung als über dem Koran stehend akzeptieren.

Die FPÖ Steiermark musste nach der heftigen öffentlichen Empörung aus allen Parteien und der Bevölkerung das Spiel wieder von ihrer Website nehmen. Und nun kann man sich natürlich hervorragend als tapfere Vorhut im Kampf gegen den vermeintlich linksgerichteten Mainstream stilisieren. Zu sehen ist noch das Anfangsbild des Spiels mit dem Kommentar: "Aufgrund der politischen Einflussnahme unserer Gegner wurde dieses Spiel durch die österreichische Justiz verboten! Jetzt entscheiden Sie am 26. September." Im Netz hat das Spiel aber sowieso schon ein unsägliches Eigenleben entwickelt und ist bereits wieder auf rechtsextremen Seiten aufgetaucht, obwohl die Staatsanwaltschaft in Graz wegen Verdachts der Volksverhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren ermittelt. Verbot und Ermittlungen dürften aber durchaus einkalkuliert sein – erhöhen sie doch die mediale Aufmerksamkeit für die FPÖ-Kampagne.

Einen Vorläufer für Moschee Baba gab es auch schon. Im Vorfeld zur Anti-Minarett-Abstimmung in der Schweiz wurde damals ein sehr ähnliches Spiel unter dem Namen Minarett Attack ins Netz gestellt. Der Ausgang der Abstimmung ist bekannt.

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Geschrieben von

Sarah Weber

praktikantin beim freitag

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