Dass die ARD durchgängig für Seriosität steht, wird niemand behaupten wollen. Spätestens gestern Abend wurde das einmal mehr deutlich - als der neue Rommel-Schinken („Rommel“, Regie Lars Jessen) über die Bühne ging. Selbst die keinesfalls linkslastige „TV Spielfilm“ konnte nicht umhin, dass Machtwerk als solches an den Pranger zu stellen. Wörtlich heißt es da: „Das Heldenstück ist bemerkenswert wohlwollend. Soldatenehre und Gehorsam bis in den Todwerden zu unwidersprochenen Tugendenverklärt; kaum kritisch hinterfragt wird die willfährige bis naive Rolle, die der Mann, der bei Freund und Feind als „Wüstenfuchs“ zum Mythos wurde, in einem grausamen Regime hatte.“ In dieselbe Kerbe schlägt der Tagesspiegel, der von einem „Historienstadl mit den Massenmördern“ spricht: http://www.tagesspiegel.de/meinung/rommel-im-tv-historienstadl-mit-den-massenmoerdern/7333538.html. Genau diese Fiktion muss man den Filmemachern vorwerfen. Sie nähren sehr bewusst die Legende, dass es unter Hitler auch die „Kriegs-Fleißigen und –Guten“ gab. Dabei weiß heute jedes Kind, dass selbst Leute des 20. Juli oft alles andere als Waisenknaben waren. Kriegsverächter, Nazigegner und Judenschützer blieben da zweifellos in der Minderzahl – im Gegensatz zu den besserwisserische Strategen, die den Krieg noch schnell gewonnen, zumindest aber mit Landgewinnen beendet hätten. Schlimm, dass sich ein ansonsten honoriger Schauspieler (Ulrich Tukur) für den Part des Rommel hergab. Völlig anders sieht das die Rheinische Pest. Sie widmet dem Thema volle zwei Seiten - und heroisiert ebenfalls („Rheinische Post“, 2. November 2012). Kein Wunder, dass in dieser Atmosphäre die Lustlosigkeit dominiert, wenn es um die Aufklärung der Nazi (NSU)-Morde, sprich: um die Verstrickung deutscher Behörden in diese Verbrechen geht (Die Saat ist fruchtbar noch!). Ganz zu schweigen von der zweifellos beabsichtigten Schützenhilfe für Afghanistan, wo Moral und Sinnfindung inzwischen exponentiell verrotten.
Dr. Ulrich Scharfenorth, Ratingen
www.stoerfall-zukunft.de
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