Dem Feigling nach!

Kino Nadav Lapid lässt im Berlinale-Gewinner „Synonymes“ einen jungen Israeli in Paris nach sich selbst suchen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2019

Heb nicht den Kopf!“ Diesen Befehl gibt sich Yoav immer wieder. Bei jedem seiner Gänge durch die Straßen von Paris murmelt er den Satz, wenn er nicht gerade halblaut Synonyme auf Französisch herunterrasselt. „Heb nicht den Kopf!“, das ist das Mantra des jungen Israeli, der auf radikale Weise mit seiner Heimat gebrochen hat. Yoav will nicht mehr der sein, zu dem ihn Israel und sein Militär gemacht haben. Er will ein anderer werden, ein Franzose wie der wohlhabende und weltgewandte Emile. Also darf er sich nicht von den allgegenwärtigen Sehenswürdigkeiten ablenken lassen, sonst wäre er nur ein weiterer Tourist.

Das ist es zumindest, was sich Yoav selbst einredet. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Er will sich eben nicht eingestehen, dass