Blütenlese Homophobie - 3 -

Der Wahnsinn hockt auf der Terrasse, auf dass er sich ein Opfer fasse und stürzt alsbald mit großem Eifer auf den homophoben Geifer(er) - sehr frei nach Christian Morgen- stern -

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Ihre Freitag-Redaktion

  • Moskau rekordverdächtig: Das diesjährige erneute Verbot der CSD-Parade in Moskau, es jährt sich 2015 zum 10. Mal, könnte ein Weltrekord in Sachen Homophobie werden. Ein Grund zum Feiern? Wohl nicht wirklich, allerdings beweist der CSD-Initiator Nikolai Aleksejew inzwischen, dass ihm der Humor trotz der erneuten Verletzung der *Menschenrechte in Russland noch nicht vergangen ist. Er hat jetzt beim Guin- ness-Buch der Rekorde beantragt das diesjährige Verbot des Moskauer CSD (weil 10-mal in Folge) als neuen Rekord aufzunehmen :-)

(*der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte die Moskauer CSD-Verbote der Jahre 2006, 2007 und 2008 als Verstoß gegen die UN-Menschenrechtskon- vention (die Russland unterzeichnet hat) verurteilt und dem Kläger Nikolai Aleksejew sowohl Schmerzensgeld, als auch die Erstattung der Verfahrenskosten durch die russischen Behörden zugesprochen, die diese auch zahlten),

  • Russische und us-amerikanische Homophobe in Dummheit vereint:„Je mehr Homosexuelle heiraten dürfen, desto mehr Kinder werden abgetrieben.“ Diese bizarre These vertreten allen Ernstes mehrere christlich-fundamentalistische sog. „Forscher“ aus dem berüchtigten „US-Bibelgürtel“, die dort an diversen „christlichen Universitäten“ lehren. Die Begründung ist nicht weniger bizarr: „(…) Je mehr homosexuelle Men- schen heiraten (dürfen), desto weniger heterosexuelle Menschen werden heiraten, dadurch gibt es mehr unver- heiratete Frauen und die wiederum treiben häufiger ab …“

Kurze Frage am Rande: Warum sollten heterosexuelle Menschen weniger häufig heiraten, wenn homosexuelle Menschen auch heiraten? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Verstehe ich nicht. Trotzdem wünsche ich allen Homophoben gute Besserung! S.R.

  • Selbsternannte Linke, als „heimliche Spießer“ und „verkappte Rechte“? Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen, liest man sich Kommentare zur Eheöffnung in Irland durch, die beim ‚Freitag’ in jüngster Zeit gepostet wurden. Eine Blüten- lese bizarrer Kommentare (gekürzt und ohne Angabe des Avatars, die jeweiligen Verfasser werden sich wohl trotzdem wiedererkennen), viel Spaß den LeserInnen:

Statt Engagement und Kampf gegen solche bürgerlichen Zwangsinstitutionen nur das [H]hecheln, endlich auch von diesen vereinnahmt zu werden und [von] den Belohnungen dafür (Steuerrecht etc.) profitieren zu können“

S.R. meint:

Genau, homosexuelle Menschen haben zu warten, bis „der Hauptwiderspruch abgeschafft ist“. Erst einmal kommen alle anderen, dann sehr, sehr lange nichts und wenn schließlich alle Ungerechtigkeiten, Unterdrückungs- mechanismen und „Zwangsinstitutionen“ der Welt abgeschafft wurden, dann könnten wir evtl. mal darüber nachdenken auch Eure „unbedeutende Minderheit“ aus der Diskriminierung und Ausgrenzung durch die heterosexuelle Mehrheit zu befreien. Wir sprechen uns im Jahre 2250 wieder - ich hoffe doch, wir alle treffen uns dann hier erneut zur Diskussion?

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„(…) Da kämpfen all die homosexuellen Aktivisten nicht wirklich dafür, die Regeln der bürgerlichen Gesellschaft aufzubrechen und zu verändern, sondern nur dafür, dass sie endlich auch für sie selbst gelten …“

S.R. meint:

Na so eine Überraschung! Nun stellt sich also auch noch heraus, dass nicht nur nicht alle Heterosexuellen dafür kämpfen „die Regeln der bürgerlichen Gesellschaft aufzubrechen“, sondern auch nicht alle Homosexuellen.

Doch wir selbsternannten „Linken“ unterstützen Euch Schwule und Lesben nämlich nur, wenn ihr zuvor be- wiesen habt, dass Ihr die „intellektuelle, revolutionäre Elite der Gesellschaft“ seid und nicht etwa nur einen Quer- schnitt durch die Gesamt-Bevölkerung darstellt, so wie es sich bei den Heterosexuellen ebenfalls verhält und was auch von niemandem, der noch alle Sinne beisammen hat, jemals bezweifelt werden würde.

Merke: „Sexuelle Identität/Orientierung sagt weder bei heterosexuellen Menschen, noch bei homosexuellen Menschen irgend etwas über deren politische Überzeugung aus, wie auch? Es ist ja keine Ideologie, keine Entscheidung so zu sein und noch nicht einmal eine politische Sozialisation ist damit zwangsläufig verbunden. Meist ist man als Schwuler oder Lesbe zunächst einfach nur damit beschäftigt in einer feindlichen und potenziell homophob-gewalttätigen Umgebung einigermaßen zu überleben, ohne gemobt oder zusammengeschlagen zu werden. Wenn dann schließlich irgendwann das Coming Out gewagt wurde, fangen die Probleme oft erst so richtig an. Und von diesen Menschen erwartet Ihr, Zitat: „(…) die Regeln der bürgerlichen Gesellschaft aufzubrechen und zu verändern …“ Ja, seid Ihr eigentlich noch ganz bei Trost, Ihr revolutionär daher schwafelnden Heteros?

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„(…) Und 'gegen Russland' und den aktuell unliebsamen Papst laesst sich das Thema auch noch verwenden …“

S.R. meint:

Was für eine „unheilige Allianz“ da beschworen wird! Der Eine entrechtet, diskriminiert und grenzt die homosexu- ellen Bürger seines Landes aus, weil er sich damit die Unterstützung durch die reaktionäre russisch-orthodoxe Kirche (der er selbst übrigens erst seit den 1990er Jahren angehört) und der reaktionären erzkonservativen rus- sischen Spießer erkauft.

Der Andere sieht seine Macht schwinden weil immer mehr Länder, die er unter seiner Knute wähnte, ungehorsam handeln und sich einen Dreck um die Vorgaben aus dem Vatikan kümmern.

Was für ein ekelhaftes, die Menschen unterdrückendes, Paar. Pfui Teufel. Und für die wird in einem ‚Freitag’ Kom- mentar um Mitleid geworben? Ich glaub’s nicht …

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„(…) Wir reden hier über 0,6% ( in Deutschland). Die sollen ihre Rechte haben …“

S.R. meint:

Wie gnädig, danke :-)

Ein User, der alle paar Jahre mal ein Kommentärchen postet (sobald das Stichwort: Homosexualität beim ‚Freitag’ auftaucht) und ansonsten durch Abwesenheit glänzt, lebt ja noch, Gott sei dank!

Und ihm fallen auch sofort wieder seine uralten, längst widerlegten und trotzdem immer wiederholten, Behaup- tungen ein:

Ironie-Anfang:

„Homosexuelle, das sind sooo wenige, dass man sich überhaupt nicht darüber unterhalten muss, was für Rechte die nun haben oder nicht. Eigentlich sind es nur 0,001 %, also im Grunde gar keine. Soll heißen: „Es gibt keine homosexuellen Menschen. Und wenn ich das nur lange genug wiederhole, dann legt sich auch meine panische Angst davor, dass vielleicht - von mir unerkannt - jeder 5. oder 6. Mensch in meinem direkten und weiteren Umfeld homosexuell sein könnte und mir vielleicht heimlich nach meinem Luxuskörper trachtet“ :-)))

Ironie-Ende

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„(…) Und ich brauche niemanden, der sich für meine Rechte und Interessen einsetzt und erwarte das von niemandem …“

Ironie-Anfang:

"(…) denn ich gehöre zur heterosexuellen Mehrheit, kann daher auf etwa 85 - 90 % ebenfalls heterosexuelle Men- schen zählen, wenn es darum geht meine Interessen (Privilegien, die ich gegenüber homosexuellen Menschen besitze) zu vertreten. Ich brauche daher niemanden der sich für meine Rechte und Interessen einsetzt, denn wir als heterosexuelle Mehrheit werden bei jeder Abstimmung schon durch die bloße Masse gewinnen"

Ironie-Ende

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„(…) Ich kämpfe nicht für Frauen, auch nicht gegen sie. Sollen die mal schön selber machen …“

Ironie-Anfang:

„(…) denn ich bin ein heterosexueller Mann, also was geht mich der „Weiberkram“ an, sollen die „Emanzen“ doch sehen wie sie klar kommen. Für mich ist alles so wie ich es als Hetero-Mann gern habe: Höheres Gehalt bei gleicher Arbeit, Kinderbetreuung wird auf die Frau abgewälzt, während ich in der Welt herumkomme und außerdem kann ich im Stehen pin_eln, ätsch"

Ironie-Ende

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„(…) Solange für die sog. NGO-Marionetten die Durch-führung einer Gay-Pride-Parade wichtiger ist als ein gesellschaftlicher Dialog, eine gemeinsame Bewegung der Stärkung von Rechten für alle Menschen, hetero- wie homosexuellen Männern & Frauen, solange sorgen die gewünschten Konflikte dahingehend, dass eine Solidarität nicht entsteht …“

S.R. meint:

Ironie-Anfang:

„(…) Solange CSD-Paraden & nicht der aufopferungsvolle Schulterschluss mit den geknechteten & heterosexuellen Massen & von Homosexuellen ihrer Rechte beraubten Heterosexuellen & den unterdrückten orthodoxen Christen in Russland erfolgt & bevor das nicht öffentlich von den NGO-Marionetten beeidet wird & mit Blut unterschrieben wird, solange leugne ich jede Unterdrückung homosexueller Menschen in der Russischen Föderation & anderswo auf der Welt, so wahr ich nicht @Alp_tta heiße & oder, da gesperrt, in einem fremden Avatar schreibe, das schwöre ich“

Ironie-Ende

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„(…) Heiraten Sie doch, wählen die CSU oder AFD oder wandern nach USA aus & werden dort hoffentlich glücklich & nerven hier nicht mehr rum.. „

S.R. meint:

Ironie-Anfang:

„(…) Geh doch rüber & hör auf ständig am größten & klügsten Präsienten der Welt, meinem geliebten & hochverehrten Wl_dimir I. herumzumäkeln & störe nicht länger meine hochintelligenten & sorgfältig von RT abgeschriebenen Statements & vor allem rede nur noch wenn ich Dich ausdrücklich dazu auffordere. From Russia with love & hate. Ludmilla, always on your mind ...”

Ironie-Ende

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Vol. 1, 2, 4, 5:

Blütenlese Homophobie - 1 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/untergang-die-zeichen-sind-unuebersehbar

Blütenlese Homophobie - 2 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-2

Blütenlese Homophobie - 4 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-4

Blütenlese Homophobie - 5 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-5

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Saul Rednow

Meine Themen: Rechtsextremismus - Rassismus - Homophobie - Politik - Musik u.a.

Saul Rednow

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