Guten Tag, was halten Sie von PEGIDA?

Fiktives Gespräch mit einem besorgten Bürger in Dresden

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Ihre Freitag-Redaktion

Hallo, darf ich Ihnen einige Fragen stellen?

  • Lügenbresse! - Lügenbresse! …
  • * Sie halten mich für einen Journalisten? Das bin ich aber nicht, ich bin Privatmann und schreibe nur gelegentlich Blogs im Internet.
  • Na sehen Sie, Sie schreiben Blocks, wo ist da der Unterschied?
  • * Der Unterschied ist, dass Journalisten für Geld schreiben, dass sie von diesem Geld ihren Lebensunterhalt bestreiten und dass ich dagegen weder schreiben muss, um Geld zu verdienen, noch bei einer Zeitung oder einem Sender angestellt bin.
  • Aha. Was ich von PEGIDA halte, wollen Sie wissen? Ich finde die gut und bin auch fast jeden Montag dabei, wenn die besorgten Dresdner Bürger ihren Abendspaziergang machen.
  • * Und was genau finden Sie gut an PEGIDA?
  • Sehen Sie denn kein Fernsehen? Das ist doch klar, wir wehren uns gegen Überfremdung und Durchrassung Deutschlands, gegen die Invasion der Mohammedaner und dagegen, dass Deutschland untergeht.
  • * Ich sehe fern und habe eher den Eindruck, dass bei PEGIDA Rechtsextreme als Brandstifter und Hetzer auftreten, um einen Staatsstreich vorzubereiten.
  • Lügenbresse! - Lügenbresse! …
  • * Stopp! Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich kein Journalist bin.
  • Wie heißen Sie eigentlich?
  • * Saul Rednow und Sie?
  • Was ist denn das für ein Name, sind Sie überhaupt Deutscher? Ich heiße Stanislav Mulinsky.
  • * Mein Vorname stammt aus der Bibel und mein Nachname lässt auf ausländische Vorfahren schließen, wie das auch bei Ihnen Vor- und Zuname ebenfalls vermuten lassen. Meine Familie lebt aber schon seit vielen Generationen in Deutschland und wie ist das bei Ihnen?
  • Ich dachte Sie wären Jude, meine Eltern kamen einst aus Polen nach Deutschland aber was spielt das für eine Rolle?
  • * Eben! Doch lassen Sie uns wieder über PEGIDA sprechen, welche Erfahrungen haben Sie, als Nachfahre polnischer Einwanderer mit Ausländern gemacht, dass Sie sich so bedroht fühlen?
  • Das sieht doch jeder, wo man geht und steht trifft man diese XXX, die breiten sich hier immer mehr aus und nehmen uns anständigen Deutschen alles weg.
  • * Das ist mir zu allgemein, ich fragte was SIE für Erfahrungen mit Ausländern gemacht haben.
  • Wieso? Ich mache einen großen Bogen um dieses XXX, ich will mit denen nichts zu tun haben.
  • * Wenn Sie gar keine Ausländer kennen und kennen wollen, wie können Sie dann über sie urteilen?
  • Lügenbresse! - Lügenbresse! …
  • * Also bitte! Das war doch eine berechtigte Frage von mir, finden Sie nicht?
  • Man muss sich doch nicht mit diesen XXX an einen Tisch setzen, um zu wissen, dass die alle kriminell sind, es nur auf unsere Sozialleistungen abgesehen haben und unsere Töchter vergewaltigen wollen.
  • * Und das wissen Sie woher?
  • Sind Sie blind? Das weiß doch jeder, der nicht zu diesem grün-links versifften Gesocks gehört und der Merkel applaudiert.
  • * Ich habe immer noch nicht verstanden, woher Sie Ihre Informationen haben.
  • Warum hören Sie nicht zu, wenn Lutz und die anderen Redner uns jeden Montag hier erklären, warum wir demonstrieren müssen, bevor es zu spät ist?
  • * Mach ich doch. Was ich da höre sind Vorurteile, rechte Hetze, Beleidigungen und frei erfundene Behauptungen, die keiner Überprüfung standhalten.
  • Sie sind blind und werden noch sehen, was Sie davon haben.
  • * Naja, find ich nicht. Sie sagten da vorhin, dass Sie Angst vor Kriminalität hätten. Wie können Sie dann einem Mann applaudieren, der mehrfach vorbestraft ist, weil er überführt wurde 16 Einbruchdiebstähle begangen zu haben, mit Drogen handelte, sein Kind hungern ließ, weil er keinen Unterhalt zahlte, Menschen verletzte (Verurteilung wegen Körperverletzung) und dann noch zu feige war, für seine Taten einzustehen und sich ins Ausland absetzte?
  • Jeder hat eine zweite Chance verdient.
  • * Um eine zweite Chance geht es bei einem Wiederholungstäter, der nicht 1 oder 2 Einbruchdiebstähle begangen hat, sondern 16 wohl eher nicht, oder?
  • Nun schießen Sie sich doch nicht so auf Lutz Bachmann ein, es gibt ja noch viele andere, die alle unserer Meinung sind.
  • * Lutz Bachmann ist Mitbegründer der PEGIDA, er tritt weiterhin regelmäßig als Redner bei der Schlussveranstaltung auf und er befindet sich nur gegen Bewährung auf freiem Fuß. Im übrigen finde ich die anderen Redner auch nicht besser, die machen auf mich fast alle den Eindruck von Nazis.
  • Ich lasse mich von einem hergelaufenen Saul nicht in die rechte Ecke stellen!
  • * Haben Sie sich da nicht selbst hingestellt?
  • Mir reicht es, verpiss dich endlich!
  • * Ich gehe gleich, eine Frage noch: Meinen Sie der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke hatte recht, als er sagte „der Angst-Raum für blonde Frauen würde immer größer“?
  • Ja klar, man hört doch immer wieder, dass die Mohammedaner ganz scharf auf blonde Frauen sind und „sie mit ihren minderwertigen Genen überschwemmen wollen“
  • * Also das hört sich für mich nach Akif Pirinçci an, der spricht auch davon, ‚dass Migranten und Flüchtlinge ihren „Moslemsaft“ in deutsche Frauen spr_zen wollen’
  • Wie soll der Mann heißen?
  • * Akif Pirinçci, der hat am Montag vor einer Woche auf der PEGIDA-Abschlussveranstaltung gesprochen und von KZs geredet, ging doch durch alle Medien.
  • Woher kommt der denn eigentlich frage ich mich, bei dem Namen, aber recht hat er.
  • * Er ist der Sohn türkischer sog. „Gastarbeiter“. Er ist Schriftsteller, der sich in letzter Zeit bei den Nazis anbiedert und gegen Ausländer, Homosexuelle und Linke hetzt.
  • Der soll wieder dahingehen, wo seine Eltern hergekommen sind, aber recht hat er, wenn er es diesen Homos und Linken zeigt, diesen Perversen und Nestbeschmutzern, diesen XXX
  • * Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung (er wurde bereits einmal wegen Beleidigung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt), er ist steinreich und lebt in einer Villa in Bonn.
  • Auch noch Wessi, weg mit dem Ges_del!
  • * Eben haben Sie doch noch gesagt er hätte recht?
  • Na und? Ausländer raus! Ausländer raus!
  • * Danke für das Gespräch.

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich um ein fiktives Gespräch, das jedoch einige reale Antworten und Äußerungen aus dem Dresdener Umfeld von PEGIDA beinhaltet.

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/1933-2015-das-vierte-reich

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/wofuer-er-besonders-schwaermt

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Saul Rednow

Meine Themen: Rechtsextremismus - Rassismus - Homophobie - Politik - Musik u.a.

Saul Rednow

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