So funktioniert Kommune

Gemeinschaft Bei den Interkommune-Seminaren in Kassel können sich Interessierte am Beispiel von vier Gruppen anschauen, wie das Kommuneleben in der Realität aussieht.

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Immer wieder ernte ich fragende Blicke, wenn ich erzähle, dass ich in einer politischen Kommune lebe. Was ist das genau? Wie kann eine gemeinsame Kasse funktionieren? Und gehen die ständigen Diskussionen nicht irgendwann auf die Nerven? Fragen über Fragen, die die Kommunard*innen in der Region Kassel gerne beantworten – theoretisch und praktisch. Auch in diesem Jahr sind wieder zwei Interkommune-Seminare geplant.

Gemeinsam laden die Kommune Niederkaufungen, die Villa Locomuna, die Gastwerke und der Lossehof Interessierte nach Kassel ein, um sich das Gemeinschaftsleben mal aus der Nähe anzugucken. Und das gleich am Beispiel von vier Gruppen, die alle unterschiedliche Schwerpunkte haben. Gemeinsam ist ihnen aber allen, dass sie sich als Teil des Kommuja-Netzwerkes der politischen Kommunen verstehen: Sie basieren also auf den Grundsätzen der Gemeinsamen Ökonmie und des Konsens.

Geschichte der Kasseler Kommunen

Die älteste der vier Kommunen in Niederkaufungen besteht bereits seit 1986. Knapp 60 Erwachsene und 20 Kinder leben hier gemeinsam. In den letzten 15 Jahren kamen dann weitere Projekte hinzu: die Villa Locomuna in Kassel (2000), die Gastwerke in Escherode (2007) und der Lossehof in Oberkaufungen (2012). Seit 2011 versuchen die Gruppen verstärkt zusammenzuarbeiten, sich auszutauschen und zu vernetzen.

Neben einer eigenen Zeitung und verschiedenen kulturellen Projekten ist so vor allem die Solidarische Landwirtschaft entstanden, die zwei Gemüsekollektive gemeinsam betreiben und neben den Kommunard*innen auch viele andere Kasseler mit regionalen Bio-Gemüse versorgt. Und auch in den anderen Arbeitsbereichen arbeiten Kommunard*innen aus den verschiedenen Gruppen zusammen. Höhepunkt des Interkomm-Netzwerkes war ein gemeinsamer Landkauf im vergangenen Jahr.

Workshops und Ausflüge

Das Interkommune-Seminar fand im letzten Jahr zum ersten Mal statt. In Workshops und kurzen Vorträgen geht es unter anderem um die Grundsätze der Gemeinsamen Ökonomie, das Konsens-Verfahren und das politische Selbstverständnis einer linken Kommune. Die Teilnehmer*innen sind für ein Wochenende in einer der Kommunen untergebracht und besuchen darüber hinaus auch die anderen Gruppen.

Wer sich für das Kommuneleben interessiert, eine eigene Kommune gründen möchte oder vielleicht schon überlegt, in eine der vier Gemeinschaften einzusteigen, ist bei dem Seminar genau richtig. Ich selbst kann das Seminar nur empfehlen: Mein eigener Einstiegsprozess hat im letzten Jahr auf diese Weise begonnen. Und auch ohne konkrete Absichten lohnt sich ein Einblick in das Kommuneleben – spannende Gespräche und neue Erfahrungen sind garantiert!

Die Anmeldungen für die beiden geplanten Termine in diesem Jahr laufen bereits. Hier die genauen Termine:

Donnerstag, 14. Mai, bis Sonntag, 7. Mai (Christi Himmelfahrt)
Gastwerke, Escherode
Staffelpreise*: 110 / 150 / 190 Euro
Vegetarisch/Vegane Vollverpflegung, Unterbringung im eigenen Zelt
Anmeldung bei Ulli Krämer unter ulli.k@gastwerke.de

Donnerstag, 24. September, bis Sonntag, 27. September
Villa Locomuna, Kassel
Staffelpreise*: 110 / 150 / 190 Euro
Vegetarisch/Vegane Vollverpflegung, Unterbringung im Schlafsaal
Anmeldung bei Jens Gantzel unter locomuna@wuenschenwollentun.de

* Staffelpreise je nach Einkommen:
Einkommen bis zu 800 Euro: Mindestpreis
Einkommen bis 1300 Euro: Normalpreis
Einkommen ab 1300 Euro: Solipreis

http://vg08.met.vgwort.de/na/d3bd2baa79244dc99bf63b851d777882

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Geschrieben von

Regine Beyß

Politische Aktivistin, Journalistin

Regine Beyß

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