Es ist ein Witz, den sich „DIEZEIT“ da leistet. Sie will der Lyrik – ja ganz speziell der politischen Lyrik – einen Platz geben. Und schreibt RESERVIERT drauf. Die Idee nämlich ist festgezurrt. Ausgewählte Poeten (vor allem solche, denen man Politikferne bescheinigt) sollen auf Politiker losgehen, um aus denen lyrische Funken zu schlagen („DIEZEIT“, 10. März 2011). Da drängt sich doch auf, was sofort zubeißt: Gibt es nichts Besseres? Ja könne es Poeten oder Politik denn nützen, wenn man sich an denen versuche, die – weiß Gott – nur unbeliebt sind (Ausnahme: K.T.J). Gewiss: für Satiren mag das ausreichen – doch was macht der Überbau?
So etwas richtig Tolles darf man nicht erwarten, schon gar nicht aus der Ecke der ZEIT, die konservativ nagelt, wo immer der Hammer hängt. Und schon gar nicht von den Protagonisten, die sich auf diesen Job einlassen. Da stellt sich doch DOPPELT die Frage, ob das politische Gedicht in Deutschland tatsächlich tot ist – wie im Vorspann von „Macht, Gedichte“ behauptet wird. Oder ob es bei den Autoren Bibi Tegzess und Bernd Ulrich nur eben Wahrnehmungslücken gibt. Haben sie nicht gegoogelt? Haben sie nicht gefacebookt? Offenbar nicht. Denn sie wollen uns das, was Monika Rinck, Marion Poschmann und Jan Wagner auf gegenüberliegendem Papier in Elefantenschrift absondern, für endlich gefunden, neu und interessant verkaufen. Doch wie blödsinnig ist das denn? Da sollen Lyrikerinnen die Streitkräfte übernehmen, da soll Angela mal nicht worthülsen, sondern eindruckvoll landen. Da holt sich einer den Girsch herunter.Tut mir leid, bei dieser Notlage hilft auch die nett gemeinte Einführung von Nordwestradio nicht (213.71.18.104/nordwestradio/sendungen/nordwestradio_journal/audio54370-popup.html).
Dr. Ulrich Scharfenorth, Ratingen
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