Mal die Halbbilder ergänzen

Halbe Wahrheiten = Lügen ... die Formel verrät, dass viele Ereignisse/Fakten, die durch die Medien bewegt werden, infolge fahrlässiger od. bewusst betriebener Auslassung in die Irre führen

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Im BackCover zu "Zukunft ...oder keine" heißt es nicht von ungefähr: Sie wollen sicher Klartext hören, sehen oder selbst verbreiten. Ganz gleich, ob es um Migranten oder um Themen wie Zukunft geht. Und Sie wollen keineswegs in eine Schublade und schon gar nicht abwegigen Gruppierungen, Parteien oder Verschwörungen zugeordnet werden, wenn Sie Meinungen vertreten, die dem Mainstream zuwiderlaufen.

Ich kann Sie verstehen und ich habe deshalb aufgeschrieben, was ich für wahr halte, was allerdings anstoßen, Tabus brechen und Schnellschießer gegen mich aufbringen wird. Ich habe das Wahrscheinliche aufgespürt, Halbbilder zerstört und dabei ausgesprochen, was in keiner Zeitung steht, in keiner Talkshow vertalkt und auf den Altären unserer Gesellschaft ausgespart wird. Wer mich nach rechts oder ins extreme Gegenteil rücken möchte, dem drohe ich mit Standfestigkeit. Ich denke und schreibe, was ich weiß und empfinde – ganz gleich in welches Raster das passt oder nicht passt.

Flüchtlinge sind bei mir bunt, willkommen und erdrückend, dabei ungewohnt gut und schlecht. Selbstfahrende Autos und smart homes nur schlecht, weil vorgeburtlich ans Licht gezerrt. Bücher und Musik hingegen sind etwas, was ich stets suche und nie ausreichend finde, Charlie Hebdo nichts, was ich selbst sein möchte, die Ex-DDR ein vergiftetes Etwas, das nachwirkt, Fußball, der einfache Irrsinn, der schon mal Spaß macht, Whistleblower Freunde, vor denen ich den Hut ziehe, Gott etwas, das allem innewohnt und keiner Kirche bedarf und DIE LINKE gleichsam wichtig wie chancenlos.

Wer das hier für Werbung hält, ist auf dem Holzweg. Es geht um ein Nachtragen von Fakten, um die Vervollständigung von Bildern, die sich in den Köpfen bereits festgesetzt haben und deshalb dringend aufgefüllt/zurecht gerückt werden müssen.

Nehmen Sie den neuen Bildband "Graustufen - Leben in der DDR in Fotografien" von Jürgen Hohmuth. Dieser Autor/Fotograf möchte die Atmosphäre in der ehemaligen DDR auf Tristesse reduzieren - ein dummer Versuch, das Gesamtgeschehen auf das Negative zu verkürzen. Natürlich gab es die Tristesse, doch die wohnt ebenso in vielen Städten Westdeutschlands, und ganz in der Nähe meines Ratinger Wohnsitzes existieren Häuser, deren Keller wie Tropfsteinhöhlen anmuten. So etwas habe ich in der DDR nie gesehen. Soll ich Ihnen die Adressen nennen?

Heben wir also das Ganze etwas mehr in die Wirklichkeit: In Ostdeutschland gab es viele miese Ecken, aber immer auch Frohsinn und Farbe, und wenn Alkyd mal knapp war, dann hat man eben nur vorgestrichen und bunt diskutiert. Ich habe keine Hochzeit, keine Grillparty erlebt, bei der nicht auch dröhnend gelacht wurde. Was will uns der fotografische Miesmacher/was will uns der Freitag 6/2018 auf Seite 17 denn beibiegen? Dass selbst bei Hochzeiten die Gesichter verklemmt vor sich hintränten? Aus welchem Grund wird diese deprimierende Einseitigkeit ins Bild gestellt? Weil sich schwarz-weiß, oder besser gesagt: weil sich armseelig anmutende Grautöne im Rahmen des dummen Meanstream von DDR=marode besser verkaufen lassen?

Ich wollte mit solchen punktuellen Wertungen aufräumen und darauf hinweisen, dass man sich der Wahrheit nur nähern kann, wenn man alles, sprich: die Gesamtheit im Auge hat. Schließlich wollen wir doch, dass ein eingefleischter Westdeutscher ebenso wie ein im vereinten Deutschland Nachgeborener auf das stößt, was jenseits der TotschlagArgumente wirklich existierte ...

Dr. Ulrich Scharfenorth, Ratingen

http://www.stoerfall-zukunft.de/zukunft-oder-keine-wollt-ihr-klartext-oder/

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Geschrieben von

Scharfenorth

Bis 1990 fuer die DDR-Stahlindustrie tätig. Danach Journalist/ Autor in Duesseldorf. 2008: "Stoerfall Zukunft"; 2011: "abgebloggt" und Weiteres

https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Scharfenorth

Scharfenorth

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