Die „ADAC Motorwelt“ hat uns wieder einmal zugetextet, dafür aber der notleidenden deutschen Autobranche wie üblich ihren Schub verpasst. Einer Branche, die Deutschland dominiert und deren Bosse selbst nach einem Abgas-Skandal mit Weltruf ihre Boni einfordern. Soviel Frechheit und Überheblichkeit sollte mit drei Wochen Haft bestraft werden. Aber wie ich unser Rechtssystem kenne, bekommen diese Leute, denen man wieder mal nichts nachweisen kann oder will, ihre Kohle. In den USA werden immer mal Leute eingesperrt, wenn sie rote Linien überschreiten. Hier zu Lande passiert das fast nie. Steuerhinterzieher wie Hoeneß grinsen sich eins über den deutschen Strafvollzug, Spitzenmanager der Deutschen Bank (Ackermann, Breuer und Co.) dürfen wieder einmal darauf hoffen, dass ihnen nicht am Zeug geflickt wird und das Gros der PanamaBriefkästen könnte inzwischen leer sein.
Aber zurück zur Motorwelt. Die hat es immer wieder drauf, die Spritschlucker zu feiern. Und für Fahrzeuge, die mehr als 120 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, Bestnoten zu vergeben. Jetzt befeuerte sie den irrwitzigen Trend zum SUV, indem sie dem Monster-Audi Q 7 eine 1,7-Bewertung verpasste – die beste im gesamten Heft. Möglich, dass sich diese Haltung nicht nur mit den immer laxeren Bestrebungen Deutschlands, das 2-Grad-Ziel zu erreichen, deckt – sondern auch das übliche Handeln von Regierung und Bundestag spiegelt. Mögliches Motto: Mehr Rüstungsexporte, dafür weniger Klima!
Mein Ruf geht ganz nach oben: Es lebe Frau Merkel! Und wenn die Böhmermann rüffelt, wenn die auf ihrer Flüchtlingspolitik beharrt (sie hat dem Wort „beharren“ eine ganz neue, eigentümliche Definition verpasst!), gewinnt sie schnell ihre alte Popularität zurück. So zumindest im Politbarometer der ARD – von dem man allerdings nie weiß, ob es die allgemeinen Wirren strikt abbildet oder im Suff entsteht.
Dr. Ulrich Scharfenorth, Ratingen
Kommentare 6
lieber uli,
du weißt, der alkohol ist hierzulande ein kulturgut - seit alters.
daher gehören suff und suv zusammen. denn der schon lange anhaltende trend zum suv hat natürlich mit dem suff zu tun.
das fängt schon damit an, dass die besoffenen autopolitiker zum zweiten mal dem großen vorbild usa nacheifern. das erste mal war es, als sie hier von der verkehrspolitik auf autopolitik umsattelten. nach dem krieg. mit direktem anschluss an den gröfaz.
keine ahnung von geografie der usa und des restdeutschen landes. also blind gekauft. dass hierzulande im westteil allein bis hunderttausend tote auf der straße lagen, machte nichts. denn im suff war die übersicht unklar. und als die staumeldungen immer länger wurden, aber jenseits des teichs die umgebauten jeeps in mode kamen, stiegen die besoffenen autopolitiker um in den suv. das hat(te) den vorteil, dass man vom höheren sitz aus den stau besser überschauen kann. leute, die nie was merken, sind nervlich daneben. so'n pech kannse haben nach zuviel suff im suv.
Ziemlich tiefsinnig, Dein Beitrag, lieber H. Y. Aber eines stimmt sicher auch: dass man den Stau im Suff besser ertragen kann - vor allem den Gefühlsstau. Jetzt müssen wir aufpassen, dass nicht auch der SUV zum Kulturgut erklärt wird.
Aber im Ernst: die SUVis behaupten ja, dass es für sie jetzt sicherer ist - da der andere (Verkehrsteilnehmer) bluten muss - wenn's mal anstößt. Folgt daraus, dass alle künftig SUV fahren oder das Fahrräder gepanzert werden ...?
Vorab ...
Dass SUV-Fahrer ein spezielles Verhältnis zum Alkohol haben, das mag ja hier als plakativer Aufhänger taugen; wollte es dennoch -in Grenzen- eher pragmatisch sehen.
Viel und lange in Nordamerika, gerade in den USA unterwegs gewesen, geschätzte 100.000 Meilen in rund zwanzig Jahren dort on the road absolviert, so sehe ich das Ganze eher leidenschaftslos. Als wir Anfang der 1990er das erste Mal drüben waren, so kam mir (als Wessi mit intensiven DDR-Kontakten) vieles recht bekannt vor.
Nicht nur das "wait to be seated" in den etwas besseren Lokalen: auch der Zustand öffentlicher Fahr- und Gehwege.
Ja, ein ganz anderes Niveau als das, was die "freie Bürger freie Fahrt" forderten BRD-Bürger so gewohnt waren; ganz ohne Geschwindigkeitsbegrenzung hierzulande. Drüben galten damals maximal 55 Meilen; heute sind es auf manchen Strecken 75; was dann auch bestenfalls 120 km/h entspricht.
Und drüben gibt es viel weites, einsames Land, sind die Wetterverhältnisse oft nicht so zivilisiert wie hier. Ein SUV, der nicht nur so aussieht, wirklich Allrad-Antrieb und eine entsprechende Bodenfreiheit bietet, auch mittelgroße Schlaglöcher übersteht, ist dort -und auch heute noch- kein Luxus; eher oft auch Überlebenshilfe und auch selbst -in Grenzen- dort gebraucht, erlebt, überlebt.
Und damit zurück in vertraute Gefilde. Das Wetter hierzulande ist wie es ist und weites Land eher selten. Der Straßenzustand -wie die ganze öffentliche Infrastruktur- nähert sich unter neoliberale Ägide denen in Nordamerika kontinuierlich an. Selbst 30 km/h können schon zuviel sein, wenn es zunehmend so aussieht.
Insofern ist SUV-fahren gar ein Stück weit Selbstschutz; soweit man nicht gänzlich auf ein individuelles Fahrzeug verzichten wollte.
Dass man höher sitzt, das mag im Stau wenig helfen ... ein leichteres Ein- und Aussteigen befördert es allemal, soweit man als FahrerIn und/oder MitfahrerIn nicht mehr zu den ganz jungen Menschen zählt. Insofern gibt es nicht wenige Modelle, die wie ein SUV aussehen, in Sachen Allrad-Antrieb jedoch keine sind; man dennoch von größerer Bodenfreiheit und einer höheren Sitzposition profitiert.
Wie gesagt, eher nicht so emotional aufgeladen ...
Wie gesagt, eher nicht so emotional aufgeladen ...
lieber bernd,
wer ist denn hier geladen, emotional oder sonstwie?
was ich betone, ist doch gerade, dass es in nordamerika (usa und kanada) ein gerät ist, das wie ein jeep geländegängig, für farmer und andere querfeldeinfahrer tüchtig ist. aus dem blizzard mag der der allradantrieb eher helfen als der normale antrieb.
das entscheidende ist doch aber, dass die schnapsnasen der brd dieses modell wie die autopolitik insgesamt in amerika abgekuckt haben - ohne rücksicht auf die vollkommen anderen verhältnisse hierzulande. die roadkill-erfolge waren hier denn auch passend.
und die staus finde ich überzeugenden beweis für den irrweg. für den suff eben in der birne.
die freude an der verschwendung und sicherheit zuerst für mich finde ich ebenso ausdrucksstark. das dicketun usw. schlicht irre.
Lieber Helder,
natürlich hast Du recht, wenn mit dem "dicketun" der hier im Blogtext beispielgebende Q7 gemeint ist. Sowas braucht kein Mensch; nicht wirklich.
Mein Einwand -und die USA waren auch da nur der Aufhänger- geht ja in eine etwas andere Richtung, vielleicht gar diejenige, zu fragen, was einen "SUV" denn ausmacht.
Den Golf beispielsweise gab es mal, höher gelegt, zum leichteren Einstieg und mit größerer Kopffreiheit als sog. Golf plus. Ist das bereits ein SUV?
Oder spätestens dann, wenn er mit Allrad kombiniert wird?
Und/oder ab einer gewissen Motorleistung, Verbrauch etc.
Für mich, und noch diesseits des erwähnten, mit Sicherheit kommenden Totalverzichts auf individuelle Mobilität ist es in erster Linie eine sehr pragmatische Frage.
in erster Linie eine sehr pragmatische Frage.
für mich, lieber bernd, ist es vor allem eine grundsatzfrage: entweder der umbau der wirtschaft in richtung ökologie gelingt oder der laden löst sich in alles andere als wohlgefallen auf.