Die heißeste Frau mit Haaren auf den Beinen

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Ich berichte von meiner Affäre mit der amerikanischen Heimatschutzministerin. Außerdem zähle ich die Apfelstücke im Obstsalat.

Ich weiß noch, wie rot ihre Lippen waren und wie sie meinen Namen hauchte und wie sie sich dann über mich beugte.

Eine amerikanische Zeitung hat ihre Leser gefragt: Mit welchem Mitglied der Obama-Regierung würden Sie Sex haben? 43,3 Prozent entschieden sich für Michelle Obama, 41,7 Prozent für Barack. Ganz am Schluss steht Janet Napolitano, die Ministerin für Heimatschutz, mit 2,6 Prozent. Das Ergebnis hat die Zeitung in einem Bild abgedruckt. Barack und Michelle liegen mit dem halben Kabinett im Bett, Janet Napolitano hat ihren Arm an einen Aktenschrank gelehnt, guckt böse und hat Haare auf den Beinen.

Ich verstehe das nicht. Janet war das heißeste Gerät meiner High-School-Zeit. Wir Jungs pfiffen wie die Rohrspatzen, wenn sie das Klassenzimmer betrat. Lange, schwarze Haare, lange, glatte Beine, ein Lächeln, das Kriege beendete. Sie war so alt wie wir, aber unerreichbar. Einmal berührte sie fast meine Hand. Danach wusch ich sie nie mehr.

Mit 18 kam der Tag des Abschlussballs. Niemals hätte ich es gewagt, Janet zu fragen, sie ging mit einem Jungen aus der Parallelklasse. Ich ging mit Michelle Robinson hin, eine graue Maus aus der ersten Reihe. Auf dem Ball versuchte mich Michelle einige Male zu küssen. Ich sagte, ich müsse mir die Schuhe zubinden oder ein Glas Bowle holen. Den Rest der Zeit guckte ich in eine andere Richtung und zählte die Apfelstücke im Obstsalat. Um elf Uhr sagte ich ihr: „Ich fühle mich nicht gut, ich gehe besser nach Hause.“

Als ich den Schulhof betrat, sah ich Janet. In einem Weltwunder von Abschlusskleid. Sie hockte auf einer Bank und starrte auf den Boden. „Was ist los?“ fragte ich und atmete unregelmäßig. Sie sah mich an.
„Meine Verabredung war ein Flop. Dieser Kerl sprach die ganze Zeit von Politik und wie er die Welt retten wolle. Dieses ganze Zeug. Ich wollte doch nur knutschen.“
Ich erzählte ihr, wie ich mich davor gedrückt hatte, geküsst zu werden. Sie grinste.
„Ich hätte ja gewollt“, sagte ich, „aber nicht mit der.“ In diesem Moment muss ich sehr auf ihre Brüste gestarrt haben.

Drei Sekunden später sagte sie „Ich will noch immer“. Dann stand sie auf, nahm meine Hand und zog mich über den Schulhof aufs Footballfeld. In der Mitte ließen wir uns fallen. Der Rasensprenkler sprenkelte den Rasen. Das hielt uns nicht davon ab, zu schwitzen und grundlegende Geräusche zu machen. Ich fühlte mich wie ein Achtjähriger, den man für eine Nacht in der Süßigkeitenabteilung im Kaufhaus vergessen hat.

Danach fuhr ich sie nach Hause. Als wir auf ihre Straße einbogen, sah sie nach rechts. „Da läuft meine Verabredung von heute Abend, ich glaube, sie hält die Hand deiner Verabredung“, sagte sie. „Na ja, Barack wird es sicher mal weit bringen. Aber nicht bei mir.“

Ich brachte es einen Sommer lang sehr weit bei ihr.

Gestern hat mich der Pressesprecher von Janet Napolitano angerufen. Eine Zeitung habe seine Leser gefragt, mit welchem Mitglied der Obama-Regierung sie Sex haben würden. 43,3 Prozent hätten sich für Michelle Obama entschieden, 41,7 Prozent für Barack. Ganz am Schluss stehe Janet Napolitano mit 2,6 Prozent. Das schade ihrem Ruf. „Deshalb bezahlen wir Journalisten, wenn sie über eine erfundene Romanze schreiben, die sie mit Frau Napolitano hatten.“ Ich könne doch darüber berichte, dass ich mit ihr auf der High School die wildeste Zeit meines Lebens gehabt hätte. „Ich muss nicht lügen. Nicht eine Zeile“, sagte ich.

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die jeden Freitag bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

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