Hartz-IV-Empfänger würden Kauder wählen

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Der Fraktionsvorsitzende der CDU interessiert sich nicht fürs Sparen. Er will bloß den Hartz-IV-Empfängern helfen.

Volker Kauder ist der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Deutschen Bundestag. Aufgrund seiner Parteizugehörigkeit ging ich davon aus, dass der Mann ein gewisses Maß an Seriosität nicht überschreitet. Ich habe mich geirrt. Er ist der hellste Stern am Firmament der Reichstagskuppel.

Kauder schreibt regelmäßig ein politisches Online-Tagebuch, an dessen Inhalt er die Menschheit ebenso regelmäßig teilhaben lässt. Wem das noch nicht genug Volker ist – und wer kann schon genug Volker haben? - dem liest er das Tagebuch auch in einem Internetstream vor. Am 23. September erklärte Kauder, warum es ein Akt der Nächstenliebe gegenüber den Empfängern von Sozialleistungen sei, Sozialleistungen nur zurückhaltend zu bezahlen.

„Der Mensch ist zur Freiheit berufen. Das heißt: auch zur inneren Freiheit, unabhängig zu sein. Und um diese Unabhängigkeit zu bekommen, muss er sein Leben selbst in die Hand nehmen können. Und dies bedeutet, dass wir soziale Leistungen nicht einfach geben dürfen, um einen Zustand zu zementieren einen Status dauerhaft zu verfestigen.“

Für alle, die wie ich angesichts dieser Worte in Verzückung geraten, zitiere ich Herrn Kauder gerne ein zweites Mal.

„Der Mensch ist zur Freiheit berufen. Das heißt: auch zur inneren Freiheit, unabhängig zu sein. Und um diese Unabhängigkeit zu bekommen, muss er sein Leben selbst in die Hand nehmen können. Und dies bedeutet, dass wir soziale Leistungen nicht einfach geben dürfen, um einen Zustand zu zementieren einen Status dauerhaft zu verfestigen.“

Wer noch immer nicht versteht, warum ich mich vor die Füße dieses Leuchtturms der Menschlichkeit werfe, für den fasse ich die Zeilen gerne zusammen: Der Staat will die Sozialleistungen nicht etwa kürzen, um zu sparen, sondern um den Menschen die Freiheit zurückzugeben, derer sie durch die Sozialleistungen beraubt wurden. An dieser Stelle weine ich vor Rührung. Dieser Mensch hat ein großes Herz für Hartz-IV-Empfänger. Weshalb diese den Boden küssen werden, auf dem er läuft.

Doch Kauder möchte gerne noch etwas hinzufügen. Do it again, Volker.

„Sondern gerade bei jungen Menschen müssen soziale Leistungen, auch Hartz IV, immer wieder Anreiz geben, um aus diesem Sozialleistungsbezug herauszukommen und sich aus eigener Kraft dem Leben stellen zu können! Das hat viel mit ‚Würde des Menschen‘ zu tun.“

Wann haben es Weitsicht und Menschlichkeit je so wild miteinander im Hausflur getrieben? Ich schäme mich, einst gedacht zu haben, dass die Sozialleistungen die Würde des Menschen sichern sollen. Nein, gerade die Abwesenheit von Sozialleistungen gibt dem Menschen seine Würde. Denn statt sich mit der finanziellen Unterstützung des Staates panierte Schnitzel und Kohlrabi zu kaufen, sagt der Hartz-IV-Empfänger nun an der Supermarktkasse: „Heute bezahle ich mal mit meiner Würde.“

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden