Mir fehlt einfach alles

Zeitschriftenschau Von den USA bis nach Bulgarien: Michael Buselmeier liest literarische Zeitschriften
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Im August 1939 erschien in der New York Times ein ungewöhnlicher Aufruf. Wissenschaftler an der Universität Harvard suchten nach Augenzeugen-Berichten über das „Leben in Deutschland vor und nach 1933“. Schlichte Erfahrungsprotokolle von etwa 80 Seiten wurden bevorzugt. Ein Preisgeld von insgesamt tausend Dollar war ausgesetzt. Bis April 1940 gingen mehr als 250 Manuskripte ein; die meisten stammten von emigrierten Juden, die Deutschland und Österreich nach den Novemberpogromen 1938 verlassen hatten und sich nun in den USA, in Großbritannien, Palästina oder Shanghai aufhielten.
Motor und Seele des Projekts war der junge Historiker Edward Hartshorne. Ihm ging es weniger um eine wissenschaftliche Auswertung der Texte als um die aktuelle Lage der Juden