Untergang: Die Zeichen sind unübersehbar

Homophobie - darüber lacht die Welt, eine kleine Blütenlese des homophoben Wahnsinns

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Der Wahnsinn hockt auf der Terrasse, auf dass er sich ein Opfer fasse und stürzt alsbald mit großem Eifer auf den homophoben Geifer(er)... (- sehr frei nach Christian Morgenstern -)

  • „Homosexuelle Abscheulichkeit“ Der russische Geistliche Alexander Schumski erklärte kürzlich öffentlich, die derzeit stattfindende Fußball-WM sei eine „Verschwörung gegen das Christentum“ und Kicker, die - wie jüngst geschehen - unterschiedlich-farbene Fußballschuhe tragen, würden „durch die bunten Schuhe den schwulen *Regenbogen propagieren. Deshalb sei er froh, dass die russischen Spieler ausgeschieden sind und dank der Gnade Gottes nicht mehr an dieser homosexuellen Abscheulichkeit teilnehmen.“

(*Anmerkung: Das russische Gesetz gegen sog. „homosexuelle Propaganda“ von 2013 verbietet u.a. das öffentliche Zeigen der Regenbogenflagge)

  • „Von Propaganda umzingelt“ Der russische Parlamentarier Roman Iwanowitsch Hudjakow hat ganz genau hingesehen (vermutlich unter Zuhilfenahme einer Lupe, denn die Abbildung ist "mikroskopisch" klein) und dabei ungeheuerliches entdeckt: Auf dem 100 Rubel Geldschein befindet sich „homosexuelle Propaganda“. Zipfel des Anstoßes ist die Abbildung des nackten Apollo und der Abgeordnete hat gegenüber ‚Iswestia’ dafür plädiert, dass die Darstellung nur noch über 18-Jährigen zugänglich gemacht werden solle, da sie eine Gefahr für Kinder darstellt. Hudjakow hat bereits im Parlament eine diesbezügliche Anfrage eingebracht, in der er fragt ob der Geldschein gegen das „Anti-Homosexuellen-Propaganda Gesetz“ verstößt.
  • „Der Weltuntergang ist nahe, wenn homosexuelle Menschen nicht mehr diskriminiert werden“ Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill sieht die rechtliche Gleichstellung homosexueller Menschen (die derzeit in den USA und Europa einige Fortschritte macht) als drohendes Anzeichen der nun offenbar unmittelbar bevorstehenden Apokalypse. „Lange steht die Welt nicht mehr“, so Kyrill. Öffentlich sprach er in diesem Zusammenhang von „Sünde“ und „dem Weg der eigenen Vernichtung“. Schon klar, nicht zölibatär lebende Priester tragen „Mit-Schuld“ am Geburtenrückgang, sondern der Abbau von Diskriminerungen gegenüber homosexuellen Menschen - was für eine messerscharfe Logik!
  • „Der Fisch stinkt vom Kopf“ Russlands Präsident Wladimir Putin gibt den Kurs vor, dem reaktionäre, rückwärts gerichtete, Kräfte nur allzu gern folgen (wie jüngst erst wieder bei einer homophoben Demonstration in Stuttgart). Putin: „Russland muss sich von der Homosexualität reinigen“ +++ „der Westen verfolgt eine Politik, die kinderreiche Familien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften auf eine Stufe stellt. Dieser Weg führt direkt zur Erniedrigung und in eine Moralkrise“ +++ "Europa stirbt aus, da Homo-Ehen keine Kinder hervorbringen " Welch kluge Erkenntnis, denn zweifellos wird es so sein, kaum werden homosexuelle Menschen nicht mehr ganz so stark diskriminiert und schon bekommen heterosexuelle Paare keine Kinder mehr, der Zusammenhang ist doch wohl einleuchtend, oder etwa nicht? Und da die Welt bekanntlich schon jetzt an gefährlicher Unterbevölkerung leidet, kann man das bevorstehende Ende der Menschheit förmlich fühlen.
  • „Homosexuelle Welt-Verschwörung gegen Heterosexuelle“ Vitali Milonow, Autor des lokalen sog. "Anti-Homosexuellen-Propaganda-Gesetzes“ in St. Petersburg, das Vorbild für das von Putin anschließend unterschriebene landesweite Gesetz war, über Pädokriminalität: „Es stimmt zwar, dass ‚auch’ [sic] Heterosexuelle sich an Kindern vergehen, aber (das ist natürlich etwas ganz anderes, als dieselbe Straftat, begangen von einem Homosexuellen, denn) dabei handelt es sich eben trotzdem um eine ‚normale Beziehung’ [sic] aus Mann und Frau." Für diese ungeheuerliche Äußerung konnte Milonow bereits auf ein Vorbild zurückgreifen, so hatte doch Präsident Putin über seinen Duz-Freund, den inzwischen rechtskräftig verurteilten Straftäter Silvio Berlusconi, folgendes zum Besten gegeben: „Berlusconi wird [gerichtlich] verfolgt dafür, dass er mit Frauen zusammenlebt“ [Anmerkung: Es ging um ein minderjähriges Mädchen, ‚Ruby’, nicht um „Frauen“, wie Putin unrichtig behauptete] und Putin weiter: „Wäre er ein Homosexueller, hätte niemand je einen Finger gerührt." Nun, das ist auch für mich ganz eindeutig Ausdruck der homosexuellen Weltverschwörung, da wird gegen einen ehrenwerten Heterosexuellen strafrechtlich ermittelt, weil er ein weibliches Kind sexuell missbraucht haben soll (der Prozess findet übrigens voraussichtlich in der kommenden Woche in Italien statt, die Staatsanwaltschaft fordert 7 Jahre Gefängnis), während eine ähnliche Straftat „bei einem Homosexuellen überhaupt nicht verfolgt würde, niemand hätte einen Finger gerührt“, so Putin.

Ach übrigens, wussten Sie schon?

90 % der Stuttgarter Frauen „äckeln“ sich vor Sexualität - oder so ähnlich. Und während nur eine Minderheit der nicht homophoben, heterosexuellen Männer durch Gay-Pornos sexuell erregt wird, ist das interessanter Weise bei einer deutlichen Mehrheit der homophoben, heterosexuellen Männer der Fall.

Sexuelle Erregung (Tumeszenz) beim Ansehen von sexuellen Akten zwischen Männern wurde bei 54 % der homophoben, heterosexuellen Männer nachgewiesen, aber nur bei 24 % der nicht homophoben heterosexuellen Männer.

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Mit dem Weltuntergang, ausgelöst durch die Homoehe, wird um 13:20 Uhr gerechnet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Homophobie

Nachtrag September 2014:

Russlands Weg zurück ins Mittelalter?

Die unfreiwillig komischen, weil offenbar von absoluter Unkenntnis gekennzeichneten, Aussagen des Krim-Ministerpräsident Sergei Aksjonow während einer Kabinettssitzung (Aksjonow ist Putins „Statthalter“ auf der von Russland völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim) über homosexuelle Menschen (also lesbische Frauen und schwule Männer):

- „Schwule und Lesben haben auf der Krim keine Chance“

Frage: Herr Aksjonow, was meinen Sie mit „keine Chance“? Keine Chance zu leben, zu arbeiten, ihre Steuern zu zahlen, sich gesellschaftspolitisch und kulturell zu engagieren? Und wenn lesbische Frauen und schwule Männer auf der Krim nicht mehr atmen und leben dürfen, was wollen Sie mit Ihnen machen? Sie deportieren, vielleicht in sibirische Straflager?

- "Auf der Krim brauchen wir solche Leute nicht"

Antwort: Homosexuelle Menschen gibt es überall auf der Welt bereits seit Anbeginn der Menschheit und es wird sie noch geben, wenn sich längst niemand mehr an den Namen Sergei Aksjonow erinnert. Insofern ist diese Aussage nicht nur völlig illusorisch, sondern auch unglaublich dumm.

- Aksjonow über CSD-Paraden: "Unsere Polizei und Selbstverteidigungsstreitkräfte werden sofort handeln und binnen drei Minuten diesen Leuten erklären, welche sexuelle Orientierung sie bevorzugen sollten"

Frage: Was meinen Sie mit „bevorzugen“? Wie rudimentär, um nicht zu sagen mangelhaft, sind Ihre Kenntnisse denn über die sexuelle Identität und deren Unveränderbarkeit (es handelt sich bekanntlich nicht um eine „Wahl oder Bevorzugung“)?

(- die Äußerungen Aksjonows lassen sich nachzulesen u.a. bei den russischen Nachrichtenagenturen Interfax und Itar-Tass -)

Abschließende Frage: Ach übrigens Herr Aksjonow, ist es nur ein Gerücht oder wollen Sie tatsächlich demnächst Schulen auf der Krim vorschreiben nicht mehr von der Erde, als einem Planeten in Kugelform zu sprechen, sondern die „gesunde Sichtweise“ der Erde als eine wunderschöne Scheibe wieder einführen? :-)

Vol. 2 - 5

Blütenlese Homophobie - 2 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-2

Blütenlese Homophobie - 3 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-3

Blütenlese Homophobie - 4 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-4

Blütenlese Homophobie - 5 -

https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bluetenlese-homophobie-5

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Saul Rednow

Meine Themen: Rechtsextremismus - Rassismus - Homophobie - Politik - Musik u.a.

Saul Rednow

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