http://www.transatlantikblog.de/wp-content/uploads/2013/02/israelischer_scharfschuetze.jpgEmran Feroz hat über den Vorgang berichtet.
Danke für dessen Beitrag, der am Beispiel eines Individuums in der Armee zeigt, wie Menschen unter gewissen Rahmenbedingungen ohne weiteres ihr ansonsten gut gepflegtes Image als gesittete Wesen abstreifen.
Etwas schwer tue ich mich mit der Empörung und der zugehörigen moralischen Verurteilung. Ob das Verhalten Ostrovskis irritierend ist? Ganz gewiß. Meinetwegen auch empörend. Und doch kommt es mir irgendwie zu einfach vor. Aus unserer sicheren Warte lässt sich schnell sagen, wie inhuman und amoralisch das ist. Aber wer weiß schon, was in einem steckt, sobald man sein sicheres zivilisatorisches Schneckenhaus verlassen müsste?
Man nehme jede Armee der Welt (oder Miliz etc.pp.) und man hat automatisch eine Anzahl von Individuen dabei, die einen Rahmen namens Krieg oder Konflikt nutzen, um ihre Neigungen auszutoben, oder genauer genommen, ihre Neigungen in höherem Maß auszutoben, als es andere Bedingungen zulassen.
Denn dieselben Ostrovskis gibt es offenkundig auch in jeder zivilen Ansammlung von Menschen. Etwa im Betrieb, wo es miese Chefs oder Kollegen gibt, die fortgesetzt ihre Unart an anderen auslassen. Der Unterschied besteht nur darin, dass sie (meistens) keine Waffe in der Hand haben. Wären dieselben Charaktere in einer Armee im Einsatz, wären es ähnliche Spezies wie Ostrovski. Ihre kleine Niedertracht kann dann in große Brutalität umschlagen, die unter Umständen sogar als "Heldentum" deklariert wird.
Verfluchte Normalverteilung
Sie fragen, wie viele von diesen Ostrovskis es gibt? Die statistische Normalverteilung, mit der Brutalos erscheinen, schlägt grundsätzlich immer zu. Das hat mit der israelischen Armee zunächst gar nichts zu tun.
Uri Avnery hat das abschliessend gültig beschrieben:
any army is composed of all types of human beings, decent youngsters with a moral conscience besides sadists, imbeciles and others suffering from moral insanity.
In a war you give all of them arms and a license to kill, and the results can be foreseen.
Einen Unterschied macht allerdings die Antwort auf die Frage, ob dieses "rohe Potenzial" von der jeweiligen Führung vorsätzlich genutzt und befördert wird. Dann wird aus einem stets brutalen Krieg, in dem die Menschen sporadisch ausrasten*, ein systemisch irrwitziger Krieg.
Genau das tat Dick Cheney, als er sagte es sei höchste Zeit die Samthandschuhe auszuziehen. Damit gab er seinen kleinen Chargen an der Front oder in den "Anti-Terror-Gefängnissen" wie Abu Ghraib carte blanche.
Ähnliches gilt für den früheren israelischen Verteidigungsminister Yitzhak Rabin, der zur Niederschlagung der Intifada die Devise ausgab "Brecht Ihnen die Knochen!"
Unter solchen Vorgaben kommen die Ostrovskis erst richtig zum Vorschein. "Da" sind sie schon immer. Naturgesetzlich.
Das Phänomen Ostrovski und Konsorten ist freilich noch harmlos im Angesicht von explizit angeordneten Massakern, wie etwa den weithin vergessenen unbeschreiblichen Greueltaten im libanesischen Phalangistenstädtchen Damour, die von Arafat im Januar 1976 angeordnet wurden.
Und selbst die Knochenbrecher-Devise Rabins scheint harmlos im Vergleich zur Niederwalzung des syrischen Aufstandes von Hama, wo Assad sen. 1982 einen Stadtteil komplett ausradieren ließ.
Potenzial zur Ikone
Was nun das Photo Ostrovskis anbelangt hat es geradezu Potenzial eine Ikone zu werden.
Warum? Kaum lässt sich ohne explizite Gewaltdarstellung prägnanter zeigen, wie verlogen das ganze Gerede von moralisch sauberer Kriegführung ist. Insofern ist das technisch gelungene Bild eine Anklage, die der Photograph so nie beabsichtigt haben dürfte.
Bericht auf Electronic Intifada
Photo: Adaption des auf Instagram nicht mehr verfügbaren Photos v. Ostrovski (account gesperrt)
* Leseempfehlung
auch was die "Unreife" Ostrovskis , und dessen Haltung als "Spiel" anbelangt: Yoram Kaniuks aktuelles autobiografisches Werk über seine Teilnahme am Krieg "1948":
"Hör mal Du Araberschlecker, wenn Du den Jungen erschiesst, schlachte ich ihn nicht ab, und wenn Du ihn nicht erschiesst, schlachte ich vielleicht auch noch seine tote Mutter ab, die vielleicht noch gar nicht tot ist. Er versetzte ihr einen Tritt. Sie erzitterte, und er sagte: Die Schlampe ist nicht tot, guck Dir an wie ehrlos die Araber fallen."
Wer solche von Kaniuk berichteten Szenen nur den israelischen Soldaten anheftet, hat wenig verstanden. Das bringt jeder Krieg für jede Seite mit sich.
Kommentare 67
Vielen Dank für Ihren sehr differenzierten und ausgewogenen Beitrag. Aus meiner Sicht kann das Ziel nur lauten, Konflikte immer gewaltfrei zu lösen - ganz im Sinne von "Mahatma" Gandhi. Doch hier hat die Menschheit noch einen weiten, einen sehr weiten Weg vor sich. Bereits im Jahr 1795 hat Immanuel Kant in seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" interessante Überlegungen formuliert. Die Friedensschrift von Kant diente als Vorlage bei Gründung der UNO, wurde aber in der Folgezeit nicht wirklich beherzigt.
Danke. Im "ewigen Frieden" gibt es einige interessante Vorschläge, aber auch einiges, was heute nur noch bitter lächeln lässt, etwa die Friedensförderlichkeit des Handels:
"SowiedieNatur weislich die Völker trennt,[...] so vereinigt sie auch andererseits Völker, [...] durch den wechselseitigen Eigennutz. Es ist der Handelsgeist, der mit dem Kriege nicht zusammen bestehen kann, und der früher, oder später sich jedes Volks bemächtigt. Weil nämlich unter allen, der Staatsmacht untergeordneten, Mächten (Mitteln) die Geldmacht wohl die zuverlässigste sein möchte" (Erster Zusatz, Von der Garantie des ewigen Friedens, §3)
Der Eingangsbefund Kants hat offenbar größeren Bestand:
"Der Friedenszustand unter Menschen, die neben einander leben, ist kein Naturstand (status naturalis), der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, d.i. wenn gleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben."
Freilich spielen bei Kriegen häufig auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Dies gilt insbesondere dann, wenn es um knappe Rohstoffe geht. Doch ich gebe zu bedenken, dass Unternehmen normalerweise keine Armeen unterhalten, sondern die politische Klasse die Entscheidung für militärische Interventionen trifft.
Insofern halte ich es für zwingend notwendig, dass die Politik auf keinen Fall wirtschaftlich motivierte Kriege führt, sondern internationale Regelungen für einen friedlichen und fairen Welthandel implementiert.
Unter dieser Prämisse kann ein wirklich fairer Handel m.E. durchaus dem "ewigen Frieden" förderlich sein.
Werte Rosarenia,
ihr Aufbrausen in Ehren, aber dadurch wird Ihr Argument nicht besser "die israelische Armee" habe "ganz offenbar einen besonders hohen Durchsatz an durchgeknallten Typen" und das belege der Goldstone-Report.
Der Report ist mir ebenso bekannt wie Berichte von breaking the silence.
Sie sind empört über die darin geschilderten Vorkommnisse, über den in Gaza eingesetzten Weissen Phosphor. Zurecht. Ich auch, und hatte die isr. Botschaft dazu angeschrieben.
Nur sollte man sich nicht vollkommen vereinnahmen lassen und die Relation aus den Augen verlieren. Und eine Relation gibt es sehr wohl.
1400 Tote sind ein grauenhaftes Ergebnis des israelischen Angriffs (Cast Lead). Aber: Diese Konfrontation hat Hamas auch gesucht.
Was wäre das Ergebnis, würde Israel seine beachtliche Militärmaschine gegen Gaza oder die Westbank so einsetzen wie Deutschland seine Wehrmacht im "Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg" gegen Rußland eingesetzt hat? Wie viele Tote hätte es dann unter den 1.700.000 im Gazastreifen geben müssen?
Wäre Gaza eine aufrührerische Stadt unter syrischer Herrschaft, dann wäre es gleich Hama hälftig dem Erdboden gleichgemacht worden, mit 30.000 Toten.
Trauen Sie sich und schlagen schlagen ruhig einmal nach unter "Massaker von Damour", als die überhaupt nicht durchgeknallten Freiheitskämpfer der PLO Arafats zusammen mit Syrern und anderen Milizionären hunderte libanesische Zivilisten hingerichtet und zum Teil regelrecht abgeschlachtet haben, einschliesslich abgetrennter Gliedmaßen und abgeschnittener Genitalien.
Text aus Robert Fisks Bericht aus dem Libanon "Pity the nation":
"The buildings [of Damour] had been systematically destroyed by the Palestinians who stormed into this place on 20 January 1976. [They have] been merciless. Although many of the people had escaped by sea, at least 350 Christians stayed behind. Twenty were Phalangist militiamen, the rest civilians. [...] The Christian militiamen were executed. The civilians were lined up against the walls of their homes and sprayed with machine-gun fire. Their houses were then dynamited. The 149 bodies that lay in the streets for days afterwards showed grisly evidence of what the Palestinians had done. Many of the young women had been raped.Babies had been shot at close range in the back of the head. Two hundred other civilians were never seen again."
Möglicherweise schwächen Sie dann Ihre Meinung von der ganz besonders bösartigen IDF ab.
Übrigens: Ich weiß, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Ehrlich. Seien Sie nicht so streng. Grüsse, S.
"Insofern halte ich es für zwingend notwendig, dass die Politik auf keinen Fall wirtschaftlich motivierte Kriege führt"... Gab es da nicht diese pikante Äußerung eines ehemaligen deutschen Staatspräsidenten, wie hieß er gleich nochmal...
werter herr schlesinger,
sie vergessen das massaker in den palaestinenbsischen fluechtlingslagern chabra und chatila/libanon, durchgefuehrt von der christlichen falange und logistisch unterstuetzt vom kriegsverbrecher sharon.
ich empfehle ihnen auch den bericht des un-berichterstatters fuer menschenrechte und terrorismusbekaempfung ben emerson zum angriff der idf auf gaza im letzten november.
es gibt genuegend menschenrechtsorganisationen und ngo die die besonders menschenverachtende haltung der soldaten der israelischen "verteidigungs-soldaten" beweisen.
fahren sie mal hin und beobachten sie diese an den checkpoints und in den besetzten gebieten!
ihre haltung: blauaeugig oder kurzsichtig?
Werte Rosarenia,
vielleicht sollten Sie nicht morgens um halb drei schreiben...
Ihr Vorwurf des Relativierens zielt gänzlich daneben, und es ist schade, dass Sie nicht erkennen, welchem Verfahren Sie Vorschub leisten: dem nivellierenden "alles ist gleich (schlimm)". Dann aber vergibt man sich jeder Möglichkeit "angemessen" zu reagieren.
Auf dem usprünglichen Beitrag auf Electronic Intifada habe ich einen kurzen Kommentar hinterlassen, der sinngemäß dem Blog hier entspricht.
Als wütende Gegenreqaktion kam die Erwiderung, ich würde wohl die Untaten der israelischen Armee ignorieren oder deren Vorgehen in Schutz nehmen. Immerhin würde Israel einen Genozid begehen. Nichts liegt mir ferner.
Doch mit Ihrer Art der Argumentation, werte Rosarenia, kann, darf man jenem Kommentator nichts entgegen.
Denn würde man sagen
"ein Genozid war die Shoah, der armenische Völkermord, Stalins Kulakenvernichtung, Pol Pots killing fields mit ihren systematischen Verfahren die jeweiligen Gegner physisch als Gesamtheit zu zerstören. Das Phänomen des israelisch-palästinensischen Konflikts ist ganz offenkundig anderer Natur",
dann bekäme man entgegengeschleudert - so wie Sie es tun -, man würde "relativieren", "sehe weg", sei "zynisch".
Nein. Das Gegenteil trifft zu.
Indem Sie Ihren Blick fixieren auf die (Un-) Taten der israelischen Armee und partout nicht wahrhaben wollen, dass in der Welt ganz andere Dinge geschehen sind und geschehen, geben Sie jede Anstrengung auf, die Dinge einordnen zu wollen. Sie wollen nur noch eine Agenda verfolgen. Und die lautet: Israel und ihre Armee sind an sich das Böse.
An diesem Punkt muss ich Sie tatsächlich enttäuschen. Dem schliesse ich mich nicht an.
Im übrigen bin ich der Auffassung, dass Ihre Tonlage nur bedingt dazu beiträgt, die Welt friedlicher zu machen. An anderer Stelle würden Sie sicher sagen, dass jeder bei sich anfangen müsse.
Sehr geehrter Herr Schlesinger, Sie wissen da bestimmt besser Bescheid als ich: gibt es ähnliche Entwicklungen auch auf Seiten der Palästinenser, wenn sie Raketen auf Israel abfeuern, Selbstmordattentäter vorbereiten und ähnliches ?
Werter LEOANARCHICO, danke für Ihre Hinweise, die durchaus hilfreich sind.
Sabra & Chatila ist mir geläufig. Das war ein horrendes Verbrechen, an dem Israel eine Mitschuld trägt. An der israelischen Unterstützung der christlichen Schlächter gibt es rein gar nichts zu entschuldigen.
Aber mehr als nur eine Randbemerkung wert scheint mir der gesellschaftliche Umgang damit. Aufgrund des Massakers wurde die Kahane-Kommission eingesetzt.
Sie hat Sharon eine "persönliche Schuld" attestiert. Das und der damit verbundene politisch-gesellschaftliche Druck (in Tel Aviv gingen Hunderttausend gegen den Krieg auf die Straße) führten zum Rücktritt Sharons, und letztlich zur Abdankung Menachem Begins als Premierminister. Eine Gesellschaft hat reagiert auf von ihr begangenes Unrecht. Das findet in Israel nicht immer statt. Richtig. Aber es findet statt.
Palästinensisches Schweigen zu ihren Untaten
Nun sollte man sich fragen, warum es auf palästinensischer Seite keine Proteste oder keine Aufarbeitung etwa von Damour gab. Die PLO hat sich in den Siebzigern im Libanon breit gemacht wie die Mafia und aufgeführt wie die Luden. (vgl. Friedmans From Beirut to Jerusalem, oder Robert Fisks Pity the nation), in Jordanien wollte sie gleich das ganze Land übernehmen (Schwarzer September). Mit welchem Recht? Kein Wort von palästinensischer Seite dazu, nie. Zu nichts.
Da wundert einen wenig, wenn auch heute aus palästinensischen Mund zum Teil Äußerungen gegen Israel kommen, die nicht akzeptabel sind.
Alles gerechtfertigt, weil es im Namen des Freiheitskampfes stattfand und findet?
Wer Sabra & Chatila als Beleg für die Verruchtheit der IDF anführt, müsste doch an allererster Stelle immer empört sein über die eigentlichen Schlächter: Die "christliche" Phalange-Miliz. Doch das hört man nie.
Die besetzten Gebiete inklusive checkpoints kenne ich aus eigener Anschauung (Äußerst sehenswert: VIDEO Checkpoint). Eins der Titelbilder meines Blogs zeigt einen israelischen Beobachtungsposten hoch über der Altstadt von Hebron. Ich habe mehrfach in aller Deutlichkeit dagegen geschrieben. Ebenso wende ich mich gegen eine Unverhältnismäßigkeit in der Darstellung.
Kommt Krieg, kommt Untat.
Man erinnere sich an die Bilder deutscher Soldaten in Afghanistan, die mit echten Totenköpfen in der hand grinsend posierten. Große Empörung! Und doch das "normalste", was in Kriegen geschieht.
Was wäre wohl noch alles gekommen, wären die Deutschen in vorderster Schußlinie und länger verwickelt als sie es ohnehin schon sind? Genau dieselben Ausfallerscheinungen, wie sie auf US-Seite geschehen sind (Urinieren auf Tote, Abschneiden von Ringfingern...)
Unschön zu sagen, aber dennoch wahr: das sind keine Belege für eine besonders niedere Nation, die Krieg führt, sondern das normale im Krieg. Freilich sieht das niemand, denn Krieg wird uns auch noch im 21. Jhdt. in schönen Hochglanz-Bildern à la Pearl Harbour geboten. Nicht "normal" wird ein Krieg, wenn eine bestimmte Parole ausgegeben wird. Deshalb hat Frankreich WK II leidlich überstanden, während die Russen bluten mussten wie kein anderer. Eigentlich derselbe Krieg, nicht wahr, aber dennoch ein ganz anderer.
Verstehe die Frage leider noch nicht, worauf beziehen sich die "ähnliche(n) Entwicklungen auch auf Seiten der Palästinenser" ?
Danke für Ihre Anmerkung. Tatsächlich kann ich mich nicht daran erinnern behauptet zu haben ich sei neutral. Das einem aber der Versuch einer stets fiktiven - Sie haben völlig recht - Neutralität gerecht zu werden inzwischen zum Vorwurf gemacht werden kann, finde ich bemerkenswert. Aber vielleicht haben Sie etwas anderes gemeint. Gruesse, S.
Warum nicht? Man kann jede Bluttat jeder Seite aufzählen.
Genau darum geht es mir: Man würde sich im Detail verlieren: Schau, was die da gemacht haben! Und die dort! Und die!
Daher der Hinweis, dass Greuel und auch (einzelne) Massaker in Kriegen oder kriegsähnlichen Umständen leider an der Tagesordnung sind.
Aber es ist doch offenkundig etwas anderes, ob zum Beispiel einer deutschen Wehrmacht im Osten Sondereinsatz-Bataillone folgen, um systematisch bestimmte Gruppen en masse zu töten, oder ob im Gazaeinsatz der IDF Hunderte Zivilisten ums Leben kommen (und dabei waren gewiß vorsätzlich Getötete dabei, ja).
Oder liegts nur am mangelndem Wissen oder Phantasie, welch ungeheures Tötungspotenzial moderne Armeen haben? Die Israelis könnten doch Gaza binnen Stunden einäschern, wenn sie wollten, ohne A-Waffen.
Wer solche Unterscheidungen ignoriert leistet denen Vorschub, die sagen "Schaut, die Kritiker haben keine Maßstäbe, sie verurteilen uns maßlos." Und macht damit Kritik wertlos.
Im Übrigen gilt der Satz Hochhuths: Im Krieg gleichen sich die Gegner in ihren Methoden an. Im russischen Afghanistankrieg haben Afghanen gefangengenommenen Russen auch schon mal die Haut abgezogen, weil zuviele ihrer Kinder von "Puppen" zerfetzt wurden.
Wer die israelische Armee herauspickt, um sie besonderer Brutalität zu überführen wendet offenbar die Augen vom Rest der Welt(-geschichte) ab.
Ich finde es bezeichnend, dass manche Kritiker meines Beitrags sich partout nicht zum bestialischen Vorgang in Damour äußern wollen.
Dass ich den photografierenden Scharfschützen und mit ihm die Armee nicht radikal verurteile, wird allerdings als "zynisch" oder "blauäugig" bezeichnet.
Ihr leidlich richtiger Verweis auf die Vorgeschichte von Damour ist ja in Ordnung, aber Ihre unterschwellige Wertung ist sehr bedenklich:
Ein Massaker (Damour) ist die Folge eines anderen (Karantina). Und mit dieser "historischen Klarstellung" ist "alles gut"? Damour ist nicht ganz so gravierend, weil es Karantina als "Kontext" hat?
Sie bestätigen doch rundweg meine Kritik.
Zur Erinnerung: Beim vorliegenden Thema "photografierender Scharfschütze" geht es doch um die Frage dieser Handlung und - erweitert - um die Frage nach der besonderen Schwere von Handlungen der IDF.
Nun führen Sie schwerste Massaker an, die diverse libanesische Fraktionen untereinander verübt haben, mit zusammen genommen mehreren Tausend Toten. Das könnte man besondere Schwere nennen, nicht wahr?
Sie liegen richtig, wenn Sie darauf verweisen, dass Sharon seine größenwahnsinnige "great strategy" umsetzen wollte, in deren Zug er die PLO aus dem Libanon haben und zugleich Jordan = Palestine etablieren wollte.
Wie der jämmerliche Abzug Israels aus dem Libanon zeigte, war es nicht der übermächtige Player, der es sein wollte. Die Phalange-Fraktionen haben solange mit den Israelis koaliert, wie es ihnen passte. Sie verfolgten ihre eigene Agenda. Dass sie in Sabra & Chatila so gewütet haben wie sie es taten, taten sie aus eigenen Antrieben. Schlimm genug, dass die IDF Wache stand. Eine israelische Anweisung zu Greueltaten, wie Sie suggerieren, hat es nicht gegeben.
Wann haben Sie in Debatten zum Thema Nahostkonflikt das letzte mal von den "christlichen" bzw. "muslimischen" Massakern von Karantina oder Damour gehört? Wann / wie oft von Deir Jassin?
Stark korrekturbedürftig ist schließlich ihre Darstellung, dass die Phalange im Bund mit Israel "die palästinensischen Flüchtlinge vertreiben" wollte.
Es ging nicht um die Vertreibung der Flüchtlinge. Israel konnte daran überhaupt nicht interessiert gewesen sein. Die Flüchtlinge selbst sollten bleiben wo sie waren. Es ging der Phalange zuerst und vor allem um den Kampf gegen eine PLO, die sich zum Staat im Staat gemacht hatte, und Israel wollte die PLO aus dem Libanon haben.
Die Vertreibung der Palästinenser im Zuge des Kriegs von 1948 ist ein völkerrechtliches Verbrechen. Das habe ich an anderer Stelle unmißverständlich deutlich gemacht. Die Vertreibung als Beleg für einen mutmaßlich verwerflichen Charakter der israelischen Armee zu nehmen, halte ich für äußerst fragwürdig: Die Vertreibung war eine tragische Folge der besonderen Lage der Juden kurz nach der Shoah. Eine Überreaktion mit gewaltigen Folgen. Richtig ist: Israel muss früher oder später die politische Verantwortung übernehmen.
Ich habe mir Gedanken in einer anderen Richtung gemacht: Die Macht der Bilder. Und das, lieber Schlesinger, ist seit Riefenstahl ein offenes Buch, seit Man Ray eine Frage der Montage und seit photoshop ein Beritt für jedermann.
***** und dann gibt es noch diese zutreffende Analyse Hans Mommsens von der "dünnen Patina bürgerlicher Moral", an deren Oberfläche die Empörung wüte, während es darunter ,motivational betrachtet, finster zugehen könne.
Bitte meine Argumentation nochmals verfolgen. Dann sollte sich Ihr reklamierter Widerspruch auflösen. Denn mit dem Verweis auf die Sonderbataillone geht es gerade nicht darum eine mehr oder weniger beliebige (weitere) Untat darzustellen, sondern eine, anhand derer man strukturelle Unterschiede festmachen kann.
Im einen Fall die "üblichen" Brutalitäten infolge eines zermürbenden Konflikts, im anderen Fall eine flächendeckende Anweisung zur Brutalität.
Ihre Formulierung "Sondereinsatz um systematisch bestimmte Gruppen en masse zu töten" ist mehr als unpassend. Sie stellt eine Beziehung zwischen einem singulären Massaker und einer systematischen Tötungsmaschinerie her. Im übrigen befand sich Ben-Gurion - mithin das "offizielle Israel" - im Dauerstreit mit Menachem Begin. Insofern ist der Vergleich doppelt unpassend.
Ihren Hinweis auf Wehrmachtsbeschimpfung verstehe ich nicht. Ich bezog mich klar auf die Sondereinheiten, wobei z.B. der berüchtigte Kommissarbefehl auch an reguläre Einheiten ging. Nicht zuletzt hat die Wehrmachtausstellung trotz aller vorhandener Mängel gezeigt, dass die Weste der Wehrmacht alles andere als rein war. Aber das ist off topic.
Ein grundsätzlich spannendes Thema, da das Photo um das es hier geht objektiv betrachtet eine starke Bildsprache hat. Möchten Sie dazu noch etwas ausführen?
Man kann den Knochenbrecher-Satz ja beliebig verurteilen, aber "faschistisch"? Nee...
Brauner und schwarzer Faschismus
Gemeinsam ist ihnen a) eine charismatische, autoritäre Führerfigur, b) die strikte Unterwerfung unter das Führerprinzip und c) der hierarchische Aufbau der politischen Organisation; weiterhin d) das rechtsextreme, offen rassistische und fremdenfeindliche Gedankengut und e) die (in Bezug auf andere politische Überzeugungen) negative Eigendefinition (als antidemokratisch, anti-parlamentarisch, antiliberal, anti-humanistisch etc.).
Solange die Kritik jenseits der Argumente einigermaßen zivilisiert bleibt: immer zu haben. Sie haben trotz Ihrer aufgebrachten "Meldung an die Red." einen Bonus, weil ich eine redliche Motivation sehe (Humanität), und weil meine spezielle Art gewöhnungsbedürftig ist. Die (meisten) Kritiken hier sind auch insofern gut, weil man die Möglichkeit hat, das Gesagte nochmals zu verdeutlichen, auszuholen. Nichts für ungut, schönen Abend, S.
lieber schlesinger, alle armeen der welt sind nicht gleich, aber sie sind alle gleich mörderisch. dafür sind sie da und so sind sie angelegt.
die propaganda gegen den feind soll das gewissen der eigenen leute entlasten und mögliche hemmungen ausschalten.
und von stanley milgram wissen wir seit seinem experiment, dass otto und ottilie normalo bereit ist zu quälen und zu töten, wenn das gewissen passend hergerichtet ist. im krieg gelten verschärfte bedingungen. da sind nicht "bloß" zwei drittel der beteiligten zum quälen und töten bereit. und die ausrasterrate ist entsprechend erhöht.
die kriegsordnung ist die mordordnung.
grüße, hy
Wollte ich anfangen, wüsste ich nicht, wo aufzuhören wäre. Also nur beispielhaft der Beginn dieser besonderen Form der medialen Schlacht bei http://www.cbc.ca/news/yourcommunity/2012/11/israeli-soldiers-shock-the-web-with-smiling-instagrams.html wozu das hier Diskutierte sozusagen den Höhepunkt des Horrors darstellen würde, bevor Blutspitzer das Objektiv zumachen. Dann der Gedanke, dass die Optik des Scharfschützengewehrs dem ähnlich ist (einschl. rotem Stellschalter links) wie das bei wikipedia verwendete unter http://en.wikipedia.org/wiki/File:Sniperscope.jpg ; ein durchaus „inspirierendes“ Moment. Und der Umstand, dass Farbtiefe, Kontrast und Belichtung der hier diskutierten Aufnahme unschlüssig sind. Es drängt sich http://en.wikipedia.org/wiki/Muhammad_al-Durrah_incident auf, zumal auch der account, zu dem das Bild hochgeladen wurde, einige Anomalien aufweist.
„In den Rücken schießen“ erreicht als ohnehin feige Tat ihre Talsohle durch die Suggestion, dass es sich dabei um ein Kind handeln würde. Dass die Intifada-Blog-Plattform damit als erste hausieren gegangen ist, ist daher nicht weiter verwunderlich.
Diese „wenn & aber“ alleine in technischer Hinsicht abzuklären wäre eine der Aufgaben zur Absicherung Ihrer und der Befunde von Emran Feroz.
Ich bin Ihnen und Anne Mohnen dankbar für Ihre Kommentare. Hellt den Sonntagabend für mich doch sehr auf.
Eine gute Woche und freundliche Grüße an Sie beide.
Dachte zuerst Sie wollten etwas zur Bildästhetik sagen, weil Sie auf Riefenstahl verwiesen haben. Es geht also um die "Echtheit" der Aufnahme. Bin mir nicht sicher, ob das in diesem Fall so spannend ist. Ginge es um eine Beweisführung, weil ein Junge erschossen wurde o.ä., dann läge der Fall anders.
Ich meine nicht, dass just dieses Photo, selbst wenn es gefälscht sein sollte, angesichts der vielen Tausend kursierenden und täglich neu kommenden Bildern auch nur den geringsten Unterschied ausmachen würde. Sie spielen auf "Pallywood" an? Nun ja, da darf man sich sicher sein, dass beide Seiten machen, was in ihrer Möglichkeit steht. Kann man wie bei einer mathematischen Gleichung herausstreichen.
Da aber jeder Scharfschütze der Welt sein Zielfernrohr über alles mögliche gleiten lässt und sich dabei ganz gewiß der Versuchung ausgesetzt sieht, einmal abzudrücken auch wenn es nicht notwendig ist, kann man das Ostrovski-Photo als "prototypische Situation" nehmen, und die Debatte führen, ob das nun als Indiz für die Amoralität der IDF (oder einer anderen Armee) gelten kann.
"Was nun das Photo Ostrovskis anbelangt hat es geradezu Potenzial eine Ikone zu werden.
Warum? Kaum lässt sich ohne explizite Gewaltdarstellung prägnanter zeigen, wie verlogen das ganze Gerede von moralisch sauberer Kriegführung ist."
Zustimmung! Bleibt aber doch die Frage: Brauchen wir, gerade deswegen, solche Bilder?Von Zeit zu Zeit haben wir ja, ganz plötzlich, einen Skandal, weil die Beschützer von Brunnenbohrungen auf Leichen urinierten o.ä. Grausiges taten. Ist dann plötzlich doch Krieg mit entnervten und entgrenzten Soldaten? Oder sind das nur Ausnahme-Ungeheuer, wie sodann stets behauptet?
Sie überraschen mich. Sie und Feroz haben ausdrücklich dieses eine Bild zum Anlass für Blogs genommen und nun schreiben Sie: „Ich meine nicht, dass just dieses Photo … angesichts der vielen Tausend kursierenden und täglich neu kommenden Bildern auch nur den geringsten Unterschied ausmachen würde.“ Was war es dann, was Sie bewegt haben mag?
In die Logik von Propaganda passt in Fortführung der letztes Jahr ausgebrochenen bildlichen Selbstsicherheit einzelner IDF-SoldatInnen nun auch die „in der Auswahl ihrer Ziele“ – das ist die Message des Pics, die genau deswegen weniger in die Wirklichkeit passen würde. Auch Abu-Ghraib ist nicht zuerst wegen der Methoden zum Skandalon geworden, sondern durch die bildlichen wie bildhaften Zeugnisse. Vorliegend gibt es für mich als Betrachter einige Elemente, die die Echtheit der Abbildung ernsthaft zweifelhaft machen.
Bildästhetik habe ich mir seit Oriana Fallaci und dem Vietnam-Krieg abgewöhnt; es ist das eigene, voluntative Element Riefenstahls, das ich immer meine und das auch später in ihrem Masai-Band zu Tage getreten ist.
werter herr schlesinger! danke fuer ihren klaerenden kommentar. ihre zitierten stellungnahmen kannte ich nicht.
leoanarchico
Seien Sie überrrascht. Das Bild bzw. der Beitrag Feroz' war ein Anlaß. Motiv und Gegenstand für mich war, die moralische Empörung über die angebliche Monstrosität des Bildes zu befragen.
Werter crumar, Ihr "Und Sie reden von Moral?" zeigt mir, dass ich leider nicht imstande war meinen Text so zu schreiben, dass Sie verstehen worauf ich hinaus will. Mein Text ist ein Anti-Moral-Text. Wir reden aneinander vorbei, aber das kommt vor.
Das ändert nun nichts daran, dass Sie sich ganz schön verbiegen, um nicht akzeptieren zu müssen, dass die Christen-Phalange das Massaker verübt hat. Denn die trugen ja (angeblich) israelische Uniformen. Mit Verlaub: das ist ein absurdes Argument. Die Vergewaltiger und Mörder haben sich sozusagen indoktrinieren lassen, die Palästinenser hundertfach abzuschlachten?
Ihre Wut über das Massaker teile ich. Ihr Versuch, das mehr oder weniger vollständig Israel anzulasten, umd es als das Zentrum des Übels zu verorten, und alle übrigen als Opfer und Leidtragende, halte ich für äußerst bedenklich.
Werter Crumar, dann bitte ich darum, die von Ihnen gelieferten Daten auch 1:1 zu nehmen, und nicht in Ihrem Sinn zu interpretieren. Oder aber die Interpretation als solche auszuweisen, und nicht als "Fakt" anzugeben.
Denn auch in Ihrem weiteren Wiki-Beitrag steht nicht "Die IDF hat das Massaker durchgeführt." Auch nicht: "Sharon hat Anordnung gegeben, Greueltaten zu verrichten".
Dagegen haben Sie aus Ihrem Wiki-Artikel unterschlagen: "According to Ariel Sharon and Elie Hobeika's bodyguard, the Phalangists were given "harsh and clear" warnings about harming civilians." (Auf Sharons Aussage gebe ich keinen Pfifferling.) Interessanter ist die des Hobeika-Mannes, schließlich war jener einer der Kommandeure beim Massaker.
Sie müssen mich nicht von zahlreichen fragwürdigen Aktionen Israels überzeugen. Dazu habe ich auch auf dem Freitag zum Mißfallen einiger manches verfasst.
Ich kann aber auch nach Ihrem letzten recht langen Beitrag nicht nachvollziehen, warum Sie die Reihenfolge Ihrer Wertung umdrehen müssen. Statt sich länglich über die auszulassen, die das Massaker durchgeführt haben, konzentrieren sich alle Ihre Beiträge auf die, die es zugelassen und unterstützt haben. Die Phalange als willenlose Puppen? Dann kennen Sie diese Leute schlecht.
Wir kommen auch vom Thema ab. Zur Erinnerung: Es geht nicht um den Nahostkonflikt, sondern um die Frage, inwieweit das Bild Ostrovskis an sich amoralisch ist, bzw. es dazu taugt, die IDF als besonders verachtenswerte Armee zu bezeichnen.
Dazu habe ich auf das von Palästinensern verübte Massaker von Damour bzw. das de facto von Christen verübte Massaker in Sabra & Shatila verwiesen. Beide sollten Indiz genug sein Vorsicht walten zu lassen bzgl. isolierter Aussagen zur Amoralität der IDF (oder eines Scharfschützen).
Das kaum minder schwere von Christen verübte Massaker an Palästinensern in Tel Al-Zatar ist großteils von Arafat zu verantworten. Robert Fisk:
"Arafat is a very immoral person, or maybe very amoral. A very cynical man. I remember when the Tal-al-Zaatar refugee camp in Beirut had to surrender to Christian forces in the very brutal Lebanese civil war. They were given permission to surrender with a cease-fire. But at the last moment, Arafat told his men to open fire on the Christian forces who were coming to accept the surrender. I think Arafat wanted more Palestinian "martyrs" in order to publicize the Palestinian position in the war."
Die Zynismen dürften sich die Waage halten zw. Israelis und Palästinensern. Nur macht es einen gewaltigen Unterschied, dass der eine Zyniker eine F16 hat und der andere eine Kalashnikow.
Wir "brauchen" solche Bilder eher nicht. Aber da es nun mal in der Welt ist...
Wie gesagt: Wenn hinter der "natürlichen" Normalverteilung an Brutalität eine fördernde, lenkende, gutheissende Kraft steht, sind es eben keine Ausnahmeerscheinungen wie die idiotischen dt. Totenkopf-Prahl-Soldaten, sondern Ergebnis der höheren Politik mit der Folge systematischer, fortgesetzter Folter und Herabwürdigung in Abu Ghraib, Guantanamo, Bagram.
Was Ihre allgemeinen Ausführungen zur Rechtstendenz, zum Abbrennen von Olivenbäumen, zu Übergriffen der Siedler, zum Recht des Stärkeren, zu Sabra & Shatila etc.pp. anbelangt, habe ich recht ähnliches ausgeführt, wenngleich in anderem Ton.
Daher ist Ihr Anrennen gegen vermeintliche Versuche von mir, die IDF oder Israels rechtskonservative Politik auf unvertretbare Weise in Schutz nehmen zu wollen einigermaßen kurios.
Das könnte daher rühren, dass Sie den Dreh- und Angelpunkt in meinem Blog noch nicht gesehen haben, sondern nur eine Art Rechtfertigung der IDF wittern, wogegen Sie angehen wollen.
Vielleicht ein letzter Anlauf meinerseits:
Ginge es um die Debatte "Wie halten Sie es mit der politisch-gesellschaftlich-militärischen Entwicklung in Israel", dann würde ich sinngemäß meine o.g. Blogbeiträge anführen, die nicht Welten von Ihrer vorangegangenen Beschreibung abweicht.
Wogegen ich einiges einzuwenden habe, ist jeden Anlass als Beweis dafür herzunehmen, wie übel es in Israel zugeht.
Das Bild Ostrovskis besagt für sich genommen (!) nicht mehr und nicht weniger als Ein Spinner zielt auf einen Jungen und kommt sich groß vor, das Bild zu posten.
Ist das schön? Nein. Idiotisch. Meinetwegen auch brutal.
Aber dann brandet alles, was man über Israel weiß und zu wissen glaubt in dieses Bild hinein (inklusive Sabra und Shatila).
Und siehe da: Wir MÜSSEN es mit einem dieser IDF-Freaks zu tun haben! (Wahrscheinlich ist dieser Ostrovski wirklich ein Freak, aber genau das betrifft ja mein Argument der "Normalverteilung" an Freaks).
Auf FB und anderswo ist das doch prima zu beobachten: Jegliches Bild wird selbst ohne Erläuterung bereitwillig als Beleg akzeptiert, wie es um die jeweils andere (!) Seite bestellt ist. Das leistet nur der Vernebelung Vorschub.
Beim Mavi-Marmara-Vorfall war das gut zu beobachten: "Alle" haben im Vorfeld gewußt, wie Israel reagieren würde. Dann kam der Angriff , und ab der ersten Minute war klar, dass nur Israel allein schuld sein konnte. Bitte nun keine "Beweise", ob Israel schuld war: Dass man aber der ersten Minute (und lange zuvor) die Schuldfrage beantwortet hat, ist beachtenswert und bedenklich, ebenso wie das Photo einen sofortigen Beißreflex ausgelöst hat.
Grüsse, S.
Schon richtig - wenn gar die scheußlichsten und geächtetsten Ausfälle noch auf Geheiß von "ganz oben" geschehen (wir erinnern uns an Rumsfeld) ... Gleichwohl ist es ja gerade auch eine Augenwischerei, wie jahrelang in Deutschland angesichts "unseres" Einsatzes in Afghanistan ("kein Krieg" nur "Absicherung von Brunnenbohrungen" u.ä.), der einen Skandal von mit Totenköpfen prahlenden Soldaten erst so richtig entstehen lässt. Dann wird von natürlich streng zu untersuchenden "Einzelfällen" geredet und damit die ja eben doch höchstbelastende und angespannte Situation kleingeredet. Ich will diese Soldaten damit mitnichten in Schutz nehmen! Aber ich glaube auch nicht an die Märchen vom ritterlichen Soldaten oder dass diese jungen Burschen wirklich hinreichend auf dieses Einsatzgebiet vorbereitet sind, ganz zu schweigen von der Begründung ihres Einsatzes, bzw. überhaupt vorbereitbar sind. Ein Austicken wird immer wieder vorkommen. Auf die reale Situation der Konfrontation, v.a. der mit dem Tod, kann man eben kaum vorbereiten. Krieg führt nunmal zur Entmenschlichung und entgrenztem Handeln!
Werte Rosarenia, nun muss ich Ihnen leider deutlich sagen, dass Sie den Blog nicht verstanden haben. Sie (und Crumar) wollen über den Konflikt debattieren und ziehen dazu die Vorgänge an sich heran. Darum ging es im Blog nicht. Es geht um einen Anteil "üblicher" Brutalität, die sich "normalverteilt". Es geht um den Teilaspekt menschlicher Brutalität in den Vorgängen.
Mein Plädoyer würde demnach lauten: "Zieht diesen Anteil normaler Brutalität auf beiden Seiten ab." Nicht jedes Vorkommnis, nicht jedes Bild ist Beleg für die besondere Amoralität der einen oder anderen Seite. Wenn Sie zu dieser Abstraktionsleistung nicht in der Lage sind, tut es mir leid.
Was Sie als schwimmen bezeichnen ist nichts anderes als der verzweifelte Versuch dem anderen klar zu machen, dass er Antworten und Argumente für eine Debatte liefert, die ich im Blog so nicht vorgelegt habe. Nicht in jeden Blog zum Nahen Osten muss man den ganzen epischen Konflikt hineinpressen (auch wenn es in den Kommentaren oft darauf hinausläuft).
Was ich mir abschliessend wünschen würde: Sie debattierten mit ed2murrow und anne mohnen über meine Pro-Israel-Linie. Da wäre ich allzu gerne Zu-Leser :-)
Abgesehen davon sehe ich mich tatsächlich pro-Israel. Und pro-Palästina. Dass dann mit schöner Regelmäßigkeit Anwürfe aus beiden Lägern kommen, weil man es auch mit den anderen hat ist das normalste der Welt. Wäre es anders, würde ich mich sorgen. Da haben es "meinungsgefestige" Leute wie Sie oder eben eine anne mohnen leichter: sie schmiegen sich in die Wärme Ihres jeweiligen Nestes.
Richtig ist Ihre Rüge was eine antwort an crumar anbelangt, statt "Ton" hätte ich "Formulierung" schreiben müssen. Bis demnächst! S.
streiche "Ton", setze "Formulierung". Entschuldigung!
@Redaktion
Sie haben zwei meiner Kommentare "versteckt".
Das geschieht üblicherweise bei beleidigenden oder inhaltlich nicht akzeptablen Beiträgen.
Der Vorwurf Rosarenias lautete "Relativierung" der Untaten Israels. Das ist absurd.
Oder wird hier seitens des FREITAG das wiederholt, was im Historikerstreit Habermas & Co. peinlicherweise aus lauter political correctness und sonstigen moralverliebten Motiven gegenüber Prof. Nolte an den Tag gelegt habent? Nämlich eine hysterische Anklage aufgrund dessen nüchternen Strukturvergleichs zwischen Holocaust und Gulag? Für so begrenzt habe ich den Freitag bislang nicht gehalten.
Ich erwarte eine Begründung.
Diese immergleiche Empörungsmasche, die eigentlich längst abgestanden sein müsste und trotzdem munter immer weiter sprudelt, die erzeugt die Aufmerksamkeit hier!
Das fasst es doch recht schön zusammen. Besonders unangenehm fallen mir Versuche auf, in einer Diskussion mit Punktvergaben wie "jämmerlich" oder "erbärmlich" auch gleich noch die Rolle der Jury zu übernehmen. Von daher ist das eine Diskussion, die ich lieber meide. Jedenfalls bis die Aufmerksamkeit für solche Diskussionsbeiträge erheblich nachlässt.Aber für Herrn Schlesinger als Autor ist das keine Option - das ist für mich nachvollziehbar.
dürfte - Konjunktiv.
Nachdem sich der Soldat auf seinen anderen Bildern als Obermacho zeigt, kann man annehmen, er will sich mit diesem nicht zum Botschafter des Friedens machen. Die "Anklage" muss man selbstverständlich nicht sehen, man kann sie sehen. Ich sehe ein Bild, wie es normaler im Krieg nicht sein könnte. Und diese Normalität ist eine Anklage.
Werte Elisrea, Sie stellen eine sehr merkwürdige Frage. Als kürzlich die Augstein-Antisemitismus-Debatte stattfand und hier gefühlte 50 Blogs geschrieben wurden und letztlich alle ums selbe Thema kreisten: Haben Sie die 49 Folgebeiträge befragt, warum sie sich nicht dem ersten in der Debatte angeschlossen haben? Wo soll die Grenze dabei sein? Fragen Sie demnächst, warum neuderdings EF hier Blogs über Israel schreibt, wo Schlesinger das doch tut, und ob EF jenem das Publikum wegnehmen wolle?
Im übrigen gehe ich davon aus, dass die Leser dieses Textes dem ausdrücklichen Hinweis am Anfang folgen und den Blog Emran Feroz' auch lesen.
Ihrer Formulierung zufolge gefällt Ihnen mein Text nicht: So seien Sie doch froh, dass der Löwenteil der Kritik hier aufschlägt und nicht bei EF.
Zuletzt: Jeder hat doch völlige Freiheit zu kommentieren wo er will. Beim besten willen wüsste ich nicht wie man es hier anstellt jemandem die Leser abzuluchsen. Wenn ich das wüsste, würde ich an einem Bestseller schreiben. Gruesse, S.
Dass ein Gutteil an KommentatorInnen in Laufe einer Debatte, die ihnen nicht das ersehnte Ergebnis bringt, ins Persönliche wechseln und gegen den Kontrahenten ihre Küchenpsycholgie loslassen nehme ich amüsiert hin.
Spricht aber für Sie, dass Sie zum Schluss erkannt haben, dass mein Blog nicht um das ging, gegen das Sie angerannt sind. Ich trags Ihnen nicht nach, im Gegenteil. Gruesse, S.
Werter Crumar, würde ihre Darstellung ohne Beziehung zu diesem Blog stehen , würde ich Ihnen ja in vielen Dingen zustimmen. Nun habe ich in mehreren Anläufen versucht, Sie dahin zu führen, dass wir hier zumindest über dasselbe streiten. Das tun wir aber nicht. Sonst würden Sie mir nicht Relativierung unterstellen.
Sie schildern beim Stichwort Sabra & Chatila den ganzen politisch-militärischen Komplex, während mich ausgehend vom Blogthema "nur" der Aspekt Brutalität des Individuums interessiert.
Daher reden wir fortgesetzt aneinander vorbei. Ich könnte einen neuen Blog eröffnen zu S/C, aber dann würde ich einen anderen Text vorlegen, über den Sie wahrscheinlich nicht mit mir streiten wollten.
Auf meinen letzten längeren Kommentar an Sie haben Sie nicht geantwortet. Einen weiteren Anlauf hab ich leider nicht parat. Haben Sie diesen Erklärungsversuch gelesen?
Puh, Sie sind aber nicht undercover hier und wollen mich durch größtmögliches Lob schlecht aussehen lassen? Sie müssen wissen, dass es hier eine eingefleischte community gibt. Die Sitzordnung steht sozusagen fest. Seniorität spielt eine Rolle, Kommentarhäufigkeit in möglichst allen Rubriken ebenso. Rudelzugehörigkeit vielleicht am wichtigsten. Als "Neuling" zu kommen, wie Ihnen Elisrea soeben attestiert hat, und sich gleich so aus dem Fenster zu lehnen kann ganz schön heftige Reaktionen mit sich bringen :-) You have been warned. Viel Spaß noch!
Sie haben nicht zufällig ein alter ego, weil Ihre persönlichen Diffamierungsversuche so stark denen von Sie-wissen-schon ähneln?
"Wodurch hat er sein – jedem gesunden Menschen – angeborenes Mitleid verloren?"
Angesichts der letzten meinetwegen 5000 Jahre Menschheitsgeschichte, die aus unendlich mehr Brutalität als aus Harmonie besteht lese ich diesen Satz als den Versuch, sich den Menschen gut zu denken.
Lese grade Yoram Kaniuks "1948", in dem er über den damaligen Krieg berichtet und einen Mitkämpfer (weitgehend) zurecht sagen lässt "Im Krieg gibt es keine Moral. Das ist was für Professoren."
Sobald ein Krieg / ein harter Konflikt von der Leine ist, sind Phänomene wie Ostrovski das normalste, das man sich denken kann.
Moral ist ein schönes, ergiebiges Gesprächsthema bei einem Glas Wein. Im Krieg ist sie fast ganz weg (Serbien, Ruanda, Irak,....; im Zivilleben kann sie überraschend schnell bröckel, etwa im Betrieb, wo sich Kollegen auch schon mal ohne Maß aufs Schärfste bekämpfen.Oder in Blogs, wo man zur rettung der Welt den anderen mit allem überhäuft, was einem gerade einfällt).
Wie wertvoll kann demnach eine moralische Empörung sein, die sich auf einen (weitgehend) amoralischen Ausnahmezustand bezieht?
Mich interssieren daher weniger die einzelnen Täter oder Brutalitäten, die im Krieg so naturgemäß auftreten wie ein kalter Regen im Sommer, sondern die übergeordneten Kräfte, die (oft unnötig) die Schleusen zum "Krieg" öffnen, und damit all das in gang setzen, was in diesem Beitrag an Scheußlichkeiten angeführt wurde.
Die Möglichkeit, dass man sich tendenziell nur als Nicht-Israeli den Luxus leisten kann, beiden Parteien wohlwollend gegenüberzustehen, halten Sie für ausgeschlossen?
Ein Luxus, der sich hier nur selten geleistet wird, wie das Gegeifere unter Ihrem Blog (für den vielen Dank, gern gelesen) mal wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt. Soviel Abneigung muß man sich erst mal verdienen. Ich fand übrigens noch nie, daß Ihre Schreibe gewöhnungsbedürftig ist, sondern finde sie gut, fertig bin ich.
Sehr freuen würde ich mich, wenn Sie nach Ende Ihrer Kaniuk-Lektüre '1948' ausführlich rezensieren würden *wimperklimper* um den Eindruck von der Verbalnutte noch ein bißchen zu stärken...;-)...
Die Rezension steht tatsächlich auf der Agenda... Gruesse, S.
Sie haben mich mißverstanden. Wie Sie das meist zu tun pflegen.
Das mit der "Verbaln..." hatte ich gar nicht gelesen. Als Zyniker genieße ich im Grunde das Schauspiel, wenn selbsternannte idealisten das Letzte an Geiferpotenzial aus sich herausholen, um ihrer guten Sache zu dienen.
Anlässlich dessen kommt mir die Idee vielleicht mal etwas über Thomas Mann zu schreiben. Über den Zweck, die Form zu wahren, auch wenn man kein Engel ist. Hat das Potenzial oder ist das langweilig?
Da Sie mich so nett und unaufgeregt fragen:
Ohne das Bild gäbe es diesen Blog nicht...
Was Bild 1 anbelangt: Fragen Sie die Red.
Das Bild kann meinetwegen gefälscht sein. Betrifft die Zielrichtung des Blogs nicht.
Na und ob das Potential hat! Ob es aber verstanden wird?
Um Ihre giftigen Groupies bei Laune zu halten, könnten Sie sich aber auch Joseph und seine Brüder vorknöpfen und im erweiterten Nahost-Thema verweilen. Nicht, daß die ohne ihre Israel-Dosis auf Entzug kämen und gar noch bösartig würden.
ElisReas Verbalnutte reizte mich als Wortschöpfung sehr zum Kichern und ich dachte, ich werfe mich Ihnen mal verbalnuttig wimpernklimpernd vor die Füße, um Sie zur Kaniuk-Rezension zu bewegen. Wie schön, daß Sie die sowieso auf der Agenda haben - na, dann stehe ich wohl mal wieder auf...;-)...
Ich bin ja bekennende Hörbuchsüchtige: kennen Sie denn Thomas Mann, gelesen vom darin sehr fleißigen Gert Westphal? Alle ein Traum in Tüten, ehrlich.
Kann nur zu 2 Punkten etwas sagen.
zu 1.: von Natur aus nicht entweder "gut" oder "böse", sondern potenziell alles dazwischen auf einer möglicherweise unendlich fein unterteilten Skala.
zum letzten Absatz, wg. Instanz, die zw. Gut & Böse unterscheidet. Hängt eng mit 1. zusammen. Ja, wer sie hat, hat sie (=Empathie; ähnlich skalenverteilt wie oben). Wem sie fehlt, den lässt ein Mord kalt. Sage immer: Große Literaten sollte man nicht zur Unterhaltung lesen, sondern weil man von ihnen wirklich lernen kann. Hier: vgl. Truman Capotes "In cold blood" (Kaltblütig).
Bitte erlauben Sie mir eine Frage: was ist die Natur des Menschen?
sowohl-als-auch: ja! Hatte ich unterschlagen. Dito, vielleicht das nächste mal mit weicheren Bandagen? Gruesse S.
Dann bin ich nicht mehr bersorgt, Sie haben das Zeug zum Überleben. [smileysurrogat] Gruesse, S.
Zu Ihren Feststellungen zu "auch anders", "Empörung" etc.: Nicht exakt meine Haltungen, aber sie scheinen mir möglich, insofern kein Disput. Ihre abschliessende Frage führt natürlich in ein weites feld. Vielleicht ein neues Thema. Von Ihnen, als Aufschlag?
Toll, jetzt hab ich ein mieses Gewissen. Eins davon war vor ~ 2 Jahren ein Geschenke, aber... Ok, ich hörs mir ja an. Verbalnuttig wimperklimpernd. Das ist echt gut.
Unsinn, Sie haben einen Genuß vor sich, Spitze für doofe monotone Arbeiten oder lange Autofahrten.
@Earendil_A ...;-)...
Schon überzeugt.
Menschen für genetisch friedlich determiniert zu halten, halte ich für eine sehr rührende, aber leider ebenso falsche Annahme. Was Menschen tun, ist ihre Natur, mit einer Bandbreite von friedfertig und empathisch bis zerstörerisch und darin enorm phantasievoll.
Ich finde das übrigens weit näher am Thema als so manchen anderen Beitrag hier. Die Natur des Soldaten Ostrovski würde ich mir im Hinblick auf das Geprotze mit dem Zielenkönnen auf einen palästinensischen Jungen bei Instagramm mit spätpubertärem Verhalten erklären.
Da in Kriegen, Konflikten, Besatzungen in der Regel nicht die gesetzten älteren Männer in vorderster Front auftreten, wäre so auch der Bogen zu Schlesingers Blog geschlagen: in allen Kriegen wird die fehlende Erfahrung, damit die mangelnde Furcht junger Männer, gepaart mit alterstypischer Gockelei instrumentalisiert. Und zwar von gesetzten älteren Männern, die ihre eigenen traumatischen Erfahrungen, ihre eigene Barbarisierung durch Töten und Sterben rückwirkend glorifizieren. Statt sich in professionelle Behandlung zu begeben.
auch @Elisrea (man kann ja unterschiedlicher Meinung sein).
Na so langsam wird ein Schuh daraus. Was für eine Freude, dass jemand am Thema interessiert ist.
Folgendes war mein erster Gedanke, als ich in der ersten Intifada die jungen Burschen am Damaskustor* lümmeln sah, einer lässig mit einem amerikanischen M16, der andere protzig mit einem Gaskartuschen-Gewehr behängt. Das Barett keck in Gesicht geschoben, Augenbrauen hoch, und so haben die Grünschnäbel die Leibesvisitationen an den Jungen, Älteren und Greisen vorgenommen.
Sagte ich zu meinem Begleiter: Das ist kein Zufall, dass sie hier die Jüngsten hinstellen (schließlich gibt es auch Ältere in der Armee). Die Jungen lassen es raushängen, die alten und noch lieber die jungen Araber wurden ein bisschen bedrängt, geschubst, und wehe einer hat nicht mit sich machen lassen. Dann war er von einem Pulk von zehn Soldaten eingekreist. Das war ein Schauspiel, das wir uns einen ganzen nachmittag ansahen.
Und ich füge an: Hat streng genommen nichts mit der IDF zu tun. Diese Logik kennen auch andere politischen und militärischen Führer und nutzen sie seit jeher aus. Auch das wird in Yoram Kaniuks 1948 ausgiebig thematisiert, aber ich greife nicht vor.
* Damaskustor: der neben dem Jaffator wohl belebteste Zugang zur Altstadt in Jerusalem.
Da mir noch keine bessere Erklärung über den Charakter des Menschen über den Weg gelaufen ist als die, die Schopenhauer in seiner Preisschrift zur Freiheit des Willens dargelegt hat, stimme ich diesem Satz zu. Während der Erziehung kann noch ein bisschen Schminke angelegt werden, und machmal trägt das durchs ganze Leben (wenn alle mitspielen).
Nicht aber dann, wenn eine Situation brisant wird. Und gar nicht mehr im Krieg. Womit wir wieder beim Thema wären. Die kulturelle Einrahmung / Rollenerwartung fällt dann weg, und Jungmann Ostrovski nimmt sich die Freiheit und genießt (sein) Hochgefühl, auf einen kleinen arabischen Bastard zielen zu können (Mutmaßung über das, was in ihm vorging).
Hm, ich war zu sehr einer Meinung mit Ihrem Blog, als daß mir diese Bekundung notwendig erschienen wäre. Daß ich am Thema interessiert bin, wissen Sie ja. Mir fehlte schlicht die Lust, mich in die herbeikonstruierten Fehlverständnisse einzuklinken.
Wem es schwer fällt, sich die vorgetragene These ohne die übliche Lagerdenke nicht nur in Israel/Palästina, sondern überall auf der Welt vorzustellen, achte einfach bei der nächsten Demo mal auf Alter und Verhalten der eingesetzten Polizisten - es ist das genau gleiche Spiel. Oder man denke - Extremfall - mal über den Hintergrund von Kindersoldaten nach - warum sie überhaupt Verwendung finden und rekrutiert werden: weil sie keine Angst (aus Erfahrungen gewonnen) haben und nach gezielter Traumatisierung, (wie z.B. dem Mord an ihren Eltern zusehen oder ihn gar vollziehen zu müssen) von kaum faßlicher Skrupellosigkeit sind. Mit den entsprechenden Testosteron-Mengen als junge Erwachsene sind sie dann zu Tötungswerkzeugen erster Ordnung geworden. Danach kann man dann noch ein bißchen über die 'Natur des Menschen' sinnieren und wird womöglich zu gar erstaunlichen Ergebnisse kommen.
Bei der 'moralischsten Armee der Welt' ist lediglich besonders, daß nicht nur so gut wie alle Männer, sondern auch so gut wie alle Frauen Wehrdienst leisten und dabei barbarisiert werden, es also kein rein männliches und auf Testosteron-Überschüsse zurück zu führendes 'Können' ist - man denke an die posende Soldatin vor gefesselten und mit Kapuzen verhüllten Gefangenen und deren Foto vor einiger Zeit.
Über die Folgen der Barbarisierung von und für Frauen gibt's Ihren extrem lesenswerten Blog zu 'To see if I'm smiling', wobei es überaus bedauerlich ist, daß dieser Film online nicht mehr verfügbar ist, hier ein Schnipsel daraus.
Ja: Kindersoldaten. Junge Polizisten. Mädels in Uniform: "sexy & stark"?
Was soll ich sagen. Passende Fortführung. ? Oder Gute Ergänzung. ? Oder Danke dafür, dass ich mich nicht auf einer einsamen Insel fühlen muss, von der aus ich den text geschrieben habe. ? Die ersten beiden wären zu schwach, das letzte eindeutig melodramatisch. Da bleibt mir in meiner Hilflosigkeit nur diese herzliche Überheblichkeit: Kluges Mädchen!
Soll ich Ihnen gelegentlich ein Boot vorbei schicken, auf Ihre einsame Insel? Das war jetzt ja bloß eine Flaschenpost. Herzliche Überheblichkeit kriege ich auch am späten Abend noch hin...;-)...
Interessant finde ich den Punkt der Sexiness an solchem Verhalten und auch von Militär generell. Man könnte nun ohne Ende über Gewehre etc. als Penisverlängerungen räsonnieren, *gähn*, was mich aber bei Bildern von Kriegern immer wieder umhaut: die sehen alle so sexy aus! Zumindestens, bevor es allzu blutig, staubig und unordentlich wird. Es ist reine Popkultur. Bis es furchtbar ernst und unabänderlich wird.
Daß Mädchen einen Crush auf Soldaten und viele Jungs auch einen auf Mädchen in Uniform haben, ist vermutlich auch zu allen Zeiten, in allen Gegenden der Fall und das hat wohl schon mit dem 'können' zu tun. Sprich: Macht zu haben, töten zu können. Welche Rollen Uniformen für Sexiness spielen, wäre ein weiteres interessantes Thema - ob da womöglich eine Art omnipotenter Mann, eine austauschbar verfügbare Frau zu Tage tritt? Bevor ich jetzt aber noch bei den feuchten Höschen angesichts paradierender Soldaten und auf Reichsparteitagen lande, hacke ich mal lieber ab.
Edit: Interessant finde ich den angestrebten Punkt der Sexiness an bei solchem Verhalten und auch von beim Militär generell.
So Kinners, Pause ist um, alle haben Ihren Spaß gehabt - he, Ihr da hinten hört auf zu raufen! Rosa, zieh den Schlesi nicht immer so an den Haaren, wie oft soll ich das noch sagen?! - und jetzt huschhusch zurück ins Klassenzimmer!
Da Sie angegeben haben schon ein deutlich älteres Semester zu sein - ich sei Ihnen gegenüber ein Jungspund - möchte Ihnen aufs Alter bezogen eine sehr ernste Frage stellen: Meinen Sie
Statt auf Abbrechen auf Absenden geklickt... Frage wird nicht ausformuliert. Storno.
Storno war ein Fremdwort, Herr Schlesinger. Das wurde offenbar nicht verstanden.
Ach Rosarenia, es stünde Ihnen ja frei, Kraft Ihrer Altersweisheit den allumfassenden und gänzlich nebelfreien Blog zu Israel/Palästina zu verfassen und darin das für Sie eigentliche Thema und die Ihnen relevanten Fragen in aller Ausführlichkeit zu erörtern. Ein Blick auf Ihr Profil zeigt jedoch: diese Mühe haben Sie sich bisher nicht machen wollen. Lieber zertrollen Sie eine Diskussion und denunzieren deren Teilnehmer. Nuja, es scheitert wohl eben jede/r, so gut er/sie nur kann.
Sie haben aber in einem Punkt ganz recht: ich schätze Schlesingers Blogs und tausche mich gern mit ihm aus.
Gut oder Böse , Täter oder Opfer sind ja nicht Gegenstand der Analyse eines genetisch bedingten Zustandes . Wenn Israel je nach Stimmungslage zwischen Opfer und Rambo switcht , seine Mossads international ungestraft Kill Bill spielen und sein Militär wie jedes Andere der Welt auch einzelne Phsychopaten ausspeit , darf man es auch nennen was es ist . Ein zur Selbstverteidung bis an die Zähne bewaffneter Player im Spiel geopolitischer Interessen .
Treffend auf den Punkt gebracht. Allerdings: Dass Israel dieser Player ist, hat seine Gründe. Und dafür, dass es diese Gründe gibt, ist Israel gewiss nicht alleine verantwortlich. M.a.W: Israel wurde und wird zu diesem Player auch ein gutes Stück weit gemacht. Das Bekümmerliche ist, dass die Israelis offenbar kein Organ dafür haben, was mit ihnen passiert, wenn die USA als Waffenbruder ausfallen sollten und was ja nicht ausgeschlossen ist. Es wäre nicht schlecht, wenn sie für diesen Fall politisch ein wenig vorbauen würden. Aber das können sie wohl nicht. Und das ist möglicherweise eben doch genetisch bedingt, also unabänderlich.
Danke fürs Lesen! Ihrem "Es stimmt sicher, dass die IDF in ihrer Gewaltanwendung weit nicht so mörderisch ist" stimme ich bedingt zu. Ja, die IDF könnte in der Westbank oder in Gaza noch wesentlich härter zuschlagen, wenn sie wollte. Andererseits hat sie in 2006 aufgrund der Entführung einer Miltärstreife an der Nordgrenze in 34 Tagen als Kollektivstrafe für das Beherbergen der Hisbollah den halben Libanon zertrümmert.
Danke dass Sie sogleich diesen Artikel loben, nachdem Sie sich erst heute angemeldet haben. Nur: haben Sie ihn auch gelesen? Ihr Kommentar scheint mir zu einem anderen Text zu gehören.
Nicht so überschwänglich am Anfang, behalten Sie Ihren Dank noch für sich.
Konkret: Ihr selektives und durchaus sinnverstellendes Zitieren aus meinem Text gefällt mir nicht.
Danle für Ihren Beitrag, der allerdings etwas weit ausholt (off-topic). Ohne dazu eine Debatte lostreten zu wollen: Das Video zum Thema Liberty (durch den isr. Angriff provozierten US-Atomangriff auf Ägypten) ist völlig konträr zu allem vorsichtigen amerikanischen Lavieren und Taktieren gegenüber Jerusalem vor Ausbruch des Krieges. Dazu gibt es reichlich Quellen. Das Video halte ich für aufgeregte Show.
Alles Gute.
Zur Authentizität des Photos: Ja, Soldat Ostrovski und dessen Aufnahme sind real. Haaretz berichtete:
"The soldier, whose actions "are not in accordance with the spirit of the IDF or its values," according to the army, has since deleted his Instagram account.
The IDF said the soldiers' commanders have been informed of the incident, which it said would be investigated.