Iran will die Bombe. Daran dürften keine Zweifel bestehen.
Jede realpolitische Betrachtung muss zu diesem Ergebnis kommen.
Aus Sicht Teherans war man zu oft Spielball fremder Kräfte:
Von den gewaltigen Erdölvorkommen des Landes profitierten jahrzehntelang die Ölgesellschaften der Briten und Amerikaner.
1953 wurde der demokratisch gewählte Präsident Mossadegh durch einen Komplott von CIA und MI5 gestürzt, weil er die Ölindustrie verstaatlichen wollte. An die Macht gelangte der von den USA unterstützte Shah Rezah Pahlawi.
1980, kurz nach der iranischen Revolution des Ajatollah Chomeini überfiel der Irak unter Saddam Hussein den iranischen Nachbarn. Der Irak erhielt Unterstützung durch die USA. Der Krieg dauerte neun Jahre.
Seit der islamischen Revolution Chomeinis sieht sich der Iran von Amerika und Israel bedrängt.
Diese Ereignisse alleine sind ausreichende Gründe für die iranische Führung zu einem Mittel greifen zu wollen, das einen mutmaßlich für alle Zeiten immun macht: Die Atombombe.
Im Grunde war es dieselbe Überlegung, die in den Fünzigern den israelischen Staatsgründer Ben-Gurion dazu brachte, die Bombe zu wollen: Der Suezkrieg von 1956, den Israel gemeinsam mit England und Frankreich gegen Ägypten plante und durchführte, endete in einem politischen Desaster. Die Sowjetunion drohte mit massiven Gegenmaßnahmen. Amerika verweigerte Israel die erhoffte Rückendeckung. Die Aggressoren mussten sich zurückziehen, Israel sah sich plötzlich allein.
Die schon immer schlimmste Befürchtung Ben-Gurions hatte sich zumindest für kurze Zeit erfüllt: Sich ohne mächtigen Partner behaupten zu müssen gegen eine Vielzahl von Gegnern. Daraus zog Ben-Gurion den in Israel bis heute gültigen Schluß: Israel muss sich im Zweifel auf sich selbst verlassen können. Das ging, das geht offenbar nur mit Atomwaffen.
Nun also will auch Teheran die Waffe, die unangreifbar machen soll.
Und Israel will es mit aller Macht verhindern. Realpolitisch ist das nachvollziehbar. Nur: Welchen Preis will man bezahlen, um dieses Ziel zu erreichen?
Gestern lag ein Militärschlag noch in “weiter Ferne“, heute scheint er in greifbarer Nähe. Dieser Tage sollen die Einberufungsverfahren per Mobilfunk-Anruf getestet werden.
Israel wird nur zuschlagen, solange es Washington erlaubt, oder genauer genommen: Solange von den amerikanischen Verbündeten keine ernsthaften Repressalien zu erwarten sind.
US Präsident Obama sind derzeit die Hände gebunden – noch. Er steht im Wahlkampf und braucht zuhause die Stimmen seiner jüdischen Mitbürger.
Alle Welt weiß, wie schlecht es um das persönliche Verhältnis zwischen Obama und Israels Premier Netanjahu bestellt ist. Das könnte sich nach den Wahlen auswirken, wenn Obama in seiner zweiten Amtszeit steht und sich keinen Wahlen mehr zu stellen hat. Dann könnte Obama eine muskulösere Nahostpolitik betreiben.
Andererseits: Was hat Obama bisher dazu gezwungen an Israel mehr Geld zu geben und mehr Waffen zu liefern als jeder Präsident vor ihm? Er hätte das Nötigste tun können, Sparzwänge vorgeben oder politische Abhängigkeiten vorschieben, um die Zuwendungen an Israel auf ein niedrigeres Niveau zu fahren. Das hat er nicht getan.
Der ehemalige Präsident des World Jewish Congress, Edgar Bronfman, schrieb unlängst in der israelischen Haaretz:
Today, President Obama is leading a renewed commitment by the United States to ensure that Israel remains safe and secure, with the independent ability to defend itself from external threats.
Although the United States has a long tradition of providing military support to Israel, under President Obama, financial aid to Israel is at its highest levels ever.
And while many in Washington are calling for budget cuts, President Obama has made clear that domestic belt-tightening would not jeopardize defense funding for Israel.
Entgegen aller Behauptungen, Obama sei Israel gegenüber kritisch eingestellt spricht seine praktische Politik eine andere Sprache.
In Sachen Iran hält sich Washington seit Wochen spürbar zurück. Man beschränkt sich darauf zu mahnen, die Zeit für einen Angriff sei noch nicht gekommen. Obama befindet sich trotz weiterer scharfer Sanktionen gegen den Iran in der Defensive, seit Herausforderer Mitt Romney in Jerusalem klar gemacht hat, er stehe hinter einem Präventivschlag gegen den Iran. Die Obama-Administration hat im Gegenzug dem israelischen Militär mehr oder weniger zugesagt, im Fall der Fälle mit einem neuen 15-Tonnen “bunker buster” unterstützen zu wollen.
Israel will handeln, Amerika kann momentan wenig dagegen unternehmen und Europa ist inmitten der Euro-Krise gleichermaßen teilnahms- wie machtlos. Soll der Krieg kommen, dürfte er vor den US-Wahlen kommen.
Nach dem großen Krieg ist vor dem kleinen Krieg
Israels Streitkräfte im Verbund mit amerikanischer Unterstützung werden einen Präventivschlag weitgehend “erfolgreich” führen können, trotz aller Risiken, die deutlich größer sind im Vergleich zu Israels Angriff auf den irakischen Reaktor Osirak im Jahr 1981. Die Ausschaltung aller oder vieler Atomanlagen wird man mit einem frühen “mission accomplished” quittieren können. Aber was dann?
Iran als regionale Großmacht wird eine derartige Demütigung kaum tatenlos hinnehmen.
Es wird seine Verbündeten dazu anhalten gegen Israel anzugehen, Hisbollah und Hamas allen voran. Gewiss: Schon die letzten Jahre wurden Angriffe von dieser Seite von Teheran mit Geld und Waffen unterstützt. Doch bislang bewegten sich deren Aktionen auf dem Niveau von taktischen Nadelstichen, worauf Israel mit Rundumschlägen reagierte (Libanon 2006, Gaza 2008/09)
Relativ neu ist die Lage im Sinai. Die Kombination aus teilweise demilitarisierter Zone, der nach wie vor nicht stabilen politischen Lage in Kairo und dem noch nicht nicht fertig gestellten israelischen Sicherheitszaun machen die Halbinsel zu einem Einfallstor für terroristische Zellen. Sehr labil ist die Lage an der Grenze zu Syrien beziehungsweise dem syrisch-libanesisch-israelischen Grenzgebiet.
Konventionelle Kriege konnte Israel bislang souverän bestreiten. Irreguläre Kämpfe werden dagegen zunehmend problematischer. Mit jedem Jahr wächst die Gefahr, die von den sogenannten “super-empowered individuals” ausgeht, wie der amerikanische Publizist Tom Friedman die Kombination aus einzelnen Kämpfern plus Waffentechnik nennt.
Die bisherigen Angriffe von Hamas oder Hisbollah gegen Israel waren “niedrigschwellig”, weshalb Israel keine Veranlassung hatte einen regulären Krieg gegen den Iran zu führen. Führt es nun einen Krieg gegen den Iran aufgrund der Atomfrage, hätte Teheran den maximalen Schaden schon davon getragen. Das würde die iranische Führung mit großer Wahrscheinlichkeit motivieren, alle verfügbaren Gruppierungen auf Israel anzusetzen.
Wie könnte Israel “erfolgreich” reagieren, angesichts massiver Attacken aus Gaza, dem Libanon, der syrischen Grenze, dem Sinai?
Alle Nachbarn attackieren? Die Uhren der Nachbarn um zwanzig Jahre zurückdrehen, wie schon einmal in Bezug auf den Libanon ein israelisches Kriegsziel umschrieben wurde?
Die Lösung könnte sein: Lasst den Iranern die Bombe.
Iran wird sich damit so “unangreifbar” machen wie Israel es ist, seit es die Bombe hat.
In Teheran hat man ebensowenig wie in Israel begriffen: Die Bombe nützte in Zeiten des Kalten Krieges, in Zeiten gewaltiger stehender Heere. In Zeiten von Al-Quaida, elektronischer Kriegführung und der Option “schmutziger Bomben” sind es wertlose Relikte.
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Kommentare 26
Iran will die Bombe. Daran dürften keine Zweifel bestehen.
Doch, daran dürfen Zweifel bestehen. Für sehr denkbar halte ich ein Szenario, zwar alle Möglichkeiten zum Bau der Bombe zur Verfügung zu haben, sie aber deswegen gar nicht erst bauen zu müssen - für ein Gleichgewicht des Schreckens á la Kalter Krieg reicht das völlig aus. Zu dieser Überlegung kam sogar der Berufs-Transatlantiker Josef Joffe in 'Die Bombe im Regal':
'Die Iraner gehen 95 Prozent auf dem Weg zur Bombe. Das heißt: Sie produzieren waffenfähiges Iran und Plutonium. Sie meistern den komplizierten Produktionsprozess (so einfach wie es in den Medien manchmal dargestellt wird, ist der Bau nicht). Sie schaffen also das komplexe Zusammenspiel von Zündern, Urananordnung, Neutronenschild und konventionellem Sprengstoff (der die Kettenreaktion auslöst). Sie bewältigen die Miniaturisierung, damit das alles auch auf eine Rakete passt. Und dann verzichten sie auf den allerletzten Schritt. Das nennt man im Militärjargon "bomb on the shelf" – die Bombe im Regal. Im "Regal" liegen alle benötigten Einzelteile, die innerhalb von Tagen zu einer echten Waffe zusammen gebaut werden können.
Eine solche "Noch-nicht-Bombe" erfüllte alle Zwecke. Iran wäre eine Atommacht, ohne es offiziell zu sein. Es hätte den Status, ohne irgendwelche unberechenbare Wutanfälle der Welt fürchten zu müssen.'
Woran keine Zweifel bestehen dürften, ist m.M.n. eher der Umstand, daß wenig Bedarf an weiteren westlichen Einmischungen wie der Operation Ajax oder der Iran-Contra-Affäre besteht.
"Und die Isrealis gehen von einem 30-Tage Krieg aus. Hoffentlich täuschen sie sich nicht"
-- Hoffentlich? Gehts noch? Gibts noch was anderes als Blitzkriegsdenken?
Ist Netanjahu mehr als ein Depp, der aus vermeintlichem nationalen Eigeninteresse die politische Verantwortung dafür übernehmen will, den Amis die irakischen Kastanien aus dem Feuer zu holen ?
Wie Michel Chossudovsky and Finian Cunningham im Dez. 2011 schrieben (In: The Globalization of War: The "Military Roadmap" to World War III ONLINE INTERACTIVE READER(http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=28254)
"The launching of an outright war using nuclear warheads against Iran – which has the world’s third largest known reserves of oil behind Saudi Arabia and Iraq – has been on the drawing board of the Pentagon since 2005.
If such a war were to be launched, the entire Middle East/Central Asia region would be drawn into a conflagration. Humanity would be precipitated into a World War III scenario."
Soll "Menschlichkeit zu versenken" als weiter zu pflegende deutsche Tradition mal wieder zur Ausführung kommen?
"Und die Irealis gehen von einem 30-Tage Krieg aus. hoffentlich täuschen sie sich nicht."
Hoffentlich probieren sie es gar nicht aus!
Und klar sollten uns A-Waffen generell beeindrucken. Das bezugnehmend auf das von Ihnen entworfene Szenario, wenn der Iran solche werfen sollte. Nur weiß ich nicht, warum Sie letzten Endes den Iran als die atomare Bedrohung im Nahen Osten hinstellen? Hat er A-Bomben, ist er freilich eine. Israel wiederum hat solcherart Waffen. Hätte der Iran welche, würde Israel auf einen Angriff drängen? Wenn Sie nun von einer "Ventilierung der Thematik" reden, warum neigen Sie dann doch dem allgemeinen Gedröhne zu, dass die Lichter zwangsläufig ausgehen, wenn erstmal die verrückte Mullahs eine Bombe in Händen halten? Vielleicht hat der Iran tatsächlich schon entsprechende Waffen. Nimmt man dann am Tische Netanjahus an, er würde sie letzten Endes doch nicht einsetzen? Oder geht man davon aus, dass die Dinger nur noch nicht fliegen "können"?
Für die israelische Kriegstreiberei und die Kriegspläne gegen den Iran, ob nun sechs Tage oder 30 Tage oder Jahre - aus manchem "Blitzkrieg" wurde ein jahrelanges Gemetzel - gibt es keine Rechtfertigung! Wie verkomme und pervers sind diese Politiker denn, die einen krieg als machbar sehen, weil er laut ihren Planungen nur 500 Tote auf der eigenen Seite bringt? Das ist genauso schlimm und pervers wie dieser verdeckte Krieg gegen Syrien! Ich kann das nicht anders bezeichnen.
schlussfolgernd: es geht also nicht um ein gleichgewicht des schreckens wie einst bei "ost/west" sondern schlicht um die sicherung militärischer überlegenheit - die letztendlich einzige art von überlegenheit auf die sich die organe der gegenwärtigen weltweiten machtstrukturen meinen noch verlassen zu können...
"alle benötigten Einzelteile, die innerhalb von Tagen zu einer echten Waffe zusammen gebaut werden können."
Abgesehen davon, dass es den Israelis gleich sein dürfte, ob die Sprengköpfe schon montiert sind oder zu jedem beliebigen zeitpunkt binnen kurzem montiert werden könnten, bliebe das bisherige Dilemma bestehen: Teheran würde bestimmt keine effektiven Kontrollen zulassen, die beweisen,dass es die Bombe "nur" im Regal liegen hat. Oder anders herum: Wie beweist man die Nicht-Existenz der Bombe? Insofern scheint mit diese Variante zwar theoretisch und logisch möglich, aber politisch weitgehend irrelevant.
"wenn der Iran – mit einer entsprechenden Regierung – sich jedoch ohne Alternative sieht und die Bombe hat, wird es das Selbstmordprogramm abspulen, nach dem Motto: Ihr geht mit uns unter." Soweit ich sehe war der einzige, der vorsätzlich nationalen Selbstmord begehen wollte A. Hitler (~ wenn die Deutschen nicht siegen, sollen sie untergehen). Die Iraner sind m.E. nicht mehr und nicht weniger zynisch im Umgang mit Macht wie die meisten im WSesten inkl. Jerusalem. Klar ist: niemand kann es wissen. Das ist der ewige Trumph derjenigen in Israel, die angesichts jeder Gefahr seit ~ 1947 den worst case beschwören: Wem die vollkommene Vernichtung droht, der scheint berechtigt zu jeglicher "konventioneller" Gegenwehr.
"die normalen Amerikaner haben kein Interesse"
Weit gefehlt: Etwa 20 Prozent der amerikanischen Wählerschaft sieht sich als christliche Zionisten. Als Frontmann spielt sich seit einiger Zeit der rechtskonservative Ex-FOX-Kommentator Glenn Beck auf:
>>News commentator Glenn Beck worked the audience into a frenzy, decrying the historical persecution of Jews, insisting that Israel cannot cede control over territories it controls, and calling upon the conference attendees to declare that they, too, are Jewish.
"Jews have been chased out of every corner of this planet," said Beck. "Enough is enough." Beck said that new states can be established, but not at the expense of other states, and that Israel is historically the 'Land of the Jews', implying that Israel should not relinquish control over the West Bank in order to create a State of Palestine.
Beck repeated a refrain that Netanyahu had introduced earlier, appealing to audience members to self-identify as Israelis and Jews themselves. He exhorted, "When we see Israelis not as part of us, but as us, we can move to the next level as human beings," adding, "Let us declare 'I am a Jew,' they cannot kill all of us". >> http://bit.ly/qz8Nom
Die FTD berichtet:
Der US-Blogger Richard Silverstein hat Details eines angeblichen israelischen Plans für einen Angriff auf den Iran veröffentlicht. Das Papier zeichne das Bild eines High-Tech-Krieges, bei dem sich nur wenige israelische Piloten in Gefahr begeben müssten, berichtete die Zeitung "Jediot Achronot" am Mittwoch unter Berufung auf Silversteins Blog "Tikun Olam". Das Papier sei ihm von einem früheren israelischen Minister zugespielt worden, sagte er der BBC. Silverstein ist für Berichte über israelische Sicherheitspolitik bekannt. Eine offizielle Stellungnahme gab es nicht.
Ich hatte Ihnen, lieber Schlesinger, den Blog von Juan Cole in einem anderen Zusammenhang schon einmal empfohlen, über Iran finde ich ihn besonders interessant.
Es gibt aus Iran unmißverständliche Positionierungen zu Atomwaffen, ich halte es für vermessen, sie vollständig zu ignorieren, bzw. mangels Einblick in Staatsgeheimnisse, die nicht ein einziger Staat auf der Erde einem anderen Staat gewähren würde, für 'politisch weitgehend irrelevant' zu erklären. Es gibt wohl kein Land auf der Welt, in dem so oft und so viele IAEA-Kontrolleure unterwegs sind wie in Iran. Interessant ist vor allem die Veränderung des IAEA-Tenors, seit El Barradei nicht mehr deren Kopf ist.
Rafsanjani: Iran does not Want Nukes
'We really do not seek to build nuclear weapons and a nuclear military system. In a Friday prayer sermon in Tehran, I even once said that an atomic bomb would not benefit the occupation regime of Israel. Eventually, if one day a nuclear conflict takes place, Israel as a small country, will not be able to bear an atomic bomb. It is a small country and all its facilities would be destroyed. However, they interpreted this advice as a threat. We really believe that there should not be any nuclear weapon in the region and this is a part of the principles of our politics.' (Rafsandjanis Aussage über Israels Kleinheit, damit Wehrhaftigkeit ist natürlich inhaltlich spätestens seit den atomwaffenfähigen U-Booten als deutsche Freundschaftsgabe Makulatur)
Yes, MEMRI, there is a Fatwa from Khamenei forbidding Nukes
'Vienna, Aug 10, IRNA — Iran is a nuclear fuel cycle technology holder, a capability which is exclusively for peaceful purposes, a statement issued by the Islamic Republic at the emergency meeting of the Board of Governors of the International Atomic Energy Agency (IAEA) read here Tuesday evening.
The Supreme Leader of the Islamic Republic of Iran, Ayatollah Ali Khamenei, has issued the fatwa (religious decree) that the production, stockpiling, and use of nuclear weapons are forbidden under Islam and that Iran shall never acquire these weapons, it added…
“Madam chair, colleagues…
“The Leader of the Islamic Republic of Iran, Ayatollah Ali Khamenei has issued the fatwa that the production, stockpiling, and use of nuclear weapons are forbidden under Islam and that the Islamic Republic of Iran shall never acquire these weapons. President Mahmoud Ahmadinejad, who took office just recently, in his inaugural address reiterated that his government is against weapons of mass destruction and will only pursue nuclear activities in the peaceful domain. The leadership of Iran has pledged at the highest level that Iran will remain a non-nuclear-weapon state party to the NPT and has placed the entire scope of its nuclear activities under IAEA safeguards and Additional Protocol, in addition to undertaking voluntary transparency measures with the agency that have even gone beyond the requirements of the agency’s safeguard system.'
Diesen Aussagen würde das Szenario der möglichen 'Bombe im Regal' nicht widersprechen.
Der Beweis der Nicht-Existenz der Bombe ist genau so wenig möglich wie der Beweis der Nicht-Existenz von 'weapons of mass destruction' in Irak.
Das israelische Atom-Waffen-Arsenal ist nicht mal mehr ein Geheimnis, es ist die exakt gleiche Strategie der Unklarheit wie die 'Bombe im Regal'. Mit dem Unterschied, daß Israel mittels Leugnung die IAEA-Kontrolleure außer Landes hält.
Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber mutmaßlich interessant: die arte-Doku Israel und die Bombe, gesendet am 14.8. also noch ein paar Tage zu sehen.
Sie singen auf der einen Seite das Loblied auf Leute, die "wissen was sie wollen und sie wissen was sie tun" und andererseits formulieren Sie, dass die "Isrealis [sich] hoffentlich (...) nicht [täuschen]". Da ist Ihnen anscheinend die Quadratur des Kreises geglückt. Alles andere als mittelmäßig. Warum hoffen sie, dass es schnell geht? Meinen Sie, mit frommen Wünschen werden sie der besonderen deutsche Verantwortung für das Wohlergehen Israels gerecht?
"Sind es jene, auf deren Stimmen es Obama ankommt"
Salopp formuliert: Stimme ist Stimme :-) 20 Prozent ist einfach eine Größenordnung, auf die letztlich niemand verzichten kann, ob Obama die dahinter stehende Gesinnung nun mag oder nicht.
TANIA, Sie bezeichnen die Zusammenarbeit der IAEA mit dem Iran als gut?
Das ist bemerkenswert, da die Internationale Atomenergiebehörde das offenbar ganz anders sieht:
""As announced by the Director General earlier this week, we met today to discuss the structured approach paper. The Agency team came to the meeting in a constructive spirit with the desire and intention of finalising the paper. We presented a revised draft which addressed Iran's earlier stated concerns. However, there has been no progress and, indeed, Iran raised issues that we have already discussed and added new ones. This is disappointing. A date for a follow-on meeting has yet to be fixed."
Wie immer ist das höflicher Diplomaten-Sprech. Die Realität muss demnach mehr als frustrierend sein...
Washington hatte im Suezkrieg keine Aktien. Seinerzeit liess sich Israel von Frankreich mit state-of-the-art Waffen ausrüsten (Mystere Jagdbomber u.a.) und bekam Anschubhilfe für den Nuklearmeiler Dimona.
Danke für die Korrektur: MI6, nicht MI5. Für den Kontext allerdings irrelevant. England war aktiv am Sturz Mossadeghs beteiligt.
"USA haben ein Machtwort gesprochen".
Vielleicht, hoffentlich haben Sie recht. Bewertet man das bisherige Verhältnis Netanjahu - Obama kann man auch zu dem Schluss kommen: Netanjahu lässt sich von Obama mindestens ebensowenig sagen wie seinerzeit von Clinton.
Israel hat sich m.E. weder für den Einmarsch im Libanon 1982 das ok aus Washington geholt, noch für die Bombardierung des irakischen Reaktors Osirak noch für Cast Lead 2009/10.
Liebe dame.von.welt, danke für den ausführlichen Beitrag, und Hinweis auf und die Argumente von Juan Cole.
Die Fatwa Chameinis ist mir bekannt. Ich räume ein eventuell zu weltlich ausgerichtet zu sein, um religiösen Urteilen bezogen auf politische Vorgänge weitgehendes Zutrauen entgegen zu bringen.
Dazu sind mir die Äußerungen aus Teheran zu ambivalent - und ich meine nicht die allzu oft breit getretene Äußerung Ahmadinejads bzgl. der Zerstörung Israels,sondern z.B.
"We have intervened in anti-Israel matters, and it brought victory in the 33-day war by Hezbollah against Israel in 2006, and in the 22-day war" between Hamas and Israel in the Gaza Strip, he said.
Israel's large-scale military incursion against Hamas in 2008-09 in Gaza ended in a ceasefire, with Israel claiming to have inflicted heavy damage on the militant organisation. The war in Lebanon ended with a UN-brokered truce that sent thousands of Lebanese troops and international peacekeepers into southern Lebanon to prevent another outbreak.
"From now on, in any place, if any nation or any group confronts the Zionist regime, we will endorse and we will help. We have no fear expressing this," said Khamenei.
He said Israel was a "cancerous tumour that should be cut and will be cut".
http://www.guardian.co.uk/world/2012/feb/03/khamenei-iran-help-confront-israel
Der Hinweis auf Staatsgeheimnisse, die niemand offen legen will, ist plausibel im ersten Moment und ist es doch nicht. Soll heissen: Will ein Staat (Iran) einen Krieg riskieren wegen seiner Fortschritte zur zivilen Nutzung von Atomkraft? Einer Technik, die unzählige Staaten längst haben? Das Argument überzeugt nicht.
Konsistenter scheint mir eher Chameinis ""The Islamic Republic of Iran wants to prove to the world that possessing nuclear weapons does not bring power and that might doesn't come from atomic weapons. Might based on nuclear weapons can be defeated and the Iranian nation will do this."
Das scheint mir am plausibelsten: Iran will gerade nicht einen unkalkulierbaren Atomkrieg. Er will und sucht die Konfrontation mit Israel auf einem gut kontrollierbaren Level. Zum Beispiel über die Proxies Hisbollah oder Hamas. Um selbst (vermeintlich) unangreifbar zu werden, sucht Iran die Bombe. Ob fertig oder im Regal, dürfte aus Sicht Irans zweitrangig sein. Aus Sicht Israels ebenso.
Israel bräuchte etwas Geduld. Irans Aggression gegen Israel rührt doch nicht aus schierer Solidarität mit der palästinensischen (sunnitischen) Sache. Es ist eher wie bei Nasser die Furcht vor dem eigenen Versagen. Nasser musste sich gegenüber Israel aufspielen, weil sein Abenteuer im Jemen ein Fiasko war und Irans Führung kann seinem Volk seit Jahren nicht mehr "liefern". Die nächste grüne Revolution kommt bestimmt.
Ach was! In Kunibert Hurtig15.08.2012 13:29 reden Sie ein atomares Szenario durch den Iran herbei und dass Amerikaner, bedingt, besonders aber Europäer damit und deswegen die größten Sorgen haben müssten. Glauben Sie im Ernst, es geht um die Bombe?
Hmnuja, Israel sucht die Konfrontation mit Iran eben u.a. via Stuxnet und dem Mord an Wissenschaftlern - ich kann nicht finden, daß das nun besonderem Friedenswillen Ausdruck verleihen würde, vom beinahe unausgesetzten Kriegsgetrommel Israels zu schweigen. Man sollte sich dabei auch keinen Illusionen hingeben, der Schattenkrieg ist längst im Gange und es geht in der Tat nicht um Bombe ja/nein, sondern um Hegemonialansprüche. Mich stört das Gemesse mit zweierlei Maß gegenüber Iran. In die Diskussion gehörte auch eigentlich noch der Krieg in Syrien, der sich mit vermutlich weiter zunehmender Tendenz zum Stellvertreterkrieg entwickelt.
Auch das Motiv des Agierens aus Angst vor Versagen ließe sich in Israel finden, wo ja ganz gern auf diese Weise von innenpolitischen Notwendigkeiten durch die Schürung von äußeren Bedrohungsszenarien abgelenkt wird. Davon hatten wir's ja bereits mehrfach, denken Sie z.B. an die Diskussion über 'To see if I'm smiling'.
Es gibt aber einen, meiner Meinung nach beim Punkt Versagensängste entscheidenden Unterschied zwischen beiden Staaten: Iran ist eine jahrtausendealte, relativ homogene und beinahe monoreligiöse Nation, Israel ist das nicht. Israel ist der unter schwierigsten Bedingungen zuletzt gegründete Staat in der Region mit einer multi-ethnischen und multi-religiösen Bevölkerung, von der ein nicht kleiner Teil diskriminiert und marginalisiert wird - also für innenpolitische Dauerunruhe gesorgt ist. Die Diskriminierung und Marginalisierung der Hälfte der iranischen Bevölkerung, nämlich der Frauen, sorgt aus meiner Sicht für nicht ganz so viel innenpolitischen Sprengstoff (im Sinn unablässig drohender, blutiger Auseinandersetzungen). Insofern halte ich Iran in gewisser Hinsicht für souveräner als Israel.
Ich würde auch die These wagen, daß selbst die allererfolgreichste allergrünste iranische Revolution weder vom Nationalstolz noch vom Atomprogramm noch vom Widerstand gegen fremde Einmischungen in iranische Innenpolitik Abstand nehmen würde. Ebensowenig glaube ich, daß Iran sich absehbar noch einmal zum Spielball von irgendjemandes Wirtschaftsinteressen machen läßt wie zu Zeiten des Schahs. Ich frage mich auch, wie sich die iranische Entwicklung wohl ohne den Sturz Mossadeghs vollzogen hätte, m.M.n. führte er mittelbar zur Islamischen Revolution.
Um Mißverständnissen vorzubeugen: ich hege zero Sympathien für die Mullahs und Militärs im Iran. Ich glaube aber, daß das Dauersperrfeuer, daß seit 30 Jahren dem Iran auf allen Ebenen zuteil wird, die demokratischen Bestrebungen in Iran sehr schwächt und sie auch dem Vorwurf aussetzt, von USA, Israel oder wem auch immer, jedenfalls von außen gesteuert zu sein. Und was den Mossad angeht, so neige ich allmählich dazu, eben so wie bei der CIA, geradezu jedes Gerücht zu glauben - meist erweist es sich ohnehin als wahr.
Eine Anmerkung noch zu Staatsgeheimnissen: ich halte es für völlig undenkbar, daß Iran seine Rüstung offenlegt, um zu beweisen, die Bombe nicht zu haben. Das würde kein Staat der Welt um keinen Preis tun. Ganz abgesehen davon, daß wohl auch niemand Iran glauben würde, dazu ist es seit der Islamischen Revolution zu dauerhaft zum Hort und Ursprung des Bösen erklärt worden.
dame.von.welt: sehr schön! Sehe unsere Positionen nicht so sehr auseinander. Hoffe nicht mit zweierlei Maß zu messen. Kann Israel in dieser Sache ebensowenig Friedenswillen attestieren - gerade auch aus den von Ihnen angeführten Gründen - wie dem Iran. Gerade darum ist mindestens der Iran an einem niedrigschwelligen Konflikt interessiert, Israel hingegen nur solange, wie es die Mullah-Bombe verhindern kann. Gelingt das nicht, wird man mehr machen wollen. Angesichts der vergangenen ~ sechs Jahrzehnte Iran kann man jenseits aller politischen Neigungen feststellen dass Teheran sich mehr Schutz verschaffen will. Israel mag das nicht. Realpolitisch ist beides nachvollziehbar. Bislang sehe ich nicht, dass vom Kollisionskurs abgewichen wird.
Was mich ein wenig irritierte, ist Ihr Abheben auf den unwahrscheinlichen amerikanischen Einspruch vor der Wahl. Laut Sandkasten-Strategen über die Führbarkeit eines israelischen Kriegs gegen Iran (mit dem Ziel, die teilweise unterirdischen Atomanlagen zu zerstören), benötigt Israel nicht nur keinen Einspruch, sondern weitere militärische Unterstützung der USA.
Mit dem Gemesse mit zweierlei Maß meinte ich selbstredend nicht Sie, sondern die Sandkasten-Strategen allerorten. Eine Übersicht über die militärischen Optionen und ihre Konsequenzen bietet eine etwas ältere Sendung (von 2010?) Mit offenen Karten mit der abschließenden Einschätzung: Sackgasse.
Die iranisch gestützte Hisbollah spricht massive Drohungen gerade auch gegen die israelische Zivilbevölkerung aus:
"The Iranian-backed Lebanese group Hezbollah said on Friday it could kill tens of thousands of Israelis by striking specific targets in Israel with what it described as precision-guided rockets.
"I tell the Israelis that you have a number of targets, not a large number ... that can be hit with precision rockets ... which we have," Hezbollah Secretary General Hassan Nasrallah said in a broadcast speech.
Zur "Anti-Atomwaffen-Fatwa" Chameinis gibt es auf PBS einen interessanten Beitrag, der m.E. durchaus schlüssig darlegt, dass man diese Fatwa - sofern sie existiert - nicht überbewerten sollte.
Bitte? Ich schrieb nichts davon, man solle die Fatwa überbewerten, sondern man solle sie (und andere unmißverständliche Positionierungen aus Iran) nicht vollständig ignorieren.
Selbstredend kann eine Fatwa durch eine andere Fatwa ersetzt werden. Eine Fatwa ist ein Rechtsgutachten, das zu einer strittigen religiösen Frage eingeholt wird. In einem Religions-Staat wie Iran ist vermutlich so gut wie alles eine religiöse Frage. Die Reichweite einer Fatwa hängt von der Autorität desjenigen ab, der sie ausspricht, bei Khamenei ist sie also groß. Die iranische Nukes-Fatwa war mit größter Sicherheit außerdem mit der iranischen Regierung/dem Militär abgestimmt und hat damit den Rang eines Gesetzes. Auch Gesetze nach unserem Verständnis werden bekanntlich gelegentlich geändert, aus aktuellem Anlaß, nämlich dem 20sten 'Geburtstag' des Anlaß dazu, möchte ich z.B. an die Abschaffung des individuellen Asylrechts in Deutschland erinnern.
Der von Ihnen verlinkte Beitrag irrt allein schon an dem Punkt, die Fatwa sei nirgendwo fixiert. Auf sie wurde am 10.8.2005 vor der IAEA Bezug genommen, was u.a. iranische Nachrichtenagenturen verbreiteten - in Ermangelung von Persisch-Kenntnissen kann ich diesmal nur mit Sekundärquellen dienen. Sie möchten unterstellen, die Nukes-Fatwa sei eine komplette Luftnummer, quasi: Super-Taquiya?
Und noch einmal: meine Sympathien für die Mullah-Militär-Regierung in Iran liegen weit unter Null, dennoch hielte ich ein Minimum an Fairness für sinnvoll - sofern man den drohenden Krieg gern vermieden sähe.
?
"Bitte? Ich schrieb nichts davon, man solle die Fatwa überbewerten" Habe ich mit keiner Silbe unterstellt - weder indirekt noch direkt. Ich fand den Beitrag auf PBS lediglich interessant. Mehr war / ist da nicht. Zur Ehrenrettung des Autors auf PBS: Er hat ausdrücklich gesagt, er hat (noch) keine Kenntnis davon und bittet die Leser, ihm weitere Infos zukommen zu lassen.
Herr Hurtig,
meine Worte waren in keiner Weise auf Sie bezogen. Ich will Ihnen auch gar nicht widersprechen. Sie dürfen davon ausgehen, dass ich mich auch schon voprher mit meinen begrenzten Mitteln über die Zusammenhänge schlau gemacht habe.
Ich weiß auch, dass ich mit meiner moralischen und verbalen Entrüstung nicht ändern kann. Aber ich kann diesen ganzen Unsinn, der da von Politikern, die ernst genommen werden wollen, veranstaltet wird, nicht schweigend hinnehmen.
Aber natürlich widerspreche ich Ihnen ausdrücklich, wenn Sie den Iran zur Gefahr erklären. Auch in diesem Fall gegen die (kriegstreibende) gefahr von den USA und Israel aus. Vielleicht hoffen ja die Führungen dieser beiden Länder auch darauf, die iranische Führung so lange zu provozieren, bis einer von ihnen "losschlägt" durch z.B. einen unüberlegten Angriff auf ein US-Kriegsschiff im Persischen Golf. Das wäre dann ein "guter" Kriegsgrund. Ich glaube aber nicht, dass diese Provokation gelingt, denn die iranischen Führungskräfte sind sicher nicht so "durchgeknallt" wie immer wieder von ihnen behauptet wird.
Tut mir leid, lieber Schlesinger, mein Fehler - ich vergaß das entscheidende 'nicht' vor 'überbewerten'.
Insgesamt neige ich der Einschätzung von Hans Springstein (21.8. 15h53) zu.